Plädoyer für umfassende Nachhaltigkeit
Podiumsdiskussion in den Räumen der EnBW ODR zur Energie- und Klimakrise
- „Wie Energie- und Klimakrise Existenzen bedrohen“– Unter diesem Titel stand am Donnerstagabend eine Podiumsdiskussion in den Räumen der EnBW ODR. Dabei ging es um aktuelle Herausforderungen von Unternehmen in der Klimakrise. Organisiert wurde die Veranstaltung von Kauf leuten für Büromanagement der Techma-Schule für Technik und Management in Ellwangen im Rahmen eines Abschlussprojektes.
„Wir sind die erste Generation, die die Folgen des Klimawandels spürt und die letzte Generation, die noch was verändern kann“, zitierte Sebastian Maier, Vorstand der EnBW ODR, in seiner Begrüßung den ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama. Nachhaltigkeit, Klimawandel und Umweltschutz seien die Herausforderung der Menschheit, plädierte Maier für erneuerbare Energien. „Wir müssen mehr Dynamik aufnehmen“, forderte er mit Blick auf die ehrgeizigen Klimaziele: 85 Prozent an erneuerbaren Energien bis 2045. „Nicht diskutieren! Machen!“, nannte er deshalb als Devise. „Wir können sehr viel leisten, wir haben die Leute dazu.“Aktuell liegt der Anteil der erneuerbaren Energien am deutschen Energieverbrauch bei 17,2 Prozent.
„Die globale Erderwärmung ist menschengemacht“, sagte Pius Köder von Grünkern Consulting und forderte: „Wir brauchen tatsächlich einen Schlachtplan.“Erneuerbare Energien müssten „per Order von oben her aufgedrückt werden“. Köder berät Selbstständige, kleine und mittlere Unternehmen zu den Themen Nachhaltigkeit und Energieversorgung.
Der gebürtige Ellwanger, der aus einer Gärtnerei stammt, erzählte einen „kleinen Schwank“aus seiner Jugend: Er und seine Schwestern hatten ein eigenes Gemüsebeet und durften Obst und Gemüse ziehen: „Wir konnten uns entscheiden, was wollen wir ziehen: die Paprika oder die Erdbeeren? Wir konnten uns entscheiden, welches Beet nehmen wir.“So habe man über Erfolg oder Misserfolg der Ernte mitentscheiden können. Im dritten Jahr habe man bereits gewusst, welche Pflanze zu welchem Boden passt.
Köder rief Hans Carl von Carlowitz (1645 – 1714) in Erinnerung, der als Schöpfer der Nachhaltigkeit
gilt. Der Oberberghauptmann aus Freiberg in Sachsen forderte in seinem 1713 erschienenen Werk „Sylvicultura oeconomica“angesichts des Raubbaus am Wald und einer drohenden Rohstoff krise, dass immer nur so viel Holz geschlagen werden sollte, wie durch planmäßige Aufforstung, durch Säen und Pf lanzen nachwachsen kann. In seinem Impulsreferat sprach Pius Köder unter anderem mit
Blick auf Klimaneutralität von drei Aspekten der Nachhaltigkeit: von ökologischer, von gesellschaftlicher und von unternehmerischer Nachhaltigkeit als Rahmenbedingungen, die über Erfolg oder Misserfolg entschieden. Große Unternehmen seien verpf lichtet, einen Nachhaltigkeitsbericht zu schreiben, sagte er mit Blick auf den unternehmerischen CO2-Fußabdruck und die Einsparung von Kohlendioxid.
„Wir müssen klimaneutral werden“, betonte CDU-Landtagsabgeordneter Winfried Mack:
„Wir müssen unser Klima schützen.“Der Gesetzgeber sei verpf lichtet, die Ziele einzuhalten und einen Schlachtplan zu entwickeln. Mack sprach sich für erneuerbare Energien, den entsprechenden Leitungsbau und den klimaneutralen Transport aus. Man müsse zu einer Beschleunigung der Genehmigungsverfahren kommen, forderte er. „Der Bedarf an erneuerbarer Energie wird massiv ansteigen“, so Mack. Diesen Bedarf werde man aber allein in Deutschland nicht produzieren können. Um klimaneutral zu werden, brauche man alle Technologien: „Wir müssen uns überall anstrengen.“
Alexander Paluch, stellvertretender Bereichsleiter, Abteilung Standortpolitik/ Unternehmensförderung bei der Industrie- und Handelskammer Ostwürttemberg, machte sich für eine schnelle und unbürokratische Umsetzung stark und sprach über die „Zukunftsoffensive Ostwürttemberg“, einschließlich des Ziels einer
Wasserstoffregion Ostwürttemberg und eines Transformationsnetzwerks.
Ulrich Betzold, Geschäftsführer der Arnulf Betzold GmbH in Ellwangen, outete sich als ein „großer Fan der CO2-Bepreisung“. Für Meike Weichselmann von der Volksbank Digital Solution GmbH in Karlsruhe ist es wichtig, dass ein gewisser Druck auf der wirtschaftlichen Seite entsteht. Auf die Banken komme eine Regulatorik zu. Unternehmen, die sich auf den Weg machten, sollten mit der Vergabe von Krediten mit einem besseren Kreditzins gefördert werden.
Sebastian Maier von der EnBW ODR machte Ausführungen zur Energiewende und zur Energiespeicherung. In jeder Sekunde müsse man als Energieversorger Energieerzeugung und Energieverbrauch in Einklang bringen, sagte er mit Blick auf Versorgungssicherheit und setzte sich für einen signifikanten Ausbau der Netze und für dezentrale Erzeugungsanlagen ein. Die Menschen müssten die Energie aber auch bezahlen können, so Maier, aber auch die Industrie brauche Energie, die bezahlbar sei.
„Wir brauchen tatsächlich einen Schlachtplan.“Pius Köder, Grünkern Consulting