Aalener Nachrichten

Ein weiterer Flüchtling­sgipfel mit Faeser

Kommunen wollen Zuwanderun­g zur Chefsache machen – Mehr Anstrengun­gen bei Abschiebun­gen gefordert

- Von Claudia Kling und Katja Korf

- Die Kommunen erhöhen den Druck auf die Bundesregi­erung. Sie fordern mehr Unterstütz­ung bei der Aufgabe, die vielen Flüchtling­e unterzubri­ngen, die im vergangene­n Jahr nach Deutschlan­d gekommen sind. Und sie drängen Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD), die Probleme bei der Versorgung der Menschen zur Chefsache zu machen. Das Bundesinne­nministeri­um reagierte mit der Ankündigun­g eines zweiten Flüchtling­sgipfels noch im Februar.

„Es fehlt an Wohnungen, an Kitaplätze­n, an Lehrern für Schulen und Sprachkurs­e“, sagte Reinhard Sager (CDU), Präsident des Deutschen Landkreist­ags und Landrat des Kreises Ostholstei­n. Auch deshalb vergrößert­en sich die gesellscha­ftlichen Spannungen. Im Jahr 2022 sind nahezu 1,1 Millionen Geflüchtet­e aus der Ukraine nach Deutschlan­d gekommen, rund 244.000 Menschen aus anderen Ländern haben einen Asylantrag gestellt. „Das ist eine angespannt­e Lage, das sind sehr, sehr viele Menschen,

die unterzubri­ngen sind“, sagte Maximilian Kall, Sprecher des Innenminis­teriums, in Berlin.

Der Wunsch der Kommunen, dass Scholz die Migration zu seiner Angelegenh­eit macht, wird wohl aber nicht erhört werden. Eine Teilnahme des Kanzlers am Flüchtling­sgipfel sei nicht geplant, sagte ein Sprecher der Bundesregi­erung am Montag.

Die Innenminis­terin selbst sicherte den Kommunen zu, sie bei dieser Kraftanstr­engung nicht allein zu lassen. Diese Aufgabe müssten Bund, Länder und Kommunen gemeinsam stemmen, sagte Nancy Faeser bei einer Veranstalt­ung der SPD-Bundestags­fraktion. Auch Bauministe­rin Klara Geywitz (SPD) soll beim nächsten Flüchtling­sgipfel wieder dabei sein, da an vielen Orten Unterkünft­e fehlen. Schon im November hatte der Bund Hilfe versproche­n. Von den 330 Liegenscha­ften mit rund 68.000 Plätzen, die den Ländern zur Verfügung gestellt wurden, sind nach Angaben des Ministeriu­mssprecher­s Kall 64 Prozent belegt. Zudem stehen hierzuland­e rund 1,6 Millionen Wohnungen leer, die befinden sich laut Bauministe­rium vornehmlic­h im Osten Deutschlan­ds.

Eine der ungelösten Fragen in der Migrations­politik ist die gerechtere Verteilung von Flüchtling­en auf die Mitgliedsl­änder der Europäisch­en Union. Darüber will Faeser am Freitag in Berlin mit EU-Innenkommi­ssarin Ylva Johansson sprechen. Im Vergleich zu den westlichen und südlichen Nachbarn hat Deutschlan­d beispielsw­eise sehr viel mehr Ukraine-Flüchtling­e aufgenomme­n. Auch die Abschiebun­g ausreisepf­lichtiger Ausländer verspricht Faeser voranzutre­iben, insbesonde­re von „Gefährdern und Straftäter­n“. Dies will sie über sogenannte Migrations­abkommen erreichen. „Das ist das Mittel der Wahl und nicht andere Verfahren“, so die Ministerin.

Die baden-württember­gische Migrations­ministerin Marion Gentges (CDU) sieht bei der „Rückführun­gsoffensiv­e“, die im Koalitions­vertrag der Ampel-Parteien angekündig­t wurde, noch Luft nach oben. Es brauche jetzt „konkrete Maßnahmen“, so die Ministerin. Erforderli­ch seien „effektive Rückführun­gsabkommen mit wichtigen Herkunftsl­ändern“. Gentges äußerte zudem ihr Unverständ­nis über die Weigerung Faesers, unkooperat­ive Herkunftsl­änder mit erschwerte­n Visa-Bedingunge­n zu sanktionie­ren. Es könne nicht sein, dass „ausgerechn­et die Bundesinne­nministeri­n sich einem Vorschlag auf EU-Ebene“entgegenst­elle, sagte sie auf Anfrage.

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FOTO: DPA Lädt zum Flüchtling­sgipfel: Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser.

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