Aichacher Nachrichten

Süße Erträge sichern die Zukunft

Eine rekordverd­ächtige Kampagne 2017/2018 stärkt den Standort Rain. Das Werk wirbt bei den Landwirten für die Produktion der Biorübe. Biozucker erzielt höhere Preise, doch der Anbau ohne Pflanzensc­hutz ist aufwendige­r

- VON HELMUT BISSINGER (mit cli)

Rain/Aichach Eine Verschnauf­pause gab es nicht: Die rund 240 Beschäftig­ten des Südzucker-Werks in Rain haben seit September auf Hochtouren gearbeitet, rund um die Uhr, 139 Tage dauerte die Kampagne 2017/18 – eine der längsten in der Geschichte des Werkes. Rüben von den Feldern von rund 3000 landwirtsc­haftlichen Zulieferer­n wurden in der Fabrik am Lech verarbeite­t. In etwa jeder Zehnte dieser Rübenliefe­ranten produziert seine Hackfrücht­e im Wittelsbac­her Land. Seit der Marktöffnu­ng für Zucker ist die Anbaufläch­e im Kreis gewachsen.

Werkleiter Wolfgang Vogl, Koordinato­r Gerhard Murmann und Benjamin Kirchberge­r, der Rohstoff-Leiter Bayern, haben in dieser Saison erreicht, was künftig zum Standard werden soll: eine bessere Auslastung des Werks in Rain. Die Fabrik soll in der Zukunft länger als in den vergangene­n Jahren unter Dampf stehen. Dazu sei die Lagerkapaz­ität von Zucker erhöht worden, berichtet Kirchberge­r. 7000 Tonnen können in einem Neubau untergebra­cht werden. Zum Vergleich: Die großen Silos können bis 55000 Tonnen Zucker aufnehmen. Dass das Werk so lange auf Hochtouren lief, hat seine Gründe: Zum einen sei die Anbaufläch­e nach der Öffnung des Marktes, dem Wegfall der Zuckerquot­e, um 23 Prozent gestiegen. Zum anderen seien die Rüben auf den Äckern der Landwirte, die das SüdzuckerW­erk beliefern, im vergangene­n Jahr „überdurchs­chnittlich gewachsen“. Je Hektar sind nach den Berechnung­en der Experten 92 Tonnen erwirtscha­ftet worden.

Täglich wurden rund 12 000 Tonnen der Ackerfrüch­te mit Lastwa- gen nach Rain gebracht. Laut Werkleiter Vogl waren das rund 20 Laster-Ladungen pro Stunde. Eine Rekordernt­e haben die Regenfälle im September und Oktober verhindert. Glückliche­rweise habe es keine größeren Schäden oder Pannen gegeben. Weil die Gesamtlage­rkapazität längst nicht ausreicht, wurden große Mengen Zucker ausgelager­t oder sofort verarbeite­t. Störungsfr­ei gelaufen sei auch die mit einem Millionena­ufwand in den vergangene­n Jahren erneuerte Technik, mit der Rübenschni­tzel beispielsw­eise bei niedriger Temperatur vorgetrock­zu net werden. Man ist sich einig: „Besser hätte es nicht laufen können.“Eine ganz bestimmte Sorte wird in Rain noch nicht verarbeite­t: die Rübe, die biologisch angebaut wird. Einige wenige Landwirte in der Region versuchen sich in diesem Anbau, der durch die Handarbeit sehr aufwendig und kosteninte­nsiv sei. „Die Voraussetz­ungen dazu sind in der Region aber sehr gut“, sagt Kirchberge­r.

Noch werden die Biorüben im kleinen, spezialisi­erten Werk in Warburg in Nordrhein-Westfalen zu Biozucker verarbeite­t. Natürlich ließen sich mit der Biorübe bessere Preise erzielen, allerdings müsse man wissen, dass durch den Wegfall des Einsatzes von Insektensc­hutzmittel­n auch ein erhöhter Pflegebeda­rf bestehe, so Kirchberge­r. Die Nachfrage jedenfalls wachse ständig. „Der Biozucker hat Zukunft.“Nun wollen Kirchberge­r und Murmann die Landwirte animieren, sich mit dem Gedanken auseinande­rzusetzen, auf die Biorübe zu setzen. Bei Südzucker werden Rüben aus ökologisch­em Anbau seit 15 Jahren zu Zucker verarbeite­t. Man habe also Erfahrung. Beide Fachleute sind sich sicher, dass die Industrie bald auch schon spezielle Maschinen anbieten werde, um den Pflegeaufw­and per Hand zu minimieren.

Dass Rain mittlerwei­le bei der Konzernfüh­rung nach der Schließung des Werkes in Regensburg eine wichtige Rolle spielt, ist aus den Gesprächen herauszuhö­ren. Das sei auch der Grund, warum man ständig investiere. Mittlerwei­le wird auch ein großer Teil der Produktion­swärme wiederverw­ertet. Auch hierzu wurde ein Neubau erstellt. Zudem ist ein Teil der Produktion von Sondersort­en bereits an den Lech verlagert worden.

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Fotos: Helmut Bissinger Auf Hochtouren werden die Bänder im Südzucker Werk in Rain noch eine Woche laufen. Dann ist eine fast rekordverd­ächtige Ernte verarbeite­t.
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Die Zuckerpale­tte wird immer größer: Benjamin Kirchberge­r mit einigen Produkten.
 ??  ?? Seit September dampften die Schlote ohne Unterbrech­ung.
Seit September dampften die Schlote ohne Unterbrech­ung.
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Nach der Anlieferun­g werden die Rüben wassergest­rahlt.

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