Mit Flaschenbier durch die Krise
Der Geschäftsführer der Rotochsenbrauerei, Alexander Veit, hofft 2022 auf eine Rückkehr zur Normalität
- Die Corona-Pandemie ist auch an einem der ältesten Unternehmen der Region, der Rotochsenbrauerei, nicht spurlos vorbeigegangen. Die Ellwanger Traditionbrauerei, die vor 341 Jahren gegründet worden ist, hat es ordentlich durchgeschüttelt. Gleichwohl hat Geschäftsführer Alexander Veit seine Zuversicht nicht verloren. Er ist nach mittlerweile 20 Monaten Dauerkrise sogar vorsichtig optimistisch, dass es im neuen Jahr für seine Brauerei, den Brauereigasthof der Familie Veit sowie die gesamte Gastrobranche endlich wieder einen Schritt in Richtung „alte Normalität“gehen könnte.
„Auf zwei, drei Monate Krise hatten wir uns vor zwei Jahren ja noch eingestellt. Da haben wir das eigentlich alle noch recht locker genommen. Es wurde Resturlaub abgebummelt, damit wir nach dem Ende des Lockdowns wieder richtig loslegen können. Aber dann ging diese Krise leider immer weiter und weiter“, sagt Alexander Veit, der seinen Humor und auch seinen Optimimus trotzdem nicht eingebüßt hat. Für eine Pandemie gebe es eben „keine Blaupause“, das sei für alle – auch die Politik – Neuland, sagt Veit.
Für den Brauer ist ohnehin nur eines wirklich wichtig: Dass er, seine Familie und auch die Mitarbeiter der Brauerei sowie des Gasthofes gut und gesund durch die Pandemie gekommen sind. Beide Unternehmen hätten in der Krise keinen festen Mitarbeiter verloren. Sowohl in der Brauerei als auch im Gasthof konnte das Stammpersonal gehalten werden. „Das ist in der jetzigen Situation alles andere als selbstverständlich“, sagt Veit, der sich im Gespräch mit unserer Zeitung fürs Impfen stark macht. „Wenn man sieht, wie es in den Krankenhäusern gerade zugeht und wie schwer Menschen an diesem Virus erkranken können, ist alles andere doch keine Option“, meint der 52-Jährige, der sich kürzlich seine dritte Impfung abgeholt hat.
In seinem Job, der sich nicht kontaktlos aus dem Homeoffice machen lässt, ginge es überhaupt nicht ohne eine Impfung, erklärt Veit, der nicht nur aus wirtschaftlichen
Gründen auf ein baldiges Ende der Pandemie hofft. Natürlich lebe er als Bier-Lieferrant davon, dass Menschen zusammenkommen und feiern – in Kneipen oder bei Festen und Großveranstaltungen wie dem Kalten Markt oder den Heimattagen. Dass solche Events derzeit nicht mehr möglich sind, treffe ihn aber keineswegs nur als Unternehmer, sondern auch als Mensch. „Mir fehlt das einfach.“Gerne würde er mal wieder eine große Musikkapelle bei einem Fest live spielen hören.
Im letzten Sommer, als sich die Lage etwas entspannt hatte, habe man erahnen können, was die Gesellschaft durch das Virus eingebüßt hat, sagt Veit, dem in Zeiten von Corona noch etwas anderes abgeht. Nur eine kleine Geste, aber eine, die für ihn immer wichtig war: das Händeschütteln. „Das gehörte doch einfach dazu. Damit wurde ein Gespräch begonnen und es wurde damit beendet.“Dieses Ritual habe er sich „brutal abtrainieren“müssen. Ob das Händeschütteln irgendwann wieder zurückkommt? Veit zuckt mit den Schultern. So ganz schnell werde man Corona nicht wieder los, befürchtet der Unternehmer.
Dinge, wie die Gesichtsmasken oder auch der Verzicht aufs Händeschütteln werde den Menschen vermutlich noch eine Weile erhalten bleiben, bedauert er, um gleich danach anzumerken, dass er mit diesen Einschränkungen aber leben könne. Hauptsache, es komme nicht wieder zu einem siebenmonatigen Lockdown, wie über den Jahreswechsel 2020/21. In dieser Phase musste die Brauerei ihre Produktion deutlich runterfahren; Fassbier wurde nur noch in sehr kleinen Mengen abgefüllt. Was blieb, war vor allem der Verkauf vom Flaschenbier im Einzelhandel. „Wenn es für die Gastrobranche irgendwann wieder einigermaßen normal läuft, wäre das auch für die Brauereien die größte Erleichterung“, sagt Veit, dessen Betrieb neben dem Einzelhandel rund 100 Kneipen und Restaurants der Region mit Bier beliefert. Mit dem Lockdown sei dieser Absatzmarkt komplett weggebrochen. Auch die Absagen von Großevents, wie dem Kalten Markt, dem Fasching, den Ellwanger Heimattagen oder dem Leonhardsfest in Stödtlen hätten die Rotochsenbrauerei direkt getroffen.
Diese Einbußen habe das Umsatzplus, das die Rotochsenbrauerei im Einzelhandel erzielen konnte, nur bedingt ausgleichen können, berichtet Veit. „Aber immerhin wurde im Lockdown von den Leuten nicht nur Toilettenpapier stark nachgefragt, sondern auch unser Bier“, freut sich der 52-Jährige mit einem Augenzwinkern, den aktuell nur eines wirklich aufrichtig ärgert. Dass der Druck auf die Ungeimpften im Sommer dieses Jahres nicht hoch gehalten wurde. Das sei ein Versäumnis der Politik gewesen, findet Veit. „Vor der Bundestagswahl wollte offenbar niemand unpopuläre Entscheidungen treffen. Die wären aber nötig gewesen, dann würden wir heute sehr wahrscheinlich besser dastehen.“
In diesem Zuge verrät der Geschäftsführer der Rotochsenbrauerei noch, dass sich Corona in seinem Unternehmen aber nicht nur durch die regelmäßig verhängten Lockdowns bemerkbar macht. Tatsächlich leide die Ellwanger Brauerei auch unter stockenden Lieferketten, die seit der Pandemie viele Bereiche der Wirtschaft lahmlegen. Sowohl die Beschaffung der Kronkorken, die aus Aluminium hergestellt werden, als auch der Zukauf von Getränkekisten, die mit einem speziellen Granulat aus Asien produziert werden, gestalte sich aktuell äußerst zäh, erzählt Veit. Auf die letzte Getränkekistenbestellung habe die Traditionsbrauerei aus Ellwangen fast vier Monate warten müssen.
Selbst bei der Bestellung von Bierdeckeln müsse man mittlerweile „ganz früh dran sein“, um Engpässe zu vermeiden, so Veit. Denn: Es gebe nur noch einen einzigen Bierdeckel-Großhersteller in Deutschland. Der habe seine Kunden aber zumindest vorgewarnt– es könne zu Lieferverzögerungen kommen, weil das Unternehmen derzeit verstärkt mit der Produktion von Verpackungsmaterial für den Onlinehandel beschäftigt ist.
„Auf zwei, drei Monate Krise hatten wir uns vor zwei Jahren ja noch eingestellt.“
Alexander Veit, Geschäftsführer der Ellwanger Rotochsenbrauerei