Eine Goldgrube für Abzocker
Medizin Die Zahl der Betrugs- und Korruptionsfälle im Gesundheitswesen steigt dramatisch an. Viele Taten kommen nur durch Zufall ans Licht. Aber es drohen harte Strafen
München Viele Jahre lang hat ein Mann in München seiner Frau widerwillig dabei zugeschaut, wie sie gemeinsam mit einer Ärztin und einem Masseur systematisch ihre private Krankenversicherung abzockte. Dann hatte er von dem betrügerischen Treiben genug. Er marschierte zur Polizei und erstattete Anzeige. Über die tieferen Beweggründe des Ehemanns schweigt sich die Staatsanwaltschaft München I aus. Das Ergebnis ihrer Ermittlungen aber zeigt, dass oft schon ein einziger derartiger Hinweis ausreicht, um einen Betrügerring wie ein Kartenhaus zusammenbrechen zu lassen: Allein diese eine Zeugenaussage setzte ein Ermittlungsverfahren gegen 24 Patienten in Gang. Einige von ihnen mussten, obwohl sie nicht vorbestraft waren, sogar direkt ins Gefängnis.
„Der Abrechnungsring“, wie Staatsanwaltschaft und Kripo in München diesen Fallkomplex genannt haben, ging mit einer scheinbar sicheren Betrugsmasche zu Werke. Ärztin und Masseur stellten der Patientin Leistungen und Behandlungen in Rechnung, die nie erbracht worden waren. Die Patientin rechnete mit ihrer Krankenkasse ab und teilte sich den Erlös mit Ärztin und Masseur – je zur Hälfte und immer in bar.
Der Schaden, der allein in diesem Fallkomplex den privaten Krankenkassen und damit allen dort Versicherten entstanden ist, wird von der Staatsanwaltschaft auf 500000 Euro beziffert. Er liegt aber wohl eher bei 1,5 Millionen Euro, weil das „Geschäftsmodell“etwa 20 Jahre betrieben wurde, die Betrügereien aber, die länger als fünf Jahre zurücklagen, wegen Verjährung strafrechtlich nicht mehr verfolgt werden konnten.
Und der Fall ist nur einer von vielen, die die Schwerpunktstaatsanwaltschaft München in Zusammenarbeit mit der Münchner Kripo in Südbayern bearbeitet. Nicht nur private, auch gesetzliche Krankenversicherungen werden betrogen. Hier funktionieren die Betrügereien