Liebherr baut in Ehingen ein neues Werk
Die weltweite Nachfrage nach Mobil- und Raupenkranen wächst – Derzeit werden rund 2000 Geräte pro Jahr produziert
- Es ist für den Wirtschaftsstandort Ehingen mit seinen vielen Zuliefererbetrieben durchaus eine historische Nachricht, die das Liebherr Werk Ehingen (LWE) am Dienstag verkündete. Denn im Ehinger Industriegebiet Berg soll zusätzlich ein komplett neues Werk entstehen, um der stetig steigenden Nachfrage nach Mobil- und Raupenkranen auf dem Weltmarkt gerecht zu werden.
Mehr als 3500 Mitarbeiter, im Jahr 2020 ein Umsatz von 2,03 Milliarden Euro, rund 2000 Krane pro Jahr verlassen die Produktion und eine Werksfläche von fast einer Million Quadratmeter – das sind die nackten Zahlen des Liebherr-Werks Ehingen, dem größten Werk in der Firmengruppe. Nun ist das Werk aber an eine Grenze gekommen – und das nicht nur geografisch. Erweiterungsmöglichkeiten sind am jetzigen Standort aufgrund von Begrenzungen durch die Bundesstraße 465 und einem geschützten Wald nicht mehr in größerer Form möglich. Weil selbst kleinere Erhöhungen der Produktionsmengen mit den bestehenden Anlagen und Gebäuden ebenfalls kaum möglich sind, sei eine Werkserweiterung unausweichlich.
Zusammen mit der Ehinger Geschäftsführung hat die Familie Liebherr nun eine weitreichende Entscheidung getroffen. „Mittelfristig wollen wir unsere Produktionskapazität deutlich steigern. Dabei ist für uns ist klar: Die grüne Fabrik muss Realität werden. Der Standort Berg soll neben grünem Strom komplett mit erneuerbaren Energieträgern versorgt werden. Unter anderem achten wir auf viele Grünflächen“, so Ulrich Heusel, Geschäftsführer Produktion im LWE.
Warum eine solch deutliche Kapazitätserweiterung nötig ist, wird so erklärt: Zuletzt sei die Nachfrage nach Mobil- und Raupenkranen deutlich gestiegen. Sie werde zusätzlich befeuert vom Pariser Klimaschutzabkommen,
dem Klimaschutzprogramm der Europäischen Union und nationalen Klimazielen, die Investitionen in die Energiewende nach sich ziehen. Baumaschinen und Kranen komme hierbei eine zentrale Rolle zu, wie das Unternehmen mitteilt. So sind etwa Mobil- und Raupenkrane nötig, um On- und Offshore-Windkraftanlagen, PhotovoltaikAnlagen oder Stromtrassen zu installieren.
„Onshore-Windräder haben heute bemerkenswerte Nabenhöhen. Da müssen Maschinenhäuser und Rotoren mit über 100 Tonnen Gewicht auf 180 Meter gehoben werden. Dafür werden Großkrane benötigt, also Raupenkrane und Mobilkrane mit Tragkräften von 1000 Tonnen und mehr“, erklärt Christoph Kleiner, Geschäftsführer Vertrieb der Liebherr-Werk Ehingen GmbH.
Massive Ausgaben vieler Staaten für Infrastrukturprogramme würden die Nachfrage nach Kranen aus Ehingen ebenfalls erhöhen. Die Palette der Mobilkrane reicht vom zweiachsigen 35-Tonnen-Kran bis zum Schwerlastkran mit 1200 Tonnen Traglast und neunachsigem Fahrgestell. Die Gittermastkrane auf Mobil- oder Raupenfahrwerken erreichen Traglasten bis 3000 Tonnen. Wie viele Mitarbeiter am neuen Standort im Ehinger Industriegebiet Berg eingestellt werden, um künftig dort Krane zu produzieren, stehe indes noch nicht fest, erklärt Tobias Ilg, Marketingleiter im Ehinger Werk: „Wir planen einen stufenweisen Ausbau bis 2030, immer entlang der Marktentwicklung und des Bedarfes. Entsprechend wird auch die Mitarbeiterzahl steigen über die Jahre bis 2030.“
Für das neue Werksgelände im Gewerbegebiet Berg sind Flächen rund um die neue Reparaturniederlassung Süd vorgesehen, die sich bereits im Bau befindet. Der Ausbau soll Schritt für Schritt erfolgen. „Wir werden in den kommenden Jahren kontinuierlich investieren und den Standort entwickeln“, berichtet der kaufmännische Geschäftsführer Daniel Pitzer.
„Das ist ein sehr starkes Signal der Firma Liebherr an die Stadt, die Region und ein Bekenntnis zum Standort Ehingen. In diesem bedeutsamen Vorhaben sehe ich ein Stück Zukunftssicherung für unsere Region, aber auch einen Beitrag zur Bewältigung der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen“, freut sich Ehingens Oberbürgermeister Alexander Baumann.