Alle wollen Picasso
Weshalb es so viele Ausstellungen mit seinen Werken gibt
„Picasso de Picasso“, „Picasso primitif“, „Olga Picasso“, „Picasso. Le cercle de l’intime“, „Picasso à la mer“: Der spanische Meister wird derzeit in allen seinen Facetten beleuchtet, nicht nur in Frankreich. Mehr als 60 Institutionen haben den Künstler in den nächsten Monaten auf ihrem Programm, angefangen von Museen in Paris bis Neapel, Rom, Barcelona und Athen. Frankreichs Presse spricht mittlerweile von einer „Folie Picasso“, einem Picasso-Wahn. Picasso gilt als einer der produktivsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Experten schätzen, dass der Maler in mehr als 60 Jahren bis zu 20000 Gemälde und Zeichnungen geschaffen hat. Dabei sind noch nicht Keramiken, Grafiken, Collagen und Plastiken berücksichtigt. Ein Gesamtwerk, mit dem sich unzählige Museen bespielen lassen. Doch der Picasso-Hype erklärt sich nicht nur mit dem unermüdlichen Schaffensdrang des Künstlers.
Für Bernard Ruiz-Picasso, den Enkel von Pablo und Olga, seiner ersten Frau, liegt einer der Gründe in Picassos Universalität. Picasso gehöre heute der ganzen Welt, erklärte der Kunstexperte. Er sei ein Instrument, um einen Großteil der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts zu verstehen. Ruiz-Picasso ist Galerist und Kurator und hat an der im Pariser Picasso-Museum bereits eröffneten Werkschau „Olga Picasso“mitgewirkt.
Für den Direktor des Pariser Picasso-Museums verkörpert Picasso eine Kunst, die ständig neue Sichtweisen erlaubt. Sein Werk erneuere sich kontinuierlich, begründete Laurent Le Bon das ewig neue Interesse an dem Maler und Bildhauer. Zu der jetzigen Picasso-Manie hat der 48-Jährige maßgeblich beigetragen. Denn das Projekt „PicassoMéditerranée“(etwa: Picasso-Mittelmeer), das zwischen Frühjahr 2017 und 2019 von 60 Einrichtungen in 8 Ländern ausgetragen wird, darunter Italien, Spanien, Griechenland und Marokko, war seine Idee.
Eine andere Begründung dafür, warum Picasso ein unerschöpfliches Ausstellungsthema ist, liefert Emmanuel Guigon, der Direktor des Picasso-Museums in Barcelona. Für den Franzosen werde der Künstler nie Gefahr laufen, dass das Publikum seiner überdrüssig werde. „Er ist einer der Begründer des Kubismus, einer der größten Keramiker des 20. Jahrhunderts, ein bedeutender Grafiker und Bildhauer“, erklärte Guigon. Genügend Inhalt für die nächsten Jahre. Er selbst wird Ende Oktober eine Werkschau eröffnen, die Picasso und Barcelona thematisiert. Sabine Glaubitz, dpa