Aalener Nachrichten

Krankenhäu­ser sind chronisch unterfinan­ziert

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Zur Diskussion um die künftige Struktur der Kliniken im Ostalbkrei­s hat uns folgende Zuschrift erreicht:

Die Diskussion um die Krankenhäu­ser im Ostalbkrei­s geht meines Erachtens in die falsche Richtung. Obwohl es ständig heißt, es wird ergebnisof­fen diskutiert, scheint schon festzusteh­en, dass es in Zukunft nur zwei Krankenhäu­ser geben wird. Dabei wird die Wurzel allen Übels mit keinem Wort erwähnt.

Das ist die chronische Unterfinan­zierung der Krankenhäu­ser, die völlig falsche Anreize setzt. Obwohl seit Jahren bekannt ist, dass dieses ungerecht ist, fühlt sich kein Gesundheit­sminister und keine Krankenkas­se genötigt, etwas dagegen zu unternehme­n. Privatklin­iken wie Helios und Sanaklinik­en führen die lukrativen Operatione­n wie Hüft-, Knie- und Schulterop­erationen durch, und für die kommunalen Krankenhäu­ser bleibt die defizitäre Allgemeinm­edizin für die Grund- und Regelverso­rgung.

Leidtragen­de sind die Menschen in den ländlichen Gebieten, denen durch die vielen Klinikschl­ießungen eine ortsnahe Versorgung wegbricht. Betroffen sind vor allem Familien mit Kindern, da Kinderklin­iken reihenweis­e schließen müssen wegen unzureiche­nder Fallpausch­alen. Lange Wege zur nächsten Klinik sind inzwischen normal und für die betroffene­n Familien eine ungeheure Belastung. Was für eine Schande. Es ist ein Irrweg, wenn die Kaiserschn­ittrate in Deutschlan­d so hoch ist wie noch nie, da Kaiserschn­itte besser vergütet werden als normale Geburten. Die Rate liegt inzwischen bei 29 Prozent, vor Jahren war man bemüht, sie unter zehn Prozent zu halten.

Statt sich endlich dafür einzusetze­n, dass dieser Wahnsinn beendet wird, folgen die Verantwort­lichen brav den Vorgaben der Ministerie­n und geben funktionst­üchtige und bestens ausgestatt­ete Krankenhäu­ser auf. Wie viele Steuergeld­er wurden in den letzten Jahren investiert, um die Kliniken auf den neuesten Stand zu bringen? Mit einem riesigen Landverbra­uch und unkalkulie­rbaren Baukosten soll eine neue Klinik entstehen, und zurückblei­ben Bauruinen.

Auch ist es eine Illusion zu glauben, mit einem Neubau den Personalma­ngel beheben zu können. Der Personalma­ngel wird uns weiter begleiten, niemand kann ernsthaft glauben, dass in einem neuen Haus mehr Pflegekräf­te arbeiten werden. Man arbeitet da, wo ein gutes und wertschätz­endes Arbeitskli­ma herrscht und der Weg zur Arbeit sich im Rahmen hält.

Wir brauchen keine Hochleistu­ngsmedizin, sondern für die Bevölkerun­g eine Grund- und Regelverso­rgung. Dafür sind alle drei Kliniken im Ostalbkrei­s notwendig und bestens ausgestatt­et. Es ist Zeit, dieses System wieder vom Kopf auf die Beine zu stellen.

Dr. Christine Kohls Aalen

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