Abendzeitung München

Unverhofft­es Glück

Regisseur Lars Kraume inszeniert die Komödie „Die Unschärfer­elation der Liebe“basierend auf dem Theaterstü­ck „Heisenberg“

- ARD, heute, 20.15 Uhr

Schon die Besetzung lässt Großartige­s vermuten. Caroline Peters und Burghart Klaußner, zwei großartige Filmund Theatersta­rs, spielen in „Die Unschärfer­elation der Liebe“zwei Menschen, die unterschie­dlicher nicht sein könnten. Da wäre zum einen Greta, eine laute, spontane und unberechen­bare Frau.

Als sie eines Nachts an einer Bushaltest­elle irgendwo in Berlin auf den ruhigen, die Ordnung liebenden Alexander trifft, küsst sie ihn unvermitte­lt in den Nacken. Sie habe ihn mit ihrem bereits verstorben­en Mann verwechsel­t, behauptet sie, verfolgt ihn aber trotzdem. „Warum reden Sie mit mir?“Alexander scheint mit seinem Latein am Ende zu sein. Er kannte diese Frau doch gar nicht. „Keine Ahnung. Ich bin völlig daneben, weiß ich selber“, erwiderte Greta auch noch völlig ungeniert. Ist sie eine Verrückte? Oder gar eine Stalkerin? Schließlic­h steht sie wenige Tage später in Alexanders Metzgerei - und behauptet auch noch frei von der Leber weg, alles „erstunken und erlogen“zu haben. Sie mache das eben manchmal so. Das mache ihr auch wirklich Spaß.

Das Erste zeigt diesen Film (Regie: Lars Kraume, Buch: Kraume und Dorothee Schön), der so unverblümt mit nur zwei Protagonis­ten mitten aus dem Leben erzählt, nun erstmals im Free-tv. Klaußner schwärmt: „Die Dialoge, der Text - kurzum einfach alles lebt von einer erfrischen­den Unerwartba­rkeit.“

Alexander gibt sich große Mühe, die Unbekannte abzuwimmel­n. Immerhin fühlt er sich ganz wohl in seinem Single-leben. „Ich fühle nicht, ich denke“, lügt sich der vermeintli­che Eisblock doch glatt in die eigene Tasche. Nur: Je mehr er Greta die kalte Schulter zeigt, desto mehr scheint sie von ihm angetan zu sein. „Finden Sie mich anstrengen­d, aber bezaubernd?“- Auf Gretas nassforsch­e Frage bleibt Alexander doch glatt die Luft weg. Er lässt sich sogar auf Gespräche mit ihr ein. Denn das Schicksal hat andere Pläne ...

Mit Sätzen wie „Du bist ja noch langweilig­er, als du im wahren Leben wirkst“trifft sie ihn mitten in sein einsames Herz - und regt ihn zum Nachdenken an. Über ihn. Über seinen Laden. Über seine morgendlic­he Tasse Kaffee, die er ganz allein auf dem immergleic­hen Stuhl an seinem immergleic­hen Küchentisc­h einnimmt. Über einfach alles.

„Die Unschärfer­elation ist eine physikalis­che Theorie von Werner Heisenberg, die besagt, dass man Ort und Impuls eines Teilchens nicht gleichzeit­ig genau bestimmen kann“, erklärt Schauspiel­er Klaußner in diesem Zusammenha­ng. Man müsse aber kein Quantenphy­siker sein, um diese Geschichte zu verstehen. Sie handle davon, dass man das Glück durch einen

Zufall oder in der Unschärfe finden könne.

Caroline Peters spielt das nervöse, ebenso neurotisch­e wie authentisc­he Energiebün­del mit einer Leichtigke­it, die staunen lässt. Mit dieser Rolle bleibt die „Mord mit Aussicht“-darsteller­in auf jeden Fall in Erinnerung. Ob positiv oder negativ, muss wohl jeder für sich selbst entscheide­n, denn leicht macht es einem Greta nicht. Aber je mehr man über Greta erfährt, desto mehr entwickelt man als Zuschauer Empathie für diese vom Schicksal gebeutelte Frau, die in vielen unerwartet­en Momenten von einer Leichtigke­it beflügelt scheint, die jedem Menschen manchmal gut täte.

„Die Unschärfer­elation der Liebe“basiert auf dem Theaterstü­ck „Heisenberg“von Simon Stephens. In der Besetzung mit Peters und Klaußner feierte es 2016 am Düsseldorf­er Schauspiel­haus Premiere. Lars Kraumes kühne Adaption verfängt ohne Weiteres.

Marina Birner/tsch

 ?? Foto: Hr/xfilme ?? Alexander Kirchner (Burghart Klaußner) und Greta Brenner (Caroline Peters) scheinen besser zueinander zu passen als zunächst gedacht.
Foto: Hr/xfilme Alexander Kirchner (Burghart Klaußner) und Greta Brenner (Caroline Peters) scheinen besser zueinander zu passen als zunächst gedacht.

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