Das Schloss wird „brennen“
„in situ 21“verbindet Pyrotechnik und klassische Musik – Festival 2021 bereits in Planung
- Das Festival Schloss Kapfenburg, bei dem in diesem Jahr Tim Bendzko, Matthias Reim und Tom Jones aufgetreten wären, muss bedingt durch die Corona-Pandemie ausfallen. Die Eröffnungszeremonie der mehrtägigen Musikveranstaltung bildet traditionsgemäß das Event „in situ“mit Orchestern und Solisten, die bekannte Werke der klassischen Musik spielen. Und „in situ“wird, anders als vielleicht erwartet, nicht gestrichen, sondern einfach den aktuellen Beschränkungen angepasst. Das Ereignis kann am
24. Juli online genossen werden. Und das ist längst nicht alles, was man 2020 auf dem Schloss erleben kann.
Dieses Jahr können die Menschen nicht zum Festival kommen – also kommt ein kleines Stück des Festivals zu den Menschen. Am Freitag,
24. Juli, können sie per Onlinestream die pyrotechnische Inszenierung „in situ 21 – mit feuer und flamme“erleben. Der mehrfache Weltmeister der Pyrotechnik, Joachim Berner, und sein Team werden die historischen Mauern so illuminieren, wie es nur möglich ist, wenn keine Zuschauer da sind. Feuer, Flammen, Licht und Musik, verwandeln dabei das menschenleere historische Bauwerk in ein prächtiges Farbenmeer und erwecken das Schloss zum Leben.
Als Musik wird der vierte Satz der neunten Sinfonie e-Moll op. 95 (B 178) Antonín Dvoráks „Aus der neuen Welt“zu hören sein – gespielt vom Landesjugendorchester BadenWürttemberg unter Leitung von Christoph Wyneken handelt es sich um eine Aufnahme aus dem Jahre 2009.
Unter Leitung von Professor Maximilian Richter wird das Feuerspektakel von Studierenden der Hochschule für Musik Karlsruhe filmisch eingefangen, live geschnitten und per Stream ins Netz übertragen. Die Regie übernimmt Akademiedirektor Erich W. Hacker. Es ist ein Experiment, das die technischen Möglichkeiten des Livestreamings in anderer Weise erforscht und den Weg für zukünftige Projekte ebnen wird – auch wenn das Kapfenburg-Team hofft, dass bald wieder reguläre Konzerte vor Livepublikum stattfinden können.
Diese Hoffnung hat auch Landrat und Stiftungsvorstand Klaus Pavel. Seit Monaten sei es arg ruhig auf dem Schloss. Es gebe unzählige Rettungsschirme, doch für die Kultur sei es nach wie vor schwer. Die Kapfenburg mit ihrer Internationalen Musikschulakademie lebe von Begegnungen und dem Austausch zwischen den Menschen. Der Vorstand habe sich daher Gedanken gemacht, wie man die kommenden Wochen gestalten wolle, um weiter präsent zu bleiben, so Pavel weiter. Deshalb gibt es neben „in situ“ein kleines Sommerprogramm (wir berichteten).
Da sich Schloss Kapfenburg abzüglich der Zuschüsse von Land, Kreis und Stadt Lauchheim sowie Sponsorengeldern zu 75 Prozent selbst finanziert, mussten Ideen her, um die finanziellen Einbußen auszugleichen. Zum Beispiel das Festivallos, das man für zehn Euro kaufen kann. Hier winken tolle Gewinne: Ein Auto für zwölf Monate oder Pässe für das Festival 2021. Gezogen werden die Gewinner von Klaus Pavel und Akademiedirektor Erich W. Hacker während des „in situ“-Livestreams.
Das Schlossrestaurant Fermata hat seit einiger Zeit wieder geöffnet. Die Einnahmen fließen in die Querfinanzierung der Ausfälle durch Akademie und Veranstaltungen. Im Juni sei der Umsatz gut gewesen. Jeder, der das Restaurant besuche, helfe dem Schloss, betont Erich W. Hacker. Zahlreiche Veranstaltungen des Sommerprogramms sind ebenfalls mit der Gastronomie gekoppelt worden.
Zudem hat sich das Schloss für die touristische Nutzung geöffnet. Dafür wurden zahlreiche Zimmer renoviert. Man versuche Urlauber aus nah und fern auf das Schloss zu bekommen. Im Juli hätten bisher 50 Gäste gebucht, freut sich Hacker, der einen Antrag gestellt hat, ins Programm „Kultur Sommer 2020“des Landes aufgenommen zu werden. Erfolgt der Zuschlag, winken Fördergelder.
Das Schloss ist seit einiger Zeit Partner der Albcard, die Urlaubsgästen beim Check-in geschenkt wird. In dieser Karte sind sämtliche albtypischen Erlebnisse und Attraktionen gebündelt, die jeden Tag aufs Neue beliebig kombiniert und kostenfrei besucht werden können. Außerdem ist die Albcard als Fahrschein im gesamten öffentlichen Nahverkehr der Region gültig – in den Großstädten ebenso wie auf der Albhochfläche.
Im Bereich Touristik habe man auf der Ostalb noch nie so viele Anfragen bekommen wie in diesem Jahr. Man verschicke täglich zahlreiche Prospekte, erklärt Klaus Pavel. Gerade in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen bewerbe man das touristische Angebot offensiv. Im September wolle man die Ergebnisse auswerten, sodass man das Programm vielleicht in den kommenden Jahren fortsetzen werde, so der Landrat weiter.
Nach dem Festival ist vor dem Festival. Da die Musikveranstaltung ausfällt, arbeitet das Team bereits am Programm für 2021. Das für dieses Jahr geplante Konzert vom Tim Bendzko wird nachgeholt. Bestätigt sind außerdem die Talking Drums sowie Hubert von Goisern. Mit BAP und Zucchero laufen derzeit Gespräche.
Weitere im Internet auf www.schloss-kapfenburg.de