„Strickwelt“hat Corona nicht überlebt
Nach fast vier Jahren schließt das Geschäft zum 1. August – Onlinehandel bleibt bestehen
- Fast vier Jahre lang haben Marion Langner und Tatjana Ivanov das Geschäft Strickwelt neben dem Reichsstädter Café geführt. Zum 1. August schließen sie ihren Laden für immer. Das Aus kam wegen Corona, sagt Marion Langner im Gespräch mit den „Aalener Nachrichten“. „Und wir werden nicht die Letzten sein, die die Pandemie nicht überlebt haben.“
„Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe. Alles muss raus. 50 Prozent auf alle Artikel“, steht auf dem Plakat im Schaufenster des Geschäfts Strickwelt, das die beiden Inhaberinnen am Donnerstagabend angebracht haben. Über die Schließung des Ladens haben sie auch schon auf ihrer Facebookseite informiert.
Im Oktober 2017 eröffneten die in Aalen lebende Marion Langner und ihre Mitstreiterin Tatjana Ivanov, die in Schechingen wohnt, das Geschäft „An der Stadtkirche 15“. Und sie waren voller Zuversicht. Denn mit der Schließung des Geschäfts Wolle Rödel in der Mittelbachstraße, in dem die beiden angestellt waren, nahmen sie einen großen Teil der Stammkundschaft mit in ihren neuen Laden, der bereits in kurzer Zeit gut angenommen worden sei.
„Anfang vergangenen Jahres ist das Geschäft sensationell gelaufen und wir haben sogar Gewinne erwirtschaftet“, sagt Langner. Sie und ihre Partnerin Tatjana Ivanov, die über all die Jahre den Laden alleine gestemmt haben, seien insofern optimistisch gewesen, das Geschäft ohne Probleme die nächsten Jahre oder Jahrzehnte zu führen. Doch dann kam Corona.
Die pandemiebedingte Schließung Mitte März und wiederum Mitte Dezember vergangenen Jahres sei nicht allein das Problem gewesen. „Ein großes Problem war auch, dass wir im vergangenen Winter keine
Ware hatten, da die uns beliefernde Spinnerei in Bergamo wegen Corona geschlossen werden musste“, sagt Langner. Dass die Einzelhändler Ende Mai wieder aufmachen durften, habe zumindest der „Strickwelt“nicht geholfen. Das Geschäft liegt inmitten der Gastro- und Partymeile von Aalen. Solange die Lokale zu hatten, habe sich niemand in die Ecke verirrt. Auch die Touristen hätten gefehlt. Selbst mit Öffnung der Gastronomie habe sich nicht viel geändert.
So mancher sei wegen Covid-19 nach wie vor ängstlich.
„Noch gehen wir nicht auf dem Zahnfleisch, doch langfristig gesehen wollen wir nicht, dass unser Laden die generierten Gewinne unseres Onlinehandels, der bestehen bleibt, auffrisst“, sagt Langner. Überdies sei die Angst vor einer vierten Welle im Herbst groß. Deshalb sei es besser, jetzt die Reißleine zu ziehen, „so sehr uns dieser Schritt auch schmerzt“. Der bis 2024 geschlossene Mietvertrag sei zum 31. Juli aufgehoben worden. Da sich ein Interessent für den Laden gemeldet habe, der hier ab 1. August neu durchstarten möchte, sei der Vermieter den Inhaberinnen entgegengekommen. Wer der Nachpächter ist, weiß Langner bislang allerdings nicht.
Bevor das Geschäft für immer schließt, hoffen Langner und Ivanov, dass noch viele Kunden vorbeikommen. Sich persönlich von ihnen zu verabschieden, sei den beiden wichtig. Um weiterhin den Kontakt zu den Kunden zu halten, sei zudem geplant, einmal im Monat im Reichsstädter Café, dem unmittelbaren Nachbarn, einen Stammtisch ins Leben zu rufen. Damit das Aus des Ladens am Ende dann doch noch einen Sinn hat, sollen Wollreste und handgefertigte Artikel, die bis zur Schließung nicht verkauft werden, verschenkt und an gemeinnützige Organisationen gespendet werden.