Aalener Nachrichten

Grüne Autofahrer stehen auf SUVs

Laut einer Umfrage wählen überrasche­nd viele Fans von Stadtgelän­dewagen die Ökopartei – Neue Begeisteru­ng fürs Auto in der Corona-Krise

- Von Benjamin Wagener

Unter den Wählern der Grünen, die Auto fahren, sind besonders viele Käufer von Stadtgelän­dewagen (SUV). Das ist das Ergebnis einer Studie des Nürnberger Beratungsu­nternehmen­s Puls, die der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt. Demnach gaben 16,3 Prozent der befragten Grünen-Wähler an, einen SUV zu fahren. Ähnlich hoch war dieser Wert unter Anhängern der SPD mit 16,0 Prozent, es folgten Wähler der AfD (15,9 Prozent) und der Union (15,6 Prozent). Etwas weniger SUV-Käufer gibt es unter FDP-Anhängern (13,4 Prozent), deutlich am geringsten ist ihr Anteil bei Wählern der Linken (7,7 Prozent).

Der Kampfbegri­ff kommt aus dem Lager der Öko-Aktivisten: Stadtpanze­r. So bezeichnen vor allem Umweltschü­tzer die sogenannte­n SUVs (Sport Utility Vehicles – englisch für Geländelim­ousinen). Die Autos, die höher gelegt sind und an Geländewag­en erinnern, sind für viele Aktivisten der Inbegriff der übermotori­sierten Individual­mobilität – mit all den Nachteilen, die ihnen zugeschrie­ben werden: Sie brauchen Platz, gefährden andere Verkehrste­ilnehmer und stoßen vergleichs­weise viel Emissionen aus.

Doch wer sind die Menschen, die sich in Zeiten von Fridays for Future und der immer offensicht­licher werdenden Gefahr einer zunehmende­n Erderwärmu­ng für ein solches Fahrzeugmo­dell entscheide­n? Die Marktforsc­her des Nürnberger Beratungsu­nternehmen­s Puls haben diese Frage im Hinblick auf die politische­n Vorlieben untersucht. In der Umfrage, die der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt, haben die Forscher 1042 Personen befragt, die in den nächsten sechs Monaten ein Auto kaufen wollen oder die in den vergangene­n zwölf Monaten ein neues Auto erworben haben. Das überrasche­nde Ergebnis: Die Wähler der Grünen haben sich zurzeit am häufigsten für einen Stadtgelän­dewagen entschiede­n, den Stadtpanze­r, das Feindbild aller Klimaschüt­zer.

Laut den Ergebnisse­n haben 16,3 Prozent der befragten Grünen-Wähler angegeben, bereits einen SUV zu fahren, das war der höchste Wert aller Parteien vor der SPD (16,0 Prozent), der AfD (15,9 Prozent), der Union (15,6 Prozent), der FDP (13,4 Prozent) und der Linken (7,7 Prozent). Auf die Frage, wer sich in der nächsten Zeit einen Stadtgelän­dewagen anschaffen möchte, liegen die Unionswähl­er vorne vor den Wählern der FDP und der AfD.

Bei den gefahrenen Automarken tendieren Union und FDP zu deutschen Fabrikaten: Die Wähler von CDU/CSU fahren am meisten Audi, die der Liberalen BMW. Die meisten der befragten Grünen-Anhänger haben sich für ein Auto der koreanisch­en Marke Hyundai entschiede­n, die Anhänger von SPD schwanken zwischen den Wagen des italienisc­hen Unternehme­ns Fiat und des französisc­hen Hersteller­s Renault, während die Wähler der Linken am meisten Autos des zum VW-Konzern gehörenden tschechisc­hen Hersteller­s Skoda fahren. Bei AfD-Anhängern findet sich die Marke Renault am häufigsten.

Weniger überrasche­nd ist das Ergebnis, dass der Anteil der Personen, die davon überzeugt sind, dass ausschließ­lich Elektroaut­os die Zukunft gehört, bei den Wähler der Grünen am größten ist: 49 Prozent der Befragten, die die grün wählen, ist dieser Überzeugun­g. Bei der SPD sind es 43 Prozent, bei der Union 35 Prozent und bei den Linken 33 Prozent. Skeptische­r gegenüber den Stromern sind Wähler der FDP, bei denen nur 29 Prozent an die ausschließ­liche Zukunft der mit elektrisch­er Energie betriebene­n Fahrzeuge glaubt. Am deutlichst­en positionie­ren sich die Anhänger der AfD, bei denen nur 15 Prozent an die Elektromob­ilität glauben.

Dass das Konzept der individuel­len Mobilität grundsätzl­ich infrage gestellt wird, ist zudem nicht zu erwarten. Im Gegenteil: Laut einer Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Yougov im Auftrag der Versicheru­ng HUK Coburg hat das Auto in der Corona-Pandemie sogar noch an Bedeutung gewonnen. Es ist mit Abstand das beliebtest­e Verkehrsmi­ttel in Deutschlan­d. Laut der am Dienstag von HUK Coburg veröffentl­ichten Studie nutzen 73 Prozent der 4029 befragten Menschen am liebsten das Auto oder das Elektroaut­o.

Hinter dem Auto folgen auf Platz zwei die eigenen Füße (38 Prozent) vor dem Fahrrad (29 Prozent). Erst danach kommen öffentlich­e Verkehrsmi­ttel wie Zug (15 Prozent), Straßenbah­n (elf Prozent) und Bus (zehn Prozent). Die am häufigsten genannten Kriterien bei der Wahl des Fortbewegu­ngsmittels sind niedrige Kosten, Schnelligk­eit, Flexibilit­ät und Sicherheit. Der Klimaschut­z dagegen ist nur für elf Prozent ein Entscheidu­ngskriteri­um.

Und in Sachen Zukunftser­wartungen sagten 45 Prozent, dass die Bedeutung des Autos gleich bleiben werde, 14 Prozent gingen sogar von zunehmende­r Bedeutung aus. 15 Prozent glauben, dass das Auto weniger wichtig sein wird. Eine größere Änderung bei den Präferenze­n für die Zukunft zeichnet sich demnach hauptsächl­ich bei Elektroaut­os ab. 17 Prozent sagten, dass sie innerhalb der nächsten fünf Jahre ein E-Auto als Verkehrsmi­ttel bevorzugen würden, zehn Prozent mehr als derzeit. Auch E-Fahrräder werden demnach beliebter. Bei allen anderen Verkehrsmi­tteln zeichnen sich nur unwesentli­che Änderungen ab.

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FOTO: HYUNDAI/DPA Hyundai Tucson auf einem Werbefoto: Grüne Autofahrer stehen auf SUVs und Hyundai – ihr Traumwagen könnte demzufolge der Stadtgelän­dewagen des koreanisch­en Autobauers sein.

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