Sex gegen Geld: Illegale Prostitution hat zugenommen
Immer mehr Frauen bieten ihre Dienstleistung verbotenerweise in Hotels und Appartements an
- Illegale Prostitution ist in Aalen immer wieder ein Thema. Jetzt kocht es erneut hoch. Darauf, dass sich in der vergangenen Zeit immer wieder Frauen aus dem Ausland in Begleitung von Männern in Privathäusern und insbesondere in Hotels einmieten, macht eine Aalenerin aufmerksam, die sich per Mail an die „Aalener Nachrichten/Ipf- und JagstZeitung“gewandt hat. Ihre Dienste würden die überwiegend osteuropäischen und asiatischen Damen über verschiedene Plattformen anbieten. Jetzt möchte die Bürgerin, dass Polizei und Ordnungsamt handeln.
Dass Frauen ihre Dienste illegal anbieten, ist der Polizei bekannt, sagt Rudolf Biehlmaier, ein Pressesprecher des Polizeipräsidiums (PP) Aalen. Dieses Problem bestehe bereits seit Beginn der CoronaPandemie. Ab diesem Zeitpunkt sei eine verstärkte Abwanderung aus legalen Prostitutionsstätten in Hotels beziehungsweise Ferienwohnungen festzustellen. Vor diesem Hintergrund bestehe eine enge Zusammenarbeit zwischen der Kriminalpolizei des PP Aalen, des Polizeireviers Aalen sowie der Stadt, sagt Stephan Dürr vom Presseamt der Stadt Aalen.
Grundsätzlich sei in BadenWürttemberg die Prostitution in Städten mit mehr als 35.000 Einwohnern legal. Sofern sie in den von den Städten eingerichteten Toleranzzonen stattfindet. In Aalen befindet sich eine solche Toleranzzone lediglich in der Kochertalstraße oder, anders formuliert, zwischen Erlau und Kläranlage in Neukochen. Der Rest der Kreisstadt ist Sperrbezirk, in dem sich keine Bordelle oder sonstige Betriebe mit sexuellen Dienstleistungen ansiedeln dürfen und auch die Prostitution in Appartements, Hotels, Privatwohnungen oder auf Parkplätzen verboten ist. Das im Jahr 2014 angedachte Vorhaben, das Industriegebiet West zu einer Toleranzzone zu erklären und den Rotlicht-Bezirk der Kreisstadt auszuweiten, wurde auch aufgrund von Protesten von Anwohnern und Gewerbetreibenden fallengelassen. Frauen,
die ihre Dienste außerhalb des Sperrbezirks anbieten, müssten sich wegen einer Ordnungswidrigkeit verantworten und mit einem Bußgeld rechnen, sagt Biehlmaier. Sollten sie wiederholt und mehrfach illegal ihre Dienste anbieten und dabei erwischt werden, machten sie sich strafbar.
Die einschlägigen Internet-Plattformen, in denen sich die Frauen mit ihren Serviceleitungen anpreisen und mit Freiern einen Termin vereinbaren, seien der Polizei bekannt und würden entsprechend ausgewertet. Gemeinsam mit der Stadt Aalen seien auch Betreiber von Hotels und Appartements sensibilisiert und angehalten worden, Augen und Ohren offenzuhalten und sich zu melden, wenn sie den Verdacht hegten, dass Zimmer für solche illegalen Zwecke missbraucht werden. Ein Problem sei die mangelnde Sozialkontrolle vor allem
in Hotels, in denen es nicht mehr die klassische Rezeption gibt, sondern Gäste selbst ein- und auschecken können.
„In den vergangenen Monaten wurden vonseiten des Polizeipräsidiums Aalen neben zahlreichen Ordnungswidrigkeitsverfahren bereits drei Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Menschenhandels eingeleitet“, gibt Biehlmaier einen Einblick in die
Zahlen. Darüber hinaus sei die Zusammenarbeit mit verschiedenen Nichtregierungsorganisationen intensiviert worden, um den betroffenen, oft der deutschen Sprache nicht mächtigen, Frauen eine Ausstiegsmöglichkeit anzubieten. Auch hier habe sich die enge Zusammenarbeit zwischen Stadt, Polizei und Nichtregierungsorganisationen bewährt. Dass Prostitution auch immer wieder mit Menschenhandel
in Verbindung stehen kann, Frauen nach Deutschland eingeschleust und hier ausgebeutet werden, sei der Polizei bewusst und werde in der Ermittlungsarbeit ebenfalls beleuchtet.
Dass sich die Prostitution in Bordellen – in Aalen gibt es nach der Schließung des „Eroscenter“, früher „Taubenschlag“, mit dem Triple XXX nur noch ein Etablissement – auf Wohnungen und Hotels verlagert habe, weiß auch Marietta Hageney, Leiterin der Aalener Geschäftsstelle von Solwodi. Ihr sei allerdings nicht nur die illegale Prostitution ein Dorn im Auge, bei der lediglich Frauen zur Rechenschaft gezogen würden und Freier keine Strafen zahlten, sondern auch die legale Käuflichkeit von Frauen.
Analog zu dem Modell in Schweden fordern sie und ihre Mitstreiterinnen seit 20 Jahren ein Sexkaufverbot. Das immer wiederkehrende Argument, dass durch ein solches die Prostitution ins Dunkelfeld abrutscht, sei kein Argument. Denn diese sei, wie man auch im Fall von Aalen sieht, längst dort angekommen.
„Polizei und Stadt Aalen weisen Hotelbetreiber darauf hin, wachsam zu sein und Verstöße zu melden“, sagt Rudolf Biehlmaier.