Die Innenstadt füllt sich wieder
Jetzt haben auch die großen Häuser mit reduzierter Fläche geöffnet. Was aber macht die City-Galerie? Zahlen zur Passantenfrequenz dokumentieren, wie tief die Einschnitte zuletzt gewesen sind
Seit Montag gelten in Bayern wieder gelockerte Öffnungsregelungen für den Handel. Das öffentliche Leben in Augsburg kommt in Gang. Die Innenstadt füllt sich. Es zieht Leben ein. Dies zeigt sich an Zahlen zur Passantenfrequenz in der Innenstadt. Nahezu menschenleere Einkaufsstraßen zur Mittagszeit, wie es sie bis Ende der vergangenen Woche gegeben hat, sind erst einmal vorbei. Es sind deutlich mehr Menschen unterwegs. Und seit Dienstag ist eine weitere Belebung zu spüren, die sich wohl noch weiter verstärken wird. Große Häuser in der Bürgermeister-Fischer-Straße machten wieder auf. Es gibt also wieder ein größeres Angebot an Einkaufsmöglichkeiten. In den großen Häusern ist allerdings die Verkaufsfläche auf 800 Quadratmeter gegenwärtig beschränkt.
Den Anfang in der Bürgermeister-Fischer-Straße machte das Modehaus Wöhrl, dessen Eigentümer Christian Greiner sich zuletzt auf dem Gerichtsweg gegen die strengen Regelungen der Staatsregierung gestellt hatte. Mit Erfolg. Große Häuser dürfen in Bayern wieder öffnen, wenn sie die Verkaufsfläche auf 800 Quadratmeter reduzieren. Die Staatsregierung schwenkte um.
In Augsburg machte das Modehaus Wöhrl den Vorreiter. Gegen 11 Uhr wurde geöffnet. Wer das Haus jetzt betritt, muss jedoch eine Maske tragen. Auch das Personal ist geschützt. Die Verkaufsfläche wurde verkleinert. Wöhrl hat zudem die Verkaufszeiten etwas reduziert. Bereits um 18 Uhr ist nun Schluss. Vor der Corona-Pandemie war Einkaufen bis 20 Uhr möglich.
Andere Häuser in der Bürgermeister-Fischer-Straße zogen mit der Wiedereröffnung im Lauf des Tages nach. Bei Schuh Schmid war zur Mittagszeit offen. Hinweise, wie sich Kunden zu verhalten haben, sind an den Fenstern der Eingangstüren befestigt. Innen wird darüber hinaus kontrolliert, damit sich nicht zu viele Personen auf einmal im Haus aufhalten.
Beim Haus von Galeria-Karstadt war von außen zu erkennen, dass zumindest im Erdgeschoss die Vorbereitungen für die Wiedereröffnung angelaufen sind. Einzelne Bereiche sind durch blaue Trennwände abgegrenzt. Dies lässt vermuten, dass Karstadt genau berechnet hat, wie die 800 Quadratmeter Verkaufsfläche auszusehen haben.
Noch offen war am Dienstag, wie die Situation sich in der City-Galerie gestaltet. Hier ist zu sehen, dass das Einkaufscenter als Gesamtkonstrukt bewertet wird. Bislang war es so, dass Einkaufscenter in ihrer bekannten Form in Bayern nicht öffnen dürfen. Geöffnet haben einige wenige Geschäfte in der City-Galerie.
Wöhrl hatte zuletzt geklagt, um in einzelnen Häusern mit einer Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern zu starten. Einige Verwaltungsgerichte gaben dem statt. Das Verwaltungsgericht Augsburg wies, wie einige andere Gerichte auch, die Klage zunächst ab. Wöhrl hatte argumentiert, dass die Einhaltung der Vorschriften zum Infektionsschutz gewährleistet sei. Christian Greiner, Eigentümer und Aufsichtsratsvorsitzender der Firma Rudolf Wöhrl SE, sagte: „Es ist sehr erfreulich, dass die Verwaltungsgerichte unserer Rechtsauffassung folgen. Es ist nicht erkennbar, warum eine abgetrennte Verkaufsfläche in einem großen Modehaus anders behandelt werden soll als ein Laden, der zufälligerweise eine Fläche von 800 Quadratmetern oder weniger hat. Im Einzelhandel sollte stets Chancenund Wettbewerbsgleichheit gelten.“
Die Wiedereröffnung der großen Häuser in der Bürgermeister-Fischer-Straße wird als weiterer Schritt zur Rückkehr in die Normalität gesehen, heißt es aus dem Handel. Wie berichtet, hatten viele Geschäftsleute zuletzt geklagt, wie groß die Umsatzverluste waren, weil die Geschäfte geschlossen bleiben mussten. Das Onlinegeschäft war kein adäquater Ersatz.
Weil in den zurückliegenden Wofast kein Laden geöffnet hatte, wirkte die Innenstadt teils wie ausgestorben. Das Kölner Start-up Unternehmen Hystreet liefert für diese Einschätzung Zahlen. Es erfasst Passanten per Laserscanner. Das Gerät zeigt an, wer durch die Augsburger Innenstadt spaziert. In zwei Straßenzügen wird die moderne Technik eingesetzt: Daten stammen aus der Bürgermeister-FischerStraße und der Annastraße.
Bei Betrachtung des Tagesverlaufs war am Montag die Mittagsstunde zwischen 12 und 13 Uhr in der Annastraße am belebtesten. Es wurden 1005 Personen registriert. Am Dienstag lag die Zahl mit 1113 Passanten noch ein wenig höher. Am Montag der Vorwoche, als wegen der Corona-Pandemie strengere Regelungen galten, waren es 706 Personen. Interessant mag auch der Vergleich zum Samstag sein, der in der Regel als Frequenzbringer für die Geschäftswelt in Augsburg dient. Vergangenen Samstag waren es zur Mittagszeit gerade mal 738 Personen in der Annastraße – also ebenfalls viel weniger als am zurückliegenden Montag. Der Zuspruch am Samstag dürfte ohnehin nur darauf zurückzuführen sein, dass der Stadtmarkt auch in Zeiten der Corona-Pandemie geöffnet hat.
Das statistische Material dokumentiert ferner, wie einschneidend die staatlich verordneten Ausgangsbeschränkungen das öffentliche Leben in Augsburg ausgebremst hachen ben. Dass in der Innenstadt wenig los gewesen ist, hat jeder registriert, der sich hier aufhielt. Die Zahlen belegen es: Im März wurden in der Annastraße knapp 214000 Passanten gezählt. Im Februar, der zudem zwei Tage weniger hatte, waren es dagegen 327 000 Personen.