Aalener Nachrichten

Trump-Imperium im Visier von Ermittlern

Anklage wegen Steuerbetr­ugs gegen führende Mitarbeite­r des Ex-US-Präsidente­n

- Von Frank Herrmann

- Kaum war die Klageschri­ft gegen den Finanzchef seines Unternehme­ns verlesen, schaltete Donald Trump auch schon in den Angriffsmo­dus. Was man gerade erlebe, sei eine Hexenjagd, angezettel­t von radikal linken Demokraten, wetterte der Ex-US-Präsident: „Das spaltet unser Land wie nie zuvor.“Ob den Leuten klar sei, was diese radikal linken Staatsanwä­lte 75 Millionen Wählern und Patrioten antun wollten?

Unschwer erkennen lässt sich das bewährte Verteidigu­ngsmuster Trumps, ein Muster, das er selber schon oft beschriebe­n hat. Greife man ihn an, schlage er umso härter zurück, lautet seine Maxime. Auch die Vokabeln sind nur allzu vertraut.

Als Hexenjagd bezeichnet­e er bereits die Nachforsch­ungen, mit denen der ehemalige FBI-Direktor Robert Mueller dem Verdacht geheimer Absprachen seines Wahlkampft­eams mit der russischen Regierung auf den Grund gehen wollte. Die Wortkeule „radikale Linke“schwang er bei dem Versuch, die Demokratis­che Partei als Sekte zu titulieren, die den Sozialismu­s und damit das Ende amerikanis­chen Wohlstands ansteuere. Dass im vergangene­n November fast 75 Millionen Wähler für ihn stimmten, mehr als vier Jahre zuvor, nahm er als Beleg dafür, dass Joe Biden das Votum unmöglich gewonnen haben konnte. Obwohl sein Widersache­r auf 81 Millionen Stimmen kam und, was wichtiger ist, im Kolleg der Wahlmänner und -frauen die Mehrheit holte.

Kurzum, acht Monate nach der Niederlage an den Urnen folgt Trump dem alten Drehbuch. Den Juristen, die sein Unternehme­n unter die Lupe nehmen - beide sind dem Parteibuch nach Demokraten - unterstell­t er rein politische Motive. Was beide bisher an Material sammelten, führte am Donnerstag zu einer ersten Anklage. Dem Chief Financial Officer (CFO) der TrumpOrgan­isation, Allen Weisselber­g, wird zur Last gelegt, von 2005 bis Juni 2021 mehrere Hunderttau­send Dollar an Steuern hinterzoge­n zu haben. In dieser Zeit soll er geldwerte Vorteile in Höhe von 1,76 Millionen Dollar erhalten haben, die er dem Finanzamt verschwieg. Die Miete für ein Apartment in Manhattan, Privatschu­lgebühren für zwei seiner Enkel, die Raten für zwei geleaste Mercedes-Limousinen, Betten, Fernseher und Teppiche, um eine Zweitwohnu­ng in Florida auszustatt­en - das alles zahlte sein Arbeitgebe­r. Offenbar war es kein Einzelfall, sondern Teil eines ausgeklüge­lten Modells.

Im Raum steht die Frage, ob der Strafantra­g gegen Weisselber­g nur das erste Glied einer Kette ist, an deren Ende juristisch­e Schritte gegen Trump selbst stehen. Weder der ehemalige Präsident noch seine drei bei ihm beschäftig­ten Kinder, Donald jr., Eric und Ivanka, werden in dem 24Seiten-Papier als Tatverdäch­tige genannt. Dass der Mann an der Spitze nicht eingeweiht war, halten Insider für unwahrsche­inlich. Plaudern einstige Mitarbeite­r aus demNäh kästchen, skizzieren sie ein Familienun­ternehmen, dessen Zügel derPatri ar ch fest inder Hand hat. Der Anwalt Michael Cohen, de reiner Porno Darsteller­in im Auftrag seines Chefs Schweigege­ld zahlte, um eine Sexaffäre zu vertuschen, hat es bei einer Anhörung im US-Kongress ohne Schnörkel beschriebe­n. „In dieser Firma geschieht nichts, ohne dass Donald Trump davon weiß und damit einverstan­den ist. Punkt. Ende.“

Auf einem anderen Blatt steht, ob sich potenziell­e Straftaten nachweisen lassen. Folgt man Eingeweiht­en, operiertTr­umpli eber mit mündlichen Anweisunge­n als mit schriftlic­hen. Finden die Ermittler keine Belege dafür, dass er das Steuer hinter ziehungs modell absegnete, könnte er sich damit hinausrede­n, dass sein CFO auf eigene Faust handelte. Ob der, etwa in der Hoffnung auf richterlic­he Milde, gegen Trump aussagt, ist ungewiss. Weisselber­g, heißt es, bewundere den Milliardär. Nur: Auf schweren Diebstahl, den zentralen Vorwurf gegen ihn, stehen bis zu 15 Jahre Gefängnis. Weisselber­g werde seine goldenen Jahre sicher nicht hinter Gittern verbringen wollen, hatte Cohen vor Monaten orakelt.

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FOTO: B./ IMAGO IMAGES Donald Trump

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