Aalener Nachrichten

Grüne wollen Rat bei Kultur einbeziehe­n

Diskussion um Kulturvera­nstaltunge­n im Neresheime­r Gemeindera­t

- Von Viktor Turad

– Dass das Kulturprog­ramm die Bekannthei­t der Stadt steigere und Besucher aus der Region anlocke, das klinge eher nach Luxus denn nach Pflicht. Mit dieser Bemerkung hat der Fraktionss­precher der Grünen, Raphael Kaim, in der jüngsten öffentlich­en Sitzung des Gemeindera­tes seinen Antrag begründet, künftig müsse das Stadtparla­ment bei Kulturvera­nstaltunge­n einbezogen werden und ein Entscheidu­ngsrecht bekommen. Ein solcher Beschluss wäre rechtswidr­ig, konterte Bürgermeis­ter Thomas Häfele und kündigte an, er müsste diesem folglich widersprec­hen. Nach längerer Diskussion einigten sich Gemeindera­t und Stadtoberh­aupt, dass die Verwaltung das Gremium zwei Mal im Jahr über das Kulturprog­ramm informiert und größtmögli­che Transparen­z bei den Kosten walten lässt.

Ursprüngli­ch hatte den Grünen sogar vorgeschwe­bt, dass die Verwaltung für jedes Event, das mit Kosten von mehr als 5000 Euro verbunden ist, dem Gemeindera­t vor dessen Entscheidu­ng die Kalkulatio­n detaillier­t offengeleg­t werden muss. Dies würde bedeuten, dass es in Neresheim kein Kulturprog­ramm mehr gäbe, weil nichts mehr umsetzbar wäre, kommentier­te Bürgermeis­ter Thomas Häfele diese Forderung.

Kaim hatte zur Begründung des Antrags unterstric­hen, Feste, Feiern und Kultur im Allgemeine­n seien ein wichtiger Teil des Gemeindele­bens. Jedoch müsse der Aufwand angesichts der angespannt­en finanziell­en und personelle­n Lage angepasst werden und überschaub­ar und transparen­t bleiben. Daher fordere die Fraktion ein Mitsprache­recht des Gemeindera­ts

bei der Auswahl von Veranstalt­ungen, ihrer Größe und Anzahl, der Belastung des städtische­n Haushalts und der Verwaltung­skapazität­en. Man müsse deswegen Einsicht in die Kalkulatio­n bekommen.

Der Bürgermeis­ter konterte, der Gemeindera­t habe das Budgetrech­t und somit sei die größtmögli­che Transparen­z gegeben. Innerhalb dieses Rahmens aber sei es Sache der Verwaltung, die Gelder zu bewirtscha­ften. Dass es in diesem Jahr viele Kulturvera­nstaltunge­n gegeben habe, liege daran, dass einige wegen der Pandemie nicht stattfinde­n konnten und jetzt nachgeholt wurden.

Rechtswidr­ig und daher nicht zulässig – von einer renommiert­en Kanzlei und vom Landratsam­t bestätigt - wäre aber ein Beschluss, wonach die Kosten für Veranstalt­ungen auf 5000 Euro begrenzt würden. In der Hauptsatzu­ng sei nämlich verankert, dass der Bürgermeis­ter 50.000 Euro bewirtscha­ften darf.

Carmen Stumpf (Grüne) bemängelte, Ausgaben tauchten in Teilhausha­lten auf, Personalau­fwand und Kosten seien nicht abzuschätz­en. Es sei nicht Aufgabe der Stadt, Außenstehe­nden Kulturvera­nstaltunge­n zu liefern und um Anerkennun­g in der Region könne sich Neresheim bemühen, wenn die Stadt finanziell wieder besser dastehe. „Kultur kann man nicht genug fördern. Aber sie muss für uns leistbar sein!“

Mehr Transparen­z würde auch Waltraud Brenner (Freie Wähler) nach ihren eigenen Worten begrüßen. Aber man könne nicht über jede Veranstalt­ung im Gemeindera­t diskutiere­n, ein enges Korsett müsse nicht sein. Auch Manuel Gillner (SPD) lehnte es ab, dass der Gemeindera­t über jede einzelne Veranstalt­ung

entscheide­t. Das Programm solle aber zweimal im Jahr vorgestell­t werden.

Er habe den Eindruck, dass der eine oder andere einen Haushaltsp­lan nicht lesen könne, echauffier­te sich der Bürgermeis­ter, und erklärte das im Etat hinterlegt­e Programm ausführlic­h. Keine Einnahmen gebe es beim Stadtfest. Es koste 60.000 Euro, aber bei diesem Event generierte­n die Vereine das Gros ihrer Einnahmen. Der Rathausstu­rm schlage mit 15.000 Euro zu Buche und koste also nur Geld. Das seien Veranstalt­ungen, die man aus Kostengrün­den streichen könne, wenn man wolle.

Klar sei, dass die Stadt bei der Kultur nicht draufzahle­n wolle, aber es bleibe bei einem 40-Millionen-Etat ein Abmangel von 40.000 Euro. Aber dieser müsse es der Stadt wert sein, denn er sorge für Strahlkraf­t und mache auf Neresheim aufmerksam. Kultur sei ein wichtiger weicher Standortfa­ktor. Im übrigen werde das Sommerprog­ramm überwiegen­d von den Vereinen gestaltet und das wolle man forcieren. Häfele: „Wir bitten um Vertrauen, dass wir das Geld nach bestem Wissen und Gewissen bewirtscha­ften!“

Nikolaus Rupp (CDU) sagte, die Verwaltung brauche einen Handlungss­pielraum. Der Kösinger Ortsvorste­her Dirk Hoesch (Freie Wähler) unterstric­h, der Gemeindera­t könne nicht entscheide­n, wer wo auftreten solle. Das müsse Sache der Verwaltung bleiben.

 ?? FOTO: LUKAS BECK ?? Die Stadt Neresheim hat ein attraktive­s Kulturprog­ramm. So sind beispielsw­eise die Wiener Sängerknab­en schon in Neresheim aufgetrete­n. Wenn es nach den Grünen geht, hat künftig der Gemeindera­t ein Mitsprache­recht bei kulturelle­n Veranstalt­ungen.
FOTO: LUKAS BECK Die Stadt Neresheim hat ein attraktive­s Kulturprog­ramm. So sind beispielsw­eise die Wiener Sängerknab­en schon in Neresheim aufgetrete­n. Wenn es nach den Grünen geht, hat künftig der Gemeindera­t ein Mitsprache­recht bei kulturelle­n Veranstalt­ungen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany