Fall Fedotow schockt NHL
Festnahme des russischen Eishockeyspielers besorgt Liga
(SID) - Über sein Fußballspiel im Trikot von Dynamo Moskau erzählte Alexander Owetschkin ausführlich. Als im Interview der Name Iwan Fedotow fiel, war der russische Eishockey-Superstar wortkarg. „Nein, wieso?“, antwortete der NHLStürmer auf die Frage, ob er sich zum Nationaltorwart äußern möchte.
Statt in Philadelphia, wo er eigentlich ab Herbst für die Flyers zwischen den Pfosten stehen soll, ist Fedotow in einer Militärbasis in der Arktis, genauer gesagt in Seweromorsk in der Nähe von Murmansk. Dorthin wurde der 25-Jährige, der vor viereinhalb Monaten mit dem russischen Team Olympia-Silber in Peking gewann, nach Angaben seines Anwalts gebracht – weil er den Militärdienst verweigert haben soll.
Videos zeigen Fedotow bei der Festnahme vor der Trainingshalle in St. Petersburg und in einem Krankenwagen vor dem Einberufungsbüro der Armee. Der zwangsweise rekrutierte Eishockey-Star will aber gegen seine Einberufung bei Russlands Nordmeerflotte klagen. „Die Dokumente wurden am Freitag abgeschickt, wir warten auf die Annahme durch das Gericht und werden uns dann in Richtung Prozess bewegen“, sagte Alexej Ponomarjow, der Anwalt des 25-Jährigen.
Der Fall Fedotow hat die NHL aufgeschreckt – auch wenn einer ihrer größten Stars dazu lieber schweigt. Die Sorge, ob alle ihre russischen
Profis zur neuen Saison wieder nach Kanada und in die USA ausreisen dürfen, ist groß. „Ich denke, viele von uns sind besorgt“, sagte Todd Mac Lellan, General Manager der Washington Capitals, des Arbeitgebers von Owetschkin. Niemand wisse, was passieren werde. Es könne sein, dass den Spielern die Ausreise verweigert werde: „Es gibt viele Fragen, aber keine Antworten.“Deshalb baten MacLellan und seine NHL-Kollegen ihre russischen Profis auch, den Sommer in Nordamerika oder in der EU zu verbringen. Die meisten reisten jedoch in ihre Heimat, zu ihren Familien. So wie auch Owetschkin. Dass er auf der Jagd nach dem NHLTorrekord von Wayne Gretzky von der russischen Regierung gestoppt wird, ist unwahrscheinlich. Schließlich ist der 36-Jährige bekennender Fan des Staatspräsidenten Wladimir Putin. Bei weniger prominenten Spielern könnte es anders aussehen.