Gasunfall in Inchenhofen
Nach der Verfüllung eines alten Brunnens bildet sich im Wasserhaus Kohlenmonoxid. Neun Menschen werden leicht verletzt. Der Sprengmeister fällt um, verhindert aber Schlimmeres
Nach einer Brunnensprengung bildet sich im Wasserhaus in Inchenhofen Kohlenmonoxid. Neun Menschen werden leicht verletzt. Sie haben großes Glück.
Inchenhofen Eine genehmigte Brunnensprengung hatte am Dienstagnachmittag in Inchenhofen ungeahnte Folgen: Wie die Aichacher Polizei am Mittwochvormittag mitteilte, haben neun Menschen dabei eine leichte Kohlenmonoxidvergiftung erlitten. Die Betroffenen hatten offenbar Glück im Unglück. Zu diesem Schluss kommt Bürgermeister Karl Metzger, der sofort zur Unglücksstelle geeilt war. Zu seiner Erleichterung war dort die Lage gegen 14 Uhr bereits unter Kontrolle.
Der Markt Inchenhofen hatte eine Spezialfirma damit beauftragt, den alten Brunnen im Wasserhaus an der Sainbacher Straße zu verfüllten. Dafür waren drei Sprengungen vorgesehen. Sie klappten problemlos. Vor Ort, so weiß es der Bürgermeister, sei davon jeweils nur ein dumpfer Knall zu hören gewesen. Die dritte folgte zwischen 12.30 und 13 Uhr. Insgesamt deutete alles auf einen reibungslosen Verlauf hin.
Doch es hatte sich im Untergeschoss des Wasserhauses, in dem sich die Brunnenöffnung befand, Kohlenmonoxid verbreitet. Unklar ist, ob das bereits nach den ersten Sprengungen oder erst nach der letzten der Fall war. Das müsse geklärt werden, erläutert Aichachs Polizeichef Erich Weberstetter.
Die zu hohe Gaskonzentration bekamen die zehn Personen zu spüren, die das Untergeschoss nach der Sprengung betraten. Mit dabei waren, so der Bürgermeister, vier Personen der Spezialfirma, jeweils zwei Vertreter des Wasserwirtschaftsamtes und der Gemeinde sowie eine Vertreterin des Landratsamtes. Nach Mitteilung der Polizei stellten sich bei ihnen gesundheitliche Probleme ein.
Metzger berichtet, der Sprengmeister selbst sei zunächst umgefallen. Dennoch gelang es dem Fachmann offenbar, richtig zu reagieren. Laut Metzger veranlasste er, dass alle das Wasserhaus verlassen. Er löste Alarm aus und signalisierte, dass er einen Sanitäter brauche.
Laut Erich Weberstetter spürten neun der zehn Menschen im Raum Kribbeln und Atemnot. Der Inspektionsleiter weiß, wie gefährlich Kohlenmonoxid sein kann. Ist die Konzentration zu hoch, „kriegen sie es im schlimmsten Fall gar nicht mit, das kann ganz schnell gehen“. So extrem war die Lage hier nicht (siehe Infokasten).
Am Tag danach ist der Bürgermeister sehr erleichtert. Denn die meisten Betroffenen konnten vor Ort ärztlich versorgt und ohne Belastung entlassen werden. Die vier Mitarbeiter der Spezialfirma kamen ins Zentralklinikum Augsburg. Wie es ihnen geht, weiß Weberstetter nicht. Fest steht aber: Es handelt sich um leichte Verletzungen.
Das wichtigste seien die Menschenleben, atmet Metzger auf. Er ist beeindruckt vom Ablauf des Einsatzes mit einem „Mordsaufgebot“und dem guten Zusammenspiel der Feuerwehren Inchenhofen und Hol- lenbach mit den Rettungsdiensten. Die Rettungskräfte seien sehr schnell vor Ort gewesen.
Die Feuerwehr Inchenhofen musste das Gebäude mit Atemschutz betreten. Die Helfer stellten dort eine erhöhte Belastung mit Kohlenmonoxid fest. Sie belüfteten die Räume und gaben dann Entwarnung. Weitere Betroffene gibt es nicht. Die Arbeiter auf der Baustelle des Feuerwehrhauses nebenan waren, so Metzger, nicht in Gefahr.
Der alte, etwa 45 Meter tiefe Brunnen ist seit über 20 Jahren vom Netz. Zunächst gab es die Überlegung, ihn als Notbrunnen bestehen zu lassen. Weil im Laufe der Zeit klar wurde, dass er dafür nicht infrage kommt, musste er ordnungsgemäß verfüllt werden. Damit hatte die Gemeinde die Spezialfirma beauftragt, die bereits Anfang der Woche anrückte und die Sprengungen vorbereitete.
Was dazu geführt hat, dass sich Kohlenmonoxid entwickeln und ausbreiten konnte, ist unklar. Die Polizei Aichach hat die Ermittlungen aufgenommen. Für Weberstetter ist klar: „Jede Sprengung ist halt auch ein gewisser Verbrennungsprozess. Gase können dabei immer entstehen, und die sind halt nach oben ausgewichen.“Ebenfalls fraglich ist, ob es sich um einen Unglücksfall gehandelt hat, oder ob eine strafbare Relevanz vorliegt. Das wäre der Fall, wenn zum Beispiel Unfallverhütungsvorschriften missachtet worden wären. Die Ermittlungen warte auch Metzger mit Spannung ab, wie er sagt.
Das Wasserhaus dient derzeit nur als Pumpenhaus. Von hier wird das Wasser der Magnusgruppe, die Leahad seit über 20 Jahren versorgt, in den Hochbehälter gepumpt. Die Wasserversorgung selbst war laut Metzger nicht in Gefahr.