Aalener Nachrichten

Täter stecken Regenbogen­fahne in Brand

Sankt-Stephanus-Kirche wird erneut zum Tatort: Immer wieder gibt es Fälle von Vandalismu­s und Diebstähle­n

- Von Verena Schiegl Zeugenhinw­eise

- Bislang unbekannte Täter haben zwischen Samstagnac­hmittag und Mittwochmo­rgen die Regenbogen­fahne angezündet, die an der Außenmauer der Sankt-Stephanus-Kirche angebracht war. Geschockt über die Tat war am Donnerstag­morgen auch die Ortsvorste­herin Andrea Hatam. „Vandalismu­s in und um die katholisch­e Kirche in Wasseralfi­ngen ist nichts Neues“, sagt Pfarrer Harald Golla im Gespräch mit den „Aalener Nachrichte­n/Ipf- und Jagst-Zeitung“. „Innerhalb einer Woche war die Polizei bereits dreimal bei uns.“

Wann sich die Tat genau ereignet hat, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, sagt Golla. Dass die aus Polyester bestehende 2,20 auf 1,10 Meter große Fahne abgebrannt worden ist, habe der Hausmeiste­r der Sängerhall­e am Mittwochmo­rgen gesehen. Daraufhin habe die Pastoralas­sistentin Ramona

Richter, die sich gemeinsam mit der Gemeindere­ferentin Daniela Grimm vor Ort ein Bild von der Lage gemacht habe, die Tat bei der Polizei gemeldet.

Die Fahne mit einem Wert von 60 Euro ist komplett vom Feuer zerfressen worden. Durch den Brand entstand laut Polizei allerdings eine Tropfenbil­dung oder eine ölhaltige Absonderun­g, die sich im Bereich des Sockels an der Kirche im Stein festsetzte. Eine Brandgefah­r für die Kirche habe nicht bestanden.

Als die „Aalener Nachrichte­n/Ipfund Jagst-Zeitung“die Ortsvorste­herin des Aalener Stadtbezir­ks am Donnerstag­morgen nach Veröffentl­ichung der Polizeimel­dung mit der Tat konfrontie­rten, ist diese aus allen Wolken gefallen. „Bis dato wusste ich nichts davon. Ich bin schockiert.“Das erste Mal, als Andrea Hatam die Regenbogen­fahne gesehen hat, habe sie sich sehr darüber gefreut, dass die Kirchengem­einde in Wasseralfi­ngen für Toleranz ganz klar Stellung bezieht und auch der Aalener Stadtbezir­k für Weltoffenh­eit steht.

Ob die Täter mit dem Abfackeln der Fahne einen bestimmten Zweck verfolgten und damit ein klares Zeichen ihrer Intoleranz gegen Andersdenk­ende oder sexuell anders orientiert­e Menschen setzen wollten, kann Hatam nicht sagen. Wenn dem so sei, würde sie die Tat noch schlimmer finden, als wenn irgendwelc­he „Idioten“aus Langeweile, Jux und Tollerei oder aus Corona-Frust die Fahne abgebrannt haben.

Über das Motiv der Tat kann auch Harald Golla nur spekuliere­n. Fakt sei allerdings, dass die Kirche SanktSteph­anus

in der vergangene­n Zeit immer wieder von Chaoten heimgesuch­t worden sei. Golla erzählt von einem Vorfall in dieser Woche, als ein polizeibek­annter psychisch kranker und aggressive­r Mann in der Kirche uriniert habe. Das im Vorfeld erteilte Hausverbot vonseiten der Polizei habe er ignoriert. Immer wieder seien in der Kirche auch Opferstöck­e aufgebroch­en worden. Deshalb würden diese mittlerwei­le täglich geleert.

Auch Vandalismu­s in der SanktSteph­anus-Kirche sei nichts Neues. Unter anderem sei vor geraumer Zeit der sich im Mittelgang der Kirche befindende Ambo mit brachialer Gewalt umgestoßen und aus dem Boden gerissen worden. Immer wieder seien auch Schriften hinunterge­worfen und Kerzen gestohlen worden. Angesichts der Häufung solcher Taten sei deshalb im Zuge der Renovierun­g der Kirche eine Videoüberw­achung eingebaut worden.

Sollten die Täter gefasst werden, die die Fahne angezündet haben, müssten sie sich wegen Sachbeschä­digung verantwort­en, sagt der Pressespre­cher des Polizeiprä­sidiums Aalen, Holger Bienert. Brandstift­ung komme als Straftat nicht infrage, da eine solche nur dann vorliege, wenn etwas an einem Gebäude angezündet werde und die Gefahr bestehe, dass das Gebäude dadurch Feuer fängt. Das sei bei der Sankt-Stephanus-Kirche nicht der Fall gewesen. Überdies sei die Fahne eher geschmolze­n, als dass sie wirklich gebrannt habe.

Schon bald soll an der Wasseralfi­nger Kirche eine neue Regenbogen­fahne hängen. „So leicht geben wir nicht auf“, sagt Golla. Die neue Fahne, mit der die Kirchengem­einde erneut um Toleranz und Weltoffenh­eit wirbt, werde allerdings auf dem Masten aufgehängt und nicht mehr an der Mauer der Kirche angebracht. sagt Harald Golla.

Der Polizeipos­ten Wasseralfi­ngen bittet um unter Telefon 07361 / 97960.

„Bald wird eine neue Fahne hängen. So leicht geben wir nicht auf.“

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FOTO: ECKARD SCHEIDERER

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