Hochzeit im Fast-Food-Restaurant
Feier Manuel Greif und Diana Greif-Leschiner hatten keine Lust auf eine teure Hochzeit. Als sich die Chance auf eine Trauung im Goldenen Saal ergab, begannen sie zu planen. Am Ende landeten sie bei McDonald’s
Monatelange Planung, sorgfältiges Auswählen der Location und die Suche nach dem perfekten Brautkleid – für viele Paare ist die Hochzeit der wichtigste Tag in ihrem Leben. Aber bedeutet eine große und teure Hochzeitsfeier auch gleichzeitig mehr Glück für die Ehe? Kann man mit der wahren Liebe nicht einfach bei McDonald’s feiern?
Die Geschichte dieser ungewöhnlichen Hochzeit begann Anfang August: Als Diana Greif-Leschiner auf dem Standesamt in Augsburg einen Hochzeitstermin organisieren will, fällt ihr ein Flyer in die Hand. Zum Tag der Hochzeit am Freitag, 28. September, gibt es ein besonderes Angebot: Per Losverfahren bekommen 18 Paare die Möglichkeit, von den Bürgermeistern der Stadt im Goldenen Saal getraut zu werden. Diana Greif-Leschiner und Manuel Greif zögern nicht lange. „Für mich war es ein absoluter Traum, kostenlos im Goldenen Saal zu heiraten“, sagt die 33-Jährige. Nur Paare, die flexibel genug waren und nicht bereits alles ins kleinste Detail geplant hatten, konnten das spezielle Angebot der Stadt annehmen, verrät Manuel Greif. Am Ende kamen zwar alle Interessenten für das besondere Angebot zum Zug (16 Paare), doch zunächst war das nicht klar. Das Paar ging das Risiko ein.
Der 35-jährige Manuel Greif sieht den teuren Hochzeitstrend sowieso eher kritisch: „Bei dem ganzen Drumherum bekommt man schnell das Gefühl, dass das Brautpaar und ihre Liebe zueinander in den Hintergrund rücken“, so Greif. Die beiden entscheiden sich deshalb gewollt für eine Feier mit kleinem Budget. Und wo geht das besser als im Restaurant einer Fastfood-Kette? Was Freunde und Familie von den Plänen der beiden halten, in einem McDonald’s zu feiern, ist den Turteltauben in erster Linie egal. „Natürlich gab es Gegenvorschläge und das nicht zu knapp“, sagt Greif. „Auch wenn jeder erst einmal lacht, wir sind unserer Linie trotzdem treu geblieben.“
Seine Schwester Sabine Greif erinnert sich noch gut daran, dass ihr Bruder bereits im Kindesalter von einer Hochzeit in der Fastfood-Kette geträumt hatte: „Ich bewundere es, dass die beiden machen, was ihnen gefällt, und sich nicht an die Vorgaben der Gesellschaft halten“, sagt die Trauzeugin schmunzelnd. Größer und teurer bedeutet nicht automatisch glücklicher, findet die 37-Jährige: „Bei den beiden sieht man einfach auf den ersten Blick, wie gerne sie sich haben.“
Für Manuel Greif ist seine Hochzeit allerdings nicht die erste Feier im alten Eisenbahnwaggon vor dem McDonald’s-Restaurant in Stadtbergen. „Ich kenne ihn schon von seinem Kindergeburtstag“, sagt die McDonald’s-Mitarbeiterin Andrea Wieczorek lachend. Während früher hauptsächlich Geburtstage gefeiert wurden, gebe es inzwischen mehr Hochzeitsfeiern, sagt sie. Da Stadtbergen allerdings keine Kindergeburtstage mehr stattfinden, hat der 35-Jährige kurzerhand Deko-Material aus einer anderen Filiale organisiert. Manuel Greif freut sich: „Damit ist das Nostalgie-Feeling perfekt“, sagt er.
Auch Patrick und Stefanie Noack hat die untypische Einladung zur Hochzeitsfeier ihrer Freunde nicht überrascht. „Ich finde es lustig und ungewöhnlich“, so die 32-Jährige. Tatsächlich hatte das Ehepaar bereits mit einer ausgefallenen und außergewöhnlichen Hochzeitsfeier gerechnet. „Traditionell passt einfach nicht zu den beiden – diese Feier spiegelt viel eher ihren Charakter wieder“, sagt der 35-Jährige. Klassischer wurde es dafür später.
Das Paar wurde im Goldenen Saal von Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl getraut. Auch seine Kollegen Dr. Stefan Kiefer und Eva Weber waren am Freitag im Einsatz. „Für viele Brautpaare macht es den Tag noch unvergesslicher, wenn sie von einer Bürgermeisterin oder einem Bürgermeister getraut werden“, sagt Eva Weber. Und dann auch noch in dieser Kulisse. Diana Greifin Leschiner wollte für die Trauung dort auch nicht auf ein weißes Kleid verzichten. Es war zwar nicht gratis, wie der geliehene Anzug ihres Mannes, aber ein Schnäppchen.
Damit es trotz Burger-Menü fleckenfrei zur Trauung mit dem Oberbürgermeister geht, hat der Bräutigam umsichtig vorgesorgt: „Ich habe ein Ersatzhemd und alte Lätzchen von meiner Oma aus dem Altersheim eingepackt“, sagt der 37-Jährige. Sollte doch ein Ketchup-Fleck auf dem Kleid landen, ist das aber halb so schlimm, findet Diana Greif-Leschiner. „Ich ziehe es ohnehin nur einmal an“, sagt sie und lacht.
Ein Lätzchen als Schutz für das Kleid