Decathlon macht in Deutschland gute Geschäfte
Mit neuen Filialen und dem Rückkauf gebrauchter Sportartikel will der Discounter 2023 die Umsatzmilliarde knacken
- Der Sportartikel-Discounter Decathlon hat trotz eines ordentlichen Wachstums sein selbst gestecktes Umsatzziel im vergangenen Jahr nicht erreicht. Wie Decathlon-DeutschlandChef André Weinert am Dienstag am Firmensitz in Plochingen bei Stuttgart mitteilte, habe man 2022 einen Nettoumsatz von 893 Millionen Euro erwirtschaftet. Nach 700 Millionen Euro im Jahr 2021 entspricht das einem Plus von rund 28 Prozent. Ziel war es jedoch, „die Umsatzmilliarde zu knacken“, stellte Weinert vor Jahresfrist in Aussicht.
Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) verzeichnete der Sportartikelhändler 2022 einen leichten Rückgang binnen Jahresfrist von 30,9 Millionen Euro auf 30,1 Millionen Euro. Obwohl das Unternehmen sehr viel in den Ausbau des Geschäfts investiere, stehe das Ergebnis „auf sehr soliden Beinen“, sagte Weinert.
Die Decathlon-Geschichte in Deutschland begann im Jahr 1986 mit der ersten Filiale in Dortmund. Heute beschäftigt der französische Sportartikelhersteller und -händler in insgesamt 85 Geschäften, zwei Logistikzentren und vier sogenannten CampusStandorten mehr als 5500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hierzulande.
Wenn jemand an Sport denkt, dann soll er an Decathlon denken – mit diesem Anspruch ist die Discount-Kette in den vergangenen Jahren in Deutschland stark expandiert. Im Vergleich zu Fachgeschäften profitiert Decathlon dabei vor allem von seiner Größe: Das Unternehmen bietet Sportartikel für mehr als 100 Sportarten auf einer durchschnittlichen Verkaufsfläche von 3000 Quadratmetern.
„Das können nur wenige Wettbewerber“, sagte Weinert.
Für den Manager sind die Decathlon-Märkte denn auch das „Kerngeschäft“. Lediglich 28 Prozent des Umsatzes macht die Kette online. Einen Niedergang des stationären Einzelhandels will Weinert nicht gelten lassen. Allerdings müsse man dafür „am Ball bleiben“– gerade in einem so schnelllebigen Marktsegment wie dem Sportbereich. Deshalb versucht Decathlon mit Innovationen, die Effizienz in seinen Märkten stetig zu verbessern. Als Beispiel nannte Weinert den Einsatz von RFID-Etiketten. Mit diesen Funketiketten ließe sich die Verfügbarkeit der Produkte in den Filialen erhöhen und der Checkout an der Kasse beschleunigen. Insgesamt 38 Millionen Euro investierte Decathlon im vergangenen Jahr in seine Märkte und die Logistik.
Auch im laufenden Jahr will das Unternehmen kräftig in die Standortentwicklung investieren und weiter wachsen. Ziel sei es, die Umsatzmilliarde deutlich zu knacken, so André Weinert (Foto: Decathlon). Vier Neueröffnungen und eine Filialerweiterung seien geplant, um die Präsenz in der Fläche zu erweitern. Um mehr Kunden in die Läden zu locken, bietet Decathlon unter anderem den Rückkauf gebrauchter Sportartikel an – auch von Fremdmarken.
Mit diesem Umsatzziel würde Decathlon erneut deutlich schneller als der Sportartikelmarkt wachsen. Zahlen für 2022 liegen zwar noch nicht vor. Doch Weinert zufolge habe die Branche in den vergangenen Jahren im Durchschnitt um fünf Prozent jährlich zugelegt. Das dürfte auch 2022 erreicht worden sein. Mit einem Marktvolumen von rund 25 Milliarden Euro kommt Decathlon damit auf einen Marktanteil von knapp vier Prozent in Deutschland – Tendenz steigend.
Dem großen Konkurrenten Intersport dürfte das nicht schmecken. Zwar hat der Handelsverbund mit Sitz in Heilbronn im Ende September beendeten Geschäftsjahr 2021/2022 ebenfalls kräftig zugelegt. Die deutschlandweit rund 1700 Geschäfte – rund 460 davon firmieren unter dem Namen Intersport – haben ihre Umsätze um 25 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro gesteigert. Nach Analysen der auf Sport spezialisierten Unternehmensberatung NPD verliert Intersport aber Marktanteile – vor allem an Decathlon.
Ende des vergangenen Jahres hatte Intersport-Chef Alexander von Preen daher angekündigt, Millionen in die Modernisierung von Geschäften stecken und neue Filialen eröffnen zu wollen. „Wir wollen uns klar vom Discount distanzieren“, gab von Preen damals als Devise aus. Ziel sei es, sich im Wettbewerb mit Decathlon noch stärker abzuheben und mehr in die Beratung, in Qualität und Nachhaltigkeit zu investieren.