Demokratie sieht anders aus
Zum Artikel „Der OB-Posten in Aalen ist die Königsdisziplin“in unserer Ausgabe vom Mittwoch, 24. Februar, ging dieser Leserbrief ein.
Herr Konle schreibt über die Kandidatenauswahl: „Das beginnt meiner Meinung nach in einem guten Miteinander der Mitglieder, insbesondere der Fraktionsspitzen, im Gemeinderat und in Abstimmung mit den Menschen in den Spitzenpositionen der Verwaltung.“
Das hört sich doch gut an? Wie wenn eine Firma einen leitenden Mitarbeiter sucht. Man setzt sich zusammen und schaut, was derjenige alles können muss, um die Stelle gut zu erfüllen. Aber was ist das für ein merkwürdiges Demokratieverständnis, zudem von einem Bürgermeister? Aalen ist keine Firma. Das Wahlsystem in Baden-Württemberg ist bei Bürgermeisterwahlen zutiefst demokratisch. Eine Persönlichkeitswahl. Fast jeder kann sich bewerben.
Natürlich wäre es schön, wenn im Rathaus ein wirkliches Team arbeiten würde. Aber seien wir mal ehrlich. Mit dem jetzigen OB geht bereits der zweite Oberbürgermeister nach nur einer Wahlperiode.
Das liegt womöglich nicht daran, dass Aalen so unattraktiv ist. Vielleicht liegt es eher daran, dass manche Ratsmitglieder selbst gerne Bürgermeister wären und nicht immer im Interesse der Menschen der Stadt agieren. In Aalen gibt es zahlreiche Meinungen und Fraktionen im Rathaus. Die Aalener hätten sicher nichts dagegen, wenn es weniger Eitelkeiten im Gemeinderat geben würde und mehr ein Agieren für die Menschen.
Wenn ich dann noch lese, dass die Spitzenpositionen der Stadtverwaltung auch noch mitentscheiden sollen, wer der neue OB wird, dann graust es mir. Demokratie sieht anders aus.
Wer ins Gesetz schaut kann feststellen, dass die Wahl ausgeschrieben wird, Deshalb wird man auch nicht gefragt, ob man antritt, man muss sich bewerben. Den Titel des Oberbürgermeisters gibt es nicht in Hinterzimmergesprächen. Souverän bei dieser Wahl sind die Menschen in Aalen. Sie entscheiden allein, wer die nächsten acht Jahre im ersten Stock des Rathauses die Geschicke lenkt. Und das ist gut so.
Selcuk Özer, Aalen
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sich die Redaktion bei langen Zuschriften Kürzungen vorbehält. Aus presserechtlichen Gründen veröffentlichen wir anonyme Zuschriften grundsätzlich nicht. Teilen Sie uns deshalb bitte immer Ihren vollen Namen, Ihre Adresse und Ihre Telefonnummer mit.
TRAUERANZEIGEN