Klarinettenabend mit Humor und Temperament
Georg Arzberger und Markus Krusche lassen hören, was in dem Instrument steckt. Dazu eine Geschichte mit Dampfnudeln
Aichach Einen Abend ganz im Zeichen der Klarinette hat Arzberger Classics im Aichacher Pfarrzentrum veranstaltet. Das Motto „Clarinetti Virtuosi“setzten Georg Arzberger und Markus Krusche um, begleitet von Alexandra Schmiedel am Klavier.
Im gut besuchten Pfarrzentrum erklang als Intro zunächst eine musikantisch frisch musizierte Fassung der beiden Konzertstücke op. 113 und 114 von Felix Mendelssohn Bartholdy bei der die Homogenität der Tonfärbung von Georg Arzbergers Klarinette und des sonor klingenden Bassetthorns von Martin Krusche zum Tragen kommt. Einen großen Anteil am Erfolg dieses Konzerts hatte die Pianistin Alexandra Schmiedel. Die Künstlerin war eine ideale Ergänzung des Konzertprogramms.
Anschließend drei Romanzen, die Robert Schumann seiner Frau Clara als Weihnachtsgeschenk überreichte. Das Stück hat den Charakter eines Lieds ohne Worte mit drängendem Mittelteil, während das Finale mit seinen Ruf-Motiven und seinen Klavier-Arpeggi an die seinerzeit so populären Dichtungen aus dem Norden Europas (Ossian) denken lässt. Die Instrumentalisten ergehen sich in virtuosen Figuren und arienhaften Kantilenen, die noch deutlicher in Amilcare Ponchiellis Divertimento Il Convegno hervortreten, sodass man sich bisweilen auf einer Opernbühne mit zwei „Belcanto“-Klarinettisten als Hauptakteure wähnt. Die Il Convegno, die das Treffen oder die Verabredung bedeutet, stammt aus dem Jahr 1853. Im Wesentlichen stellt die Musik ein Liebhaber-Rendezvous dar. Das dreiteilige Divertimento lässt dem Klarinettenduo viel Spielraum für Kantabilität, besonders aber für nahezu zügellose Virtuosität im Schlussteil. Arzberger und Krusche sind agierende Duopartner, denen man ihre große Musizierlust anmerkt. Alexandra Schmiedel, hervorragende Pianistin, wusste die beiden gefühlvoll zu begleiten.
So könnte die ungewöhnliche Entstehungsgeschichte der Konzertstücke op. 113 und 114 umschrieben werden. Als die Klarinettisten Heinrich Joseph Baermann und dessen Sohn Carl, der auch als Bassetthornist auftrat, bei Mendelssohn einkehrten, kam es zu einer kuriosen Abmachung: Sie versprachen dem befreundeten Komponisten eine üppige Portion der heiß geliebten Dampfnudeln und Rahmstrudel, wenn dieser ihnen ein Stück schriebe, das sie für ihre Tourneen einsetzen könnten. Dem so ins Leben gerufenen ersten Konzertstück in f-Moll folgte wenig später ein zweites in d-Moll – beides äußerst effektvolle Werke, in denen der Klang und die Spieltechnik der beiden Instrumente aus der Klarinettenfamilie wunderbar zum Tragen kommen und auch die Pianistin war gefordert, die eine hochkarätige musikalische Partnerin bot.
Dass das Grand Duo Concertant Es-Dur op. 48 für Klarinette und Klavier von Carl Maria von Weber ein von Humor geradezu nur so sprühendes Virtuosenstück ist, belegt die herausklingende Melodie des Liedes „Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht“. Schalkhafter Humor, wie er sich in diesen Zeilen niederschlägt, fehlt in keinem der Weberschen Werke für Baermann, auch nicht im Grand Duo Concertant. Eine Art große, konzertierende Sonate, in der die drei Partner gleichermaßen auftrumpfen dürfen, die Klarinette freilich als „prima inter pares“. Davor waren noch Arien aus Mozarts Oper La clemenza die Tito zu hören. Ohne Gesang die Arie des Sesto: Parto, ma tu ben mio und Vitellias Arie Non più di fiori.
Georges Bizet hat es verstanden, unsterblich schöne Melodien zu schreiben. Und die Dreiecksliebesgeschichte, die „Les Pêcheurs de perles“(Die Perlentaucher) zum Thema hat, ist nicht weniger herzzerreißend romantisch. Daraus wurde ein Duett als Zugabe gespielt. Langer Applaus folgte.
Musik als Rendezvouz der Liebhaber