13 Störche im Landkreis
Fünf Nester in Pöttmes, Grimolzhausen, Aichach, Dasing und Bachern sind derzeit besetzt, allerdings brüten nicht alle Tiere. An manchen Standorten kommt es zu ungewöhnlichen Situationen und in Aichach herrscht „Wohnungsnot“
Fünf Storchennester in Pöttmes, Grimolzhausen, Aichach, Dasing und Bachern sind derzeit besetzt. In Aichach herrscht „Wohnungsnot“für die Tiere.
Aichach-Friedberg Dreizehn gilt ja bei abergläubischen Menschen als Unglückszahl. Aber gleich dreizehn Glücksbringer im Wittelsbacher Land, das kann doch eigentlich nur Glück bringen? So viele Störche gab es noch nie im Landkreis, seit die Großvögel seit Beginn des Jahrtausends wieder hier brüten. 2003 traf wieder ein Storchenpaar am historischen Horst am Pöttmeser Storchentor ein. Zuvor war dies 1996 der Fall und der gesamte Landkreis war über diese Zeit ohne Brutpaar. Derzeit sind fünf Nester im Landkreis bewohnt, aber nicht alle Störche brüten. Dazu gibt es weitere Vögel auf dem Neusa-Gelände (wir berichteten). Hier ist noch unklar, ob ein Paar dort bleibt. Ein Überblick über die Situation im Wittelsbacher Land:
● Für die Störche im Landkreis begann das Jahr 2020 etwas ungewohnt. In Pöttmes war das aus dem Elsass stammende Männchen gar nicht erst in den Süden geflogen. Der im Jahr 2005 geborene Franzose war nach Beobachtung des Pöttmeser Storchenkenners Heinrich Mayr ab Mitte Februar mit einem unberingten Weibchen verpaart. Es wurde lauthals geklappert. Die Bürger konnten mit ansehen, dass die Störche Nachwuchs anstreben. Derzeit wird gebrütet.
● In Grimolzhausen war über die Herbst- und Wintermonate eine winterharte Staude auf dem Nest gewachsen. Eine Brut im neuen Jahr schien ungewiss. Mithilfe der Unteren Naturschutzbehörde beim Landratsamt kam bereits im Januar der Einsatz der Aichacher Feuerwehr zustande. Wegen des abschüssigen Geländes und der weiten Friedhofsmauer brach Einsatzleiter Werner Mayer die Hilfsaktion ab. Die 30 Meter lange Leiter reichte leider nicht ganz aus. Als vier Wochen später ein Storchenpaar im Pöttmeser Ortsteil eintraf, trampelte es den Wildwuchs nieder und überbaute ihn mit eingeflogenen Zweigen. Das Paar brütet zurzeit. Gelegentlich werden die Störche von Wildgänsen gestört. In der ersten Aprilwoche flogen und schrien fünf Rostgänse am Dach des Nachbarhauses. Das brütende Storchenweibchen blieb aber ruhig im Nest sitzen. Rostgänse gelten als nicht zimperlich bei der Auswahl von Nistplätzen.
● Aichach erlebt derzeit einen Boom bei Störchen. Am ehemaligen Mondi-Kamin brütet wieder ein unberingtes Paar. Etwa 600 Meter weiter südlich und nahe der Flurstraße sind zeitweise drei Störche auf dem stillgelegten Kamin der ehemaligen Firma Neusa zu beobachten. Auf dem Rande des Kamins wird gelegentlich Nistmaterial eingeflogen, das aber zu Boden fällt. Die Störche klappern lauthals auf dem Turm und „basteln“am Nachwuchs. Eine Nachschau von Mitgliedern des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) ergab allerdings, dass sich zwei Männchen um ein Weibchen bemühen. Ausgang ungewiss, da kein passendes Nest vorhanden. Das einzige beringte Männchen, abgelesen von „LBV-Fahndern“, schlüpfte nach
Mitteilung der Vogelwarte Radolfzell im Jahr 2018 in Südbaden und ist beringt. Es ist fraglich, ob dieser Storch bereits fortpflanzungsfähig ist. Auf Anfrage des langjährigen ehemaligen LBV-Kreisvorsitzenden Gustav Herzog versicherte Bürgermeister Klaus Habermann, dass die Stadt Aichach an der Ansiedlung eines weiteren Storchenpaares interessiert ist und dies fördern will. Allerdings nach der Corona-Krise. Für Artenschützer Herzog und sein Team eine gute Nachricht.
● Das vierte Storchenpaar im Landkreis brütet in Dasing. Beide Störche sind beringt. Ihre Herkunft ist daher bekannt. Das Weibchen überwinterte bereits zum zweiten Male in Dasing. Das Männchen, das heuer 20 Jahre alt wird, reiste pünktlich aus dem Süden an. Nach einer Dokumentation des Verfassers hat dieser Storch als wilder, frei lebender und jährlich ziehender Vogel in Augsburg zwischen 2005 und 2014 insgesamt 31 junge Störche großgezogen. Sein ehemaliges Weibchen war im Zoo von einem Mähnenwolf getötet worden. Mit der jungen Dasinger Störchin hat der weit gereiste Storch zwischen 2015 und 2019 bereits zwölf Jungstörche zum Ausfliegen gebracht. Bisher verläuft die Brut ohne Störungen.
● Das fünfte Storchenpaar residiert im Friedberger Stadtteil Bachern auf einem Strommast, den die Lechwerke – ähnlich wie in Dasing – aufwendig isoliert haben. Die Tiere sind unberingt und können ungestört brüten. Es ist zu vermuten, dass es sich um die gleichen Störche handelt, die im Jahre 2019 zwei Junge aufziehen konnten.
Zwei Männchen bemühen sich hier um ein Weibchen