Trump-Imperium im Visier von Ermittlern
Anklage wegen Steuerbetrugs gegen führende Mitarbeiter des Ex-US-Präsidenten
- Kaum war die Klageschrift gegen den Finanzchef seines Unternehmens verlesen, schaltete Donald Trump auch schon in den Angriffsmodus. Was man gerade erlebe, sei eine Hexenjagd, angezettelt von radikal linken Demokraten, wetterte der Ex-US-Präsident: „Das spaltet unser Land wie nie zuvor.“Ob den Leuten klar sei, was diese radikal linken Staatsanwälte 75 Millionen Wählern und Patrioten antun wollten?
Unschwer erkennen lässt sich das bewährte Verteidigungsmuster Trumps, ein Muster, das er selber schon oft beschrieben hat. Greife man ihn an, schlage er umso härter zurück, lautet seine Maxime. Auch die Vokabeln sind nur allzu vertraut.
Als Hexenjagd bezeichnete er bereits die Nachforschungen, mit denen der ehemalige FBI-Direktor Robert Mueller dem Verdacht geheimer Absprachen seines Wahlkampfteams mit der russischen Regierung auf den Grund gehen wollte. Die Wortkeule „radikale Linke“schwang er bei dem Versuch, die Demokratische Partei als Sekte zu titulieren, die den Sozialismus und damit das Ende amerikanischen Wohlstands ansteuere. Dass im vergangenen November fast 75 Millionen Wähler für ihn stimmten, mehr als vier Jahre zuvor, nahm er als Beleg dafür, dass Joe Biden das Votum unmöglich gewonnen haben konnte. Obwohl sein Widersacher auf 81 Millionen Stimmen kam und, was wichtiger ist, im Kolleg der Wahlmänner und -frauen die Mehrheit holte.
Kurzum, acht Monate nach der Niederlage an den Urnen folgt Trump dem alten Drehbuch. Den Juristen, die sein Unternehmen unter die Lupe nehmen - beide sind dem Parteibuch nach Demokraten - unterstellt er rein politische Motive. Was beide bisher an Material sammelten, führte am Donnerstag zu einer ersten Anklage. Dem Chief Financial Officer (CFO) der TrumpOrganisation, Allen Weisselberg, wird zur Last gelegt, von 2005 bis Juni 2021 mehrere Hunderttausend Dollar an Steuern hinterzogen zu haben. In dieser Zeit soll er geldwerte Vorteile in Höhe von 1,76 Millionen Dollar erhalten haben, die er dem Finanzamt verschwieg. Die Miete für ein Apartment in Manhattan, Privatschulgebühren für zwei seiner Enkel, die Raten für zwei geleaste Mercedes-Limousinen, Betten, Fernseher und Teppiche, um eine Zweitwohnung in Florida auszustatten - das alles zahlte sein Arbeitgeber. Offenbar war es kein Einzelfall, sondern Teil eines ausgeklügelten Modells.
Im Raum steht die Frage, ob der Strafantrag gegen Weisselberg nur das erste Glied einer Kette ist, an deren Ende juristische Schritte gegen Trump selbst stehen. Weder der ehemalige Präsident noch seine drei bei ihm beschäftigten Kinder, Donald jr., Eric und Ivanka, werden in dem 24Seiten-Papier als Tatverdächtige genannt. Dass der Mann an der Spitze nicht eingeweiht war, halten Insider für unwahrscheinlich. Plaudern einstige Mitarbeiter aus demNäh kästchen, skizzieren sie ein Familienunternehmen, dessen Zügel derPatri ar ch fest inder Hand hat. Der Anwalt Michael Cohen, de reiner Porno Darstellerin im Auftrag seines Chefs Schweigegeld zahlte, um eine Sexaffäre zu vertuschen, hat es bei einer Anhörung im US-Kongress ohne Schnörkel beschrieben. „In dieser Firma geschieht nichts, ohne dass Donald Trump davon weiß und damit einverstanden ist. Punkt. Ende.“
Auf einem anderen Blatt steht, ob sich potenzielle Straftaten nachweisen lassen. Folgt man Eingeweihten, operiertTrumpli eber mit mündlichen Anweisungen als mit schriftlichen. Finden die Ermittler keine Belege dafür, dass er das Steuer hinter ziehungs modell absegnete, könnte er sich damit hinausreden, dass sein CFO auf eigene Faust handelte. Ob der, etwa in der Hoffnung auf richterliche Milde, gegen Trump aussagt, ist ungewiss. Weisselberg, heißt es, bewundere den Milliardär. Nur: Auf schweren Diebstahl, den zentralen Vorwurf gegen ihn, stehen bis zu 15 Jahre Gefängnis. Weisselberg werde seine goldenen Jahre sicher nicht hinter Gittern verbringen wollen, hatte Cohen vor Monaten orakelt.