Essinger Familie jubelt für die Schweiz
Schweizerkreuz und „Ricola“: Markus Beyeler freut sich über die Erfolge der „Nati“
- Die Familienhündin, ein Appenzeller Sennenhundmischling, hört auf den Namen „Ricola“, den Kaffee beim Besuch der Familie Beyeler gibt’s in einer roten Tasse mit Schweizerkreuz. Nein, wir sind nicht im Schweizer Bergland, wir sind mitten in einem Essinger Wohngebiet. Markus Beyeler ist Deutsch-Schweizer, in Aalen geboren, und hat eigentlich mit Fußball nicht so viel am Hut. Aber als Yann Sommer, Schweizer Nationaltorhüter, am Dienstag im Achtelfinale der Fußball-EM weit nach Mitternacht Kilian Mbappés Elfmeter parierte, saß er natürlich vor dem Fernseher: „Na klar, logisch“, sagt er in seiner gewohnt ruhigen Art. Dazu später mehr.
Auch das Spiel am Freitagabend in Sankt Petersburg gegen Spanien wird er sich natürlich anschauen. „Zuhause, coronakonform, im kleinen Kreis“, erklärt er. Obwohl er eigentlich so gar kein Fußballfan ist, verfolgt er zwar die Bundesliga oder die großen Turniere wie WM oder EM und freut sich über die Erfolge des TSV Essingen. Auch wenn er sich deshalb noch lange keine Expertenmeinung zutraut – beeindruckt war er trotzdem. Vom Kampfgeist der „Nati“, wie die Schweizer Nationalmannschaft genannt wird. „Eigentlich sind die Schweizer ja ein eher vorsichtiger Menschenschlag“, sagt Beyeler, „aber anscheinend nicht im Fußball.
Ihm hat gefallen, wie „frisch, agil und unerschrocken“das Team gegen den amtierenden Weltmeister angetreten ist. Vor allem Yann Sommers Leistung hat es im angetan. „Da redet der TV-Kommentator die ganze Zeit davon, dass Sommer noch nie einen Elfmeter gehalten hat – und dann hält er den wichtigsten Elfer im wichtigsten Moment gegen den wichtigsten Spieler der Franzosen.“Der Respekt ist ihm anzumerken.
Beyeler wurde 1970 in Aalen geboren und ist hier auch bestens verwurzelt und vernetzt, ja, er ist assimiliert. Sein Vater war Schweizer, den Schweizer Pass hat der Beyeler quasi geerbt. Auch seine beiden Töchter Marla und Clara haben einen eidgenössischen Pass. Die Nähe zur Schweiz hat sich Beyeler, Lehrer an der Technischen Schule Aalen, bewahrt. Zwei Schwestern wohnen in der Schweiz. Nach dem Sieg des Teams über Frankreich flogen die WhatsApp-Nachrichten mit Neffen und Nichten hin und her.
Ihn selbst hat es nie in die Schweiz gezogen. „Auch wegen der Musik“, gesteht er. Denn Markus Beyeler ist als Gitarrist fester Bestandteil der Aalener Bluesszene. Mad Fantasy, später Homebelly Groove hießen die Bands, in denen er mitgespielt hat. In den vergangenen Jahren mischte er auch kräftig beim Vereinsorchester des Galgenberg-Festivals mit. „Hoffentlich findet das dieses Jahr statt“, sagt er, „da freue ich mich riesig drauf.“
Seit knapp fünf Jahren sitzt er nun für die CDU im Essinger Gemeinderat. Und auch dieses Amt hat seine Gründe in der Musik. Markus Beyeler startete als Gitarrenschüler an der Essinger Musikschule. „Ich habe viel von den Einrichtungen der Gemeinde profitiert, da wollte ich auch was zurückgeben.“So lautete seine Antwort, als er angesprochen wurde, sofort Ja. Essingen sei mit seinen vielen aktiven ehrenamtlichen Essingern eine tolle Gemeinde, „für die ich mich gerne im Gemeinderat einbringe“.
Und merken die Schwaben ihm, dem schwäbischen Schweizer, seinen „Migrationshintergrund“an? Sprachlich sicher nicht, Beyeler ist hier aufgewachsen und spricht – wenig überraschend – ganz einfach Schwäbisch. Aber das Naturell der Eidgenossen, das schlage schon durch – sagt zumindest seine Frau Maria. „Die Mentalität ist schon ein bisschen eine andere – leiser, diplomatischer.“Eigenschaften also, die ihm als Gemeinderat durchaus zugute kommen.
Jetzt also gegen Spanien. „Es wäre schön, wenn das Spiel genauso spannend wird wie das gegen Frankreich.“Natürlich findet er es schade, dass Deutschland raus ist. Auch wenn er sich so Terminschwierigkeiten erspart. Jetzt kann der Musikfan in aller Ruhe das Marla-Glen-Konzert am Samstagabend beim Aalener Jazzfest im Stadtgarten genießen. Vielleicht sogar mit der Schweiz als Halbfinalist.