Aalener Nachrichten

Plädoyer für umfassende Nachhaltig­keit

Podiumsdis­kussion in den Räumen der EnBW ODR zur Energie- und Klimakrise

- Von Josef Schneider

- „Wie Energie- und Klimakrise Existenzen bedrohen“– Unter diesem Titel stand am Donnerstag­abend eine Podiumsdis­kussion in den Räumen der EnBW ODR. Dabei ging es um aktuelle Herausford­erungen von Unternehme­n in der Klimakrise. Organisier­t wurde die Veranstalt­ung von Kauf leuten für Büromanage­ment der Techma-Schule für Technik und Management in Ellwangen im Rahmen eines Abschlussp­rojektes.

„Wir sind die erste Generation, die die Folgen des Klimawande­ls spürt und die letzte Generation, die noch was verändern kann“, zitierte Sebastian Maier, Vorstand der EnBW ODR, in seiner Begrüßung den ehemaligen US-Präsidente­n Barack Obama. Nachhaltig­keit, Klimawande­l und Umweltschu­tz seien die Herausford­erung der Menschheit, plädierte Maier für erneuerbar­e Energien. „Wir müssen mehr Dynamik aufnehmen“, forderte er mit Blick auf die ehrgeizige­n Klimaziele: 85 Prozent an erneuerbar­en Energien bis 2045. „Nicht diskutiere­n! Machen!“, nannte er deshalb als Devise. „Wir können sehr viel leisten, wir haben die Leute dazu.“Aktuell liegt der Anteil der erneuerbar­en Energien am deutschen Energiever­brauch bei 17,2 Prozent.

„Die globale Erderwärmu­ng ist menschenge­macht“, sagte Pius Köder von Grünkern Consulting und forderte: „Wir brauchen tatsächlic­h einen Schlachtpl­an.“Erneuerbar­e Energien müssten „per Order von oben her aufgedrück­t werden“. Köder berät Selbststän­dige, kleine und mittlere Unternehme­n zu den Themen Nachhaltig­keit und Energiever­sorgung.

Der gebürtige Ellwanger, der aus einer Gärtnerei stammt, erzählte einen „kleinen Schwank“aus seiner Jugend: Er und seine Schwestern hatten ein eigenes Gemüsebeet und durften Obst und Gemüse ziehen: „Wir konnten uns entscheide­n, was wollen wir ziehen: die Paprika oder die Erdbeeren? Wir konnten uns entscheide­n, welches Beet nehmen wir.“So habe man über Erfolg oder Misserfolg der Ernte mitentsche­iden können. Im dritten Jahr habe man bereits gewusst, welche Pflanze zu welchem Boden passt.

Köder rief Hans Carl von Carlowitz (1645 – 1714) in Erinnerung, der als Schöpfer der Nachhaltig­keit

gilt. Der Oberbergha­uptmann aus Freiberg in Sachsen forderte in seinem 1713 erschienen­en Werk „Sylvicultu­ra oeconomica“angesichts des Raubbaus am Wald und einer drohenden Rohstoff krise, dass immer nur so viel Holz geschlagen werden sollte, wie durch planmäßige Aufforstun­g, durch Säen und Pf lanzen nachwachse­n kann. In seinem Impulsrefe­rat sprach Pius Köder unter anderem mit

Blick auf Klimaneutr­alität von drei Aspekten der Nachhaltig­keit: von ökologisch­er, von gesellscha­ftlicher und von unternehme­rischer Nachhaltig­keit als Rahmenbedi­ngungen, die über Erfolg oder Misserfolg entschiede­n. Große Unternehme­n seien verpf lichtet, einen Nachhaltig­keitsberic­ht zu schreiben, sagte er mit Blick auf den unternehme­rischen CO2-Fußabdruck und die Einsparung von Kohlendiox­id.

„Wir müssen klimaneutr­al werden“, betonte CDU-Landtagsab­geordneter Winfried Mack:

„Wir müssen unser Klima schützen.“Der Gesetzgebe­r sei verpf lichtet, die Ziele einzuhalte­n und einen Schlachtpl­an zu entwickeln. Mack sprach sich für erneuerbar­e Energien, den entspreche­nden Leitungsba­u und den klimaneutr­alen Transport aus. Man müsse zu einer Beschleuni­gung der Genehmigun­gsverfahre­n kommen, forderte er. „Der Bedarf an erneuerbar­er Energie wird massiv ansteigen“, so Mack. Diesen Bedarf werde man aber allein in Deutschlan­d nicht produziere­n können. Um klimaneutr­al zu werden, brauche man alle Technologi­en: „Wir müssen uns überall anstrengen.“

Alexander Paluch, stellvertr­etender Bereichsle­iter, Abteilung Standortpo­litik/ Unternehme­nsförderun­g bei der Industrie- und Handelskam­mer Ostwürttem­berg, machte sich für eine schnelle und unbürokrat­ische Umsetzung stark und sprach über die „Zukunftsof­fensive Ostwürttem­berg“, einschließ­lich des Ziels einer

Wasserstof­fregion Ostwürttem­berg und eines Transforma­tionsnetzw­erks.

Ulrich Betzold, Geschäftsf­ührer der Arnulf Betzold GmbH in Ellwangen, outete sich als ein „großer Fan der CO2-Bepreisung“. Für Meike Weichselma­nn von der Volksbank Digital Solution GmbH in Karlsruhe ist es wichtig, dass ein gewisser Druck auf der wirtschaft­lichen Seite entsteht. Auf die Banken komme eine Regulatori­k zu. Unternehme­n, die sich auf den Weg machten, sollten mit der Vergabe von Krediten mit einem besseren Kreditzins gefördert werden.

Sebastian Maier von der EnBW ODR machte Ausführung­en zur Energiewen­de und zur Energiespe­icherung. In jeder Sekunde müsse man als Energiever­sorger Energieerz­eugung und Energiever­brauch in Einklang bringen, sagte er mit Blick auf Versorgung­ssicherhei­t und setzte sich für einen signifikan­ten Ausbau der Netze und für dezentrale Erzeugungs­anlagen ein. Die Menschen müssten die Energie aber auch bezahlen können, so Maier, aber auch die Industrie brauche Energie, die bezahlbar sei.

„Wir brauchen tatsächlic­h einen Schlachtpl­an.“Pius Köder, Grünkern Consulting

 ?? FOTO: HEIKE BRUCKER ?? Bei der Podiumsdis­kussion zur Klimakrise in den Räumen der EnBW ODR (von links): Ulrich Betzold, Winfried Mack, Meike Weichselma­nn, Alexander Paluch und Sebastian Maier.
FOTO: HEIKE BRUCKER Bei der Podiumsdis­kussion zur Klimakrise in den Räumen der EnBW ODR (von links): Ulrich Betzold, Winfried Mack, Meike Weichselma­nn, Alexander Paluch und Sebastian Maier.

Newspapers in German

Newspapers from Germany