Grüne Autofahrer stehen auf SUVs
Laut einer Umfrage wählen überraschend viele Fans von Stadtgeländewagen die Ökopartei – Neue Begeisterung fürs Auto in der Corona-Krise
Unter den Wählern der Grünen, die Auto fahren, sind besonders viele Käufer von Stadtgeländewagen (SUV). Das ist das Ergebnis einer Studie des Nürnberger Beratungsunternehmens Puls, die der „Schwäbischen Zeitung“vorliegt. Demnach gaben 16,3 Prozent der befragten Grünen-Wähler an, einen SUV zu fahren. Ähnlich hoch war dieser Wert unter Anhängern der SPD mit 16,0 Prozent, es folgten Wähler der AfD (15,9 Prozent) und der Union (15,6 Prozent). Etwas weniger SUV-Käufer gibt es unter FDP-Anhängern (13,4 Prozent), deutlich am geringsten ist ihr Anteil bei Wählern der Linken (7,7 Prozent).
Der Kampfbegriff kommt aus dem Lager der Öko-Aktivisten: Stadtpanzer. So bezeichnen vor allem Umweltschützer die sogenannten SUVs (Sport Utility Vehicles – englisch für Geländelimousinen). Die Autos, die höher gelegt sind und an Geländewagen erinnern, sind für viele Aktivisten der Inbegriff der übermotorisierten Individualmobilität – mit all den Nachteilen, die ihnen zugeschrieben werden: Sie brauchen Platz, gefährden andere Verkehrsteilnehmer und stoßen vergleichsweise viel Emissionen aus.
Doch wer sind die Menschen, die sich in Zeiten von Fridays for Future und der immer offensichtlicher werdenden Gefahr einer zunehmenden Erderwärmung für ein solches Fahrzeugmodell entscheiden? Die Marktforscher des Nürnberger Beratungsunternehmens Puls haben diese Frage im Hinblick auf die politischen Vorlieben untersucht. In der Umfrage, die der „Schwäbischen Zeitung“vorliegt, haben die Forscher 1042 Personen befragt, die in den nächsten sechs Monaten ein Auto kaufen wollen oder die in den vergangenen zwölf Monaten ein neues Auto erworben haben. Das überraschende Ergebnis: Die Wähler der Grünen haben sich zurzeit am häufigsten für einen Stadtgeländewagen entschieden, den Stadtpanzer, das Feindbild aller Klimaschützer.
Laut den Ergebnissen haben 16,3 Prozent der befragten Grünen-Wähler angegeben, bereits einen SUV zu fahren, das war der höchste Wert aller Parteien vor der SPD (16,0 Prozent), der AfD (15,9 Prozent), der Union (15,6 Prozent), der FDP (13,4 Prozent) und der Linken (7,7 Prozent). Auf die Frage, wer sich in der nächsten Zeit einen Stadtgeländewagen anschaffen möchte, liegen die Unionswähler vorne vor den Wählern der FDP und der AfD.
Bei den gefahrenen Automarken tendieren Union und FDP zu deutschen Fabrikaten: Die Wähler von CDU/CSU fahren am meisten Audi, die der Liberalen BMW. Die meisten der befragten Grünen-Anhänger haben sich für ein Auto der koreanischen Marke Hyundai entschieden, die Anhänger von SPD schwanken zwischen den Wagen des italienischen Unternehmens Fiat und des französischen Herstellers Renault, während die Wähler der Linken am meisten Autos des zum VW-Konzern gehörenden tschechischen Herstellers Skoda fahren. Bei AfD-Anhängern findet sich die Marke Renault am häufigsten.
Weniger überraschend ist das Ergebnis, dass der Anteil der Personen, die davon überzeugt sind, dass ausschließlich Elektroautos die Zukunft gehört, bei den Wähler der Grünen am größten ist: 49 Prozent der Befragten, die die grün wählen, ist dieser Überzeugung. Bei der SPD sind es 43 Prozent, bei der Union 35 Prozent und bei den Linken 33 Prozent. Skeptischer gegenüber den Stromern sind Wähler der FDP, bei denen nur 29 Prozent an die ausschließliche Zukunft der mit elektrischer Energie betriebenen Fahrzeuge glaubt. Am deutlichsten positionieren sich die Anhänger der AfD, bei denen nur 15 Prozent an die Elektromobilität glauben.
Dass das Konzept der individuellen Mobilität grundsätzlich infrage gestellt wird, ist zudem nicht zu erwarten. Im Gegenteil: Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov im Auftrag der Versicherung HUK Coburg hat das Auto in der Corona-Pandemie sogar noch an Bedeutung gewonnen. Es ist mit Abstand das beliebteste Verkehrsmittel in Deutschland. Laut der am Dienstag von HUK Coburg veröffentlichten Studie nutzen 73 Prozent der 4029 befragten Menschen am liebsten das Auto oder das Elektroauto.
Hinter dem Auto folgen auf Platz zwei die eigenen Füße (38 Prozent) vor dem Fahrrad (29 Prozent). Erst danach kommen öffentliche Verkehrsmittel wie Zug (15 Prozent), Straßenbahn (elf Prozent) und Bus (zehn Prozent). Die am häufigsten genannten Kriterien bei der Wahl des Fortbewegungsmittels sind niedrige Kosten, Schnelligkeit, Flexibilität und Sicherheit. Der Klimaschutz dagegen ist nur für elf Prozent ein Entscheidungskriterium.
Und in Sachen Zukunftserwartungen sagten 45 Prozent, dass die Bedeutung des Autos gleich bleiben werde, 14 Prozent gingen sogar von zunehmender Bedeutung aus. 15 Prozent glauben, dass das Auto weniger wichtig sein wird. Eine größere Änderung bei den Präferenzen für die Zukunft zeichnet sich demnach hauptsächlich bei Elektroautos ab. 17 Prozent sagten, dass sie innerhalb der nächsten fünf Jahre ein E-Auto als Verkehrsmittel bevorzugen würden, zehn Prozent mehr als derzeit. Auch E-Fahrräder werden demnach beliebter. Bei allen anderen Verkehrsmitteln zeichnen sich nur unwesentliche Änderungen ab.