Spanien erlaubt Spaziergänge
Wie sich Europa um Lockerungen in der Corona-Krise bemüht In Frankreich öffnen Geschäfte ab 11. Mai
Madrid/Paris Spanien hat die Tür einen Spalt breit aufgemacht: Nach sechs Wochen Ausgangssperre durften am Sonntag erstmals Millionen Kinder in Begleitung eines Erwachsenen wieder eine Stunde vor die Tür. Doch was sich mancherorts auf den Straßen abspielte, sorgte bei Ärzten für Empörung: kein ausreichender Sicherheitsabstand zu anderen Familien, keine Masken vor Mund und Nase. „Eine Schande“, zürnte ein Mediziner auf Twitter.
Auch in der Regierung ist die Sorge groß, dass eine zu schnelle Lockerung der Ausgangsbeschränkungen die Zahl der Infektionen wieder steigen lassen könnte. Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez betonte, die Rückkehr zum Alltag müsse „langsam und stufenweise“geschehen, um kein gesundheitliches Risiko einzugehen. Vom 2. Mai an sollen Erwachsenen wieder sportliche Aktivitäten und Spaziergänge erlaubt sein – voraussichtlich nur für eine Stunde täglich und im Umkreis von einem Kilometer. Im Laufe der nächsten Wochen soll damit begonnen werden, Handel, Tourismus und die übrige Wirtschaft allmählich wieder hochzufahren. Über allem, sagt die Regierung, stehe der Leitsatz: „Sicherheit zuerst.“Spanien hat mit rund 211000 Infektionen die meisten bestätigten Covid19-Fälle in Europa, fast 24 000 Menschen starben. Jetzt steigt die Zahl der Neuinfektionen nur noch langsam – zuletzt um 0,6 Prozent.
Auch in Frankreich sinken die Zahlen der Corona-Patienten kontinuierlich. Am Dienstag hat Premierminister Éduard Philippe einen vorsichtigen Lockerungsfahrplan vorgestellt: Vom 11. Mai an sollen die Schulen schrittweise wieder öffnen. Auch Geschäfte, Museen und Märkte können dann wieder aufmachen. In öffentlichen Transportmitteln gilt eine Maskenpflicht. Ab 11. Mai werde ausreichend Mundschutz für alle vorhanden sein, versprach der Premier und verteidigte sich gegen die Vorwürfe, zu Beginn der Pandemie vom Tragen der Schutzmasken abgeraten zu haben.
Über die Zukunft von Restaurants und Cafés soll erst Ende Mai entschieden werden. Erst dann lasse sich auch eine Prognose für den Urlaub oder für die Öffnung von Theatern oder Kinos treffen. Der Weg der richtigen Entscheidung sei ein „schmaler Grat“, sagte Philippe.