Ein Kreuz erinnert an die Pest
Epidemien suchten auch früher das Wittelsbacher Land heim. Auch das kleine Kemnat
Aichach-Friedberg Die Corona-Krise bestimmt derzeit den Alltag. Für alle eine völlig neue Erfahrung. Doch über Jahrhunderte waren Seuchen wie Pest, Cholera oder Lepra für die Menschheit ein steter Begleiter. Um das Jahr 541 kam die Pest erstmals nach Europa. Die Pestpandemien überzogen bis 750 nach Christus den Kontinent. Nach Forschungen der Wissenschaft und Untersuchungen von verschiedenen Grabfeldern deutet alles darauf hin, dass das frühmittelalterliche Bayern mindestens von zwei Pestwellen betroffen war. Dann verschwand die Seuche wieder für mehrere Hundert Jahre.
Um das Jahr 1347 kam der „Schwarze Tod“, wie die Pest auch genannt wurde, wieder zurück nach Mitteleuropa – vermutlich auf Schiffen aus dem Vorderen Orient. Bis 1352 war ganz Europa befallen. Nur wenige Städte oder Regionen blieben verschont. Zu diesen gehören zum Beispiel Augsburg, große Teile Polens und Tschechiens und
Teile Belgiens. Hinweise über Pesttode gibt es in Aichach zur Zeit des 30-jährigen Krieges. 1634 starben im März 33 Menschen, im April waren es 51 und im Mai 42 Menschen. Auch das Umland wurde von der Seuche heimgesucht. Im Weiler Kemnat (Gemeinde Schiltberg) verstarben laut den historischen Aufzeichnungen bis auf den Dorfhirten alle Bewohner.
Die Toten durften nicht mehr in ihren Familiengräbern in Metzenried begraben werden. Sie wurden stattdessen hinter dem Strohbauernanwesen im nahen Waldstück zwischen Kemnat und dem Thalhof begraben. Im Volksmund wird erzählt, dass der letzte Überlebende, der die Toten noch bestattet hatte, von einem niederstürzenden Scheunentor erschlagen wurde.
Heute noch erinnert ein schmiedeeisernes Pestkreuz im Waldstück bei Kemnat an die der Seuche zum Opfer gefallenen Bewohner. Es wird von der einheimischen Bevölkerung gepflegt.