Schmidt/Schnatterer vor dem Höhepunkt
Heiden heims Trainer lobt vorBun des ligaRelegat ions spielen seinen Kapitän.
- Sollte es tatsächlich so kommen, dass Frank Schmidt (46) irgendwann einmal eine Bar eröffnet, wie kürzlich in „11 Freunde“zu lesen war, ist es gut möglich, dass einer seiner treuesten Begleiter auf dem Rasen einen Platz am Tresen einnehmen dürfte. Marc Schnatterer (34), wie Schmidt der Dauerbrenner beim 1. FC Heidenheim. Seit 13 Jahren ist Schmidt Trainer, seit zwölf Jahren Schnatterer sein Spieler. An diesem Donnerstag steht das ewige Heidenheimer Duo vor seinen größten Spielen: Bundesliga-Relegation. Gegen Werder Bremen.
Gut möglich auch, dass Schnatterer ab 20.30 Uhr in Spiel eins im Bremer Weserstadion auf dem Platz steht. Zuletzt war der Kapitän kein Stammspieler mehr, die jüngeren Kräfte holen auf, ein 34-Jähriger mit über 400 Spielen für seinen Verein in den Knochen wird auch nicht schneller. Und auf dem Flügel geht es mitunter rasant zu. Eine Option ist der flexible Flügelspieler (er kann links wie rechts) und Standardspezialist immer noch. Wenn er unnachahmlich seine Freistöße, Eckbälle und Flanken tritt, wenn er zum Elfmeterpunkt schreitet, herrscht Alarmstufe Rot. Das wissen sie auch in Bremen.
Beim vorletzten Spiel der regulären Saison, als die Heidenheimer den Hamburger SV vom dritten Tabellenplatz der 2. Liga drängten, stand die Nummer sieben wieder einmal im Fokus. In einer letzten Szene dieses Dramas prügelte Mister Heidenheim den Ball von der linken Mittelfeldseite in Richtung Strafraum. Mit seinem schwächeren linken Fuß. Der Rest ist bekannt. 2:1-Sieg gegen den HSV in allerletzter Sekunde. Schnatterer blieb gleich dort stehen, wo er flankte und jubelte in purer Freude, mit ausgestreckten Armen vor der wenn auch fast leeren Tribüne – ein paar Journalisten und die FCH-Delegation schauten ihm dabei zu.
Auch in den Duellen mit dem nächsten Großen des deutschen Fußballs könnte ein Schnatterer-Moment kommen. Wie schon zwei Mal bei direkten Duellen mit Werder: Beim 1:4-Zweitrunden-DFB-PokalAus in Bremen im Oktober des Vorjahres hieß der Torschütze Schnatterer.
Per Elfmeter. Und als die Heidenheimer die Bremer einmal besiegten, erzielte der Mittelfeldmann das Siegtor, zum 2:1. Das ist wohlgemerkt schon neun Jahre her. Wer in Deutschland vom 1. FC Heidenheim spricht, spricht noch heute vom Duo
Schmidt/Schnatterer. Nun können sich beide Sportler einen Traum erfüllen, ohne zu träumen. „Es ist für uns eine Riesen-Sache, dass wir um den Aufstieg in die Bundesliga spielen dürfen. Das muss man sich auf der Zunge vergehen lassen: Wir als
Heidenheim spielen um einen Platz in der Top-Liga“, sagt Schnatterer vor den entscheidenden Partien. Und die sind Beiden nicht zugeflogen. Beide sind harte Arbeiter, sie haben sich nach oben gekämpft. Sie haben einen langen, gemeinsamen, erfolgreichen Weg hinter sich. Im Oktober 2008 wechselte Schnatterer vom Karlsruher SC II auf den Schlossberg. In seinen zwei Jahren zuvor beim KSC II kam er nur auf 37 Spiele und zwei Tore, zuvor kickte der gebürtige Heilbronner bei der SGV Freiburg. In seiner Jugend sogar mal zwei Jahre beim VfB Stuttgart.
In seinem ersten FCH-Jahr absolvierte Schnatterer alle Spiele, traf sieben Mal und stieg das erste Mal auf – in die 3. Liga. 2014 das zweite Mal – in die zweite Liga. „Wie er diesen Weg mitgegangen ist, wie er mit jeder Aufgabe gewachsen ist, obwohl man ihn davor in den Stationen so wenig zugetraut hat, dann wäre es grandios und die Krönung einer unglaublichen Karriere“, sagt Schmidt über „Schnatti“der noch in der Bundesliga landen könnte.
Sie haben zig Gespräche geführt, 406 Mal tauchte mal tauchte der Name Schnatterer in den Planspielen des Trainers auf, 122 Mal durfte Schmidt über Schnatterers Tore jubeln. „Ein Marc Schnatterer skizziert das letzte Jahrzehnt: Er ist absoluter Leistungsträger, Kapitän, Führungsspieler. Wie er das gemeistert hat, mit Ansprachen an die Mannschaft, die Kommunikation mit dem Trainer, ohne ihm dabei in den Arsch zu kriechen, ist aller Ehren wert und vorbildlich“, lobt Schmidt den Mann, der von der Regionalliga an alles mitgemacht hat beim FCH. Beide haben immer das Team gesehen. Und natürlich sieht der Trainer das Heidenheimer Kollektiv vor den größten Spielen der Vereinsgeschichte. „Es ist schier unglaublich, was wir alle zusammen erreicht haben“, erklärt Schmidt. Einem Mann aus seinem Team würde er den Bundesliga-Aufstieg besonders wünschen – Schnatterer. „Bevor ich es mir wünsche, wünsche ich es ihm“, befindet der Trainer. Der Aufstieg in die Beletage des Fußballs mit Schmidt und Schnatterer – ein Märchenerzähler hätte es nicht besser schreiben können. Es waren einmal Frank Schmidt und Marc Schnatterer ...