Jetzt gehen die Abiturienten ihre eigenen Wege
92 junge Leute haben die Reifeprüfung am Deutschherren-Gymnasium in Aichach in diesem Jahr bestanden. 24 Schüler schaffen eine Eins vor dem Komma, Celine Birkl sogar 1,0. Die Durchschnittsnote liegt bei 2,24
Das „Schleifwerk“Deutschherren-Gymnasium (DHG) in Aichach haben 92 „fast fertige Brillanten“hinter sich gelassen. Die Abiturienten feierten am Freitag ihren Schulabschluss. Die Traumnote von 1,0 schaffte Celine Birkl. Johanna Ostermair und Anna Sedlmeir meisterten ihr Abitur mit einem Notendurchschnitt von 1,1. Nur ein Schüler fehlte bei der Abschlussfeier. Er hatte bei der Vorbereitung des Abistreiches offenbar über die Stränge geschlagen. Rund 9000 Schulstunden absolvierten die Abiturienten während der vergangenen acht Jahre am DHG, hatte Schulleiter Gerhard Haunschild ausgerechnet. Er lobte die Schüler für ihr Engagement und die Ausdauer, die sie während dieser Zeit gezeigt hatten.
92 Gymnasiasten und eine externe Kandidatin hatten das Abitur bestanden. 24 Schüler mit einer Eins vor dem Komma. Der Schulleiter dazu: „Das ist eine sehr hohe Anzahl.“Als „wirklich gut“bezeichnete er den Gesamtnotendurchschnitt von 2,24.
Um die Freiheit, die nun auf die Schüler zukommt, drehten sich mehrere Reden. Stellvertretender Landrat Peter Feile gab den Absolventen dazu Folgendes mit auf den Weg: „Sie müssen am Ende immer sagen können, dass Sie nichts bereuen.“Auch Rückschläge und Umwege würden dazugehören, sagte Feile und empfahl den Gymnasiasten, immer authentisch zu bleiben. In die gleiche Richtung ging der Rat von Bürgermeister Klaus Habermann: „Versuchen Sie, Ihren Traum umzusetzen, aber lassen Sie sich dabei nicht verbiegen.“Er wies darauf hin, dass engagierte junge Menschen gefragter seien denn je.
Schulleiter Haunschild konnte sich vorstellen, dass das Wort Freiheit neben positiven Assoziationen bei manchem gerade wegen der vielfältigen Möglichkeiten auch ein mulmiges Gefühl hervorrufe. Haunschild weiter: „War das vielleicht der Grund, dass sich manche in der vorletzten Nacht mit alkoholischen Getränken geradezu betäuben mussten?“Aus Sicherheitsgründen hatte die Schulleitung daraufhin den Abistreich abgesagt und einen Schüler von der Abschlussfeier ausgeschlossen.
In ihrer Abiturrede kritisierten Franca Maiterth und Josef Wagner diese Entscheidung der Schulleitung. Wagner sagte konkret: „Einen Schüler von der Abifeier bewusst auszuschließen und damit dem Dialog keine Chance zu geben, ist unserer Meinung nach nicht verhältnismäßig und mit den Werten am DHG nicht vereinbar.“In ihrer launigen Abschlussrede bezeichneten die beiden das Gymnasium als Schleifwerk und die Schüler als Rohdiamanten, die nun als „fast fertige Brillanten“die Schule verlassen. Freundschaften seien entstanden, und einige hätten sich so gut verstanden, dass aus zaghaften Annäherungen erste Beziehungen entstanden, so die beiden Abschlussredner. Gelächter rief folgende Bemerkung hervor: „Es wäre wünschenswert gewesen, wenn die Beziehung zwischen Lehrern und der technischen Ausstattung auch so gut funktioniert hätte.“
Leise Töne schlugen die beiden an, als sie auf ihren verstorbenen Mitschüler zu sprechen kamen: „Jan und sein individueller Wert verließen unsere Jahrgangsstufe für immer.“Deshalb leuchte das Licht des Jahrgangs nicht so hell wie es gekonnt hätte. Auch der Schulleiter war in seiner Rede auf den Suizid des Schülers eingegangen: „Meine Gedanken sind auch bei ihm, der heute auch sein Zeugnis bekommen hätte, und bei seinen Eltern. Wir können alle nachempfinden, wie schwer auch für sie dieser Tag ist.“
Einige der DHG-Absolventen werden ein Studium beginnen, andere eine Ausbildung, manche machen ein soziales Jahr und einige reisen zuerst einmal, um neue Erfahrungen zu sammeln. Auch ein paar „Schnupperer“sind darunter, die erst mal ein Jahr an die Uni gehen und dann entscheiden, welchen Weg sie einschlagen wollen. Haunschilds Rat an seine ehemaligen Schüler: „Nehmt Euch die Zeit, Euren eigenen Weg zu finden.“