Großes Interesse an digitalem Bildungskongress
Die Ellwanger Firma Betzold hat Lehrer, Pädagogen und Dozenten zum ersten digitalen Bildungsevent eingeladen
- Zum Thema digitales Lernen hat die Ellwanger Firma Betzold einen Bildungskongress veranstaltet. Mehr als 2000 Lehrer und Dozenten aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz haben an dieser Onlinekonferenz teilgenommen. Mitveranstalter war der Landtagsabgeordnete Winfried Mack.
Das Interesse an diesem besonderen Bildungskongress im Hause der Firma Betzold in Ellwangen war groß. „Wir haben über 2000 Anmeldungen zu diesem Kongress erhalten“, sagte Geschäftsführer Ulrich Betzold. Das hat die Erwartungen der Organisatoren im Vorfeld bei weitem übertroffen. „Ursprünglich war dieses Event als Präsenz-Kongress geplant. Mehrere Hundert Teilnehmer wären da schon ein Riesenerfolg gewesen“, so Betzold.
In Corona-Zeiten aber hat der Kongress für alle in den eigenen vier Wänden vor dem PC stattgefunden. Die hohe Teilnehmerzahl im Netz bestätigt, wie groß das Interesse am Thema digitales Lernen und Bildung auch unter den Pädagogen ist. Schon vor Beginn der Corona-Pandemie stand Digitalisierung an den Schulen und Hochschulen auf der Tagesordnung der einzelnen Bildungseinrichtungen. Kommunalpolitische Interessen und Schwerpunktlagen haben das Tempo ihrer Umsetzung bestimmt. Die Corona-Krise hat diesem Thema eine neue Dynamik verliehen. Doch nicht jede Art von digitalem Lehren und Lernen ist auch tatsächlich geeignet für die Lehrer beziehungsweise für die Schülerinnen und Schüler.
Die Firma Betzold hat sich in ihrer Region nach geeigneten Dozenten umgeschaut, die bereits länger im Thema digitales Lernen unterwegs sind, und wurde fündig. Die beiden Dozentinnen Anna Lena Lutz, Grundschullehrerin aus Stuttgart und Bloggerin auf der Plattform colorful-classroom.com sowie Susanne Weber, Lehrerin am SchubartGymnasium in Aalen, sind sich in einem einig: „Es klappt erstaunlich gut mit dem digitalen Lernen und dem Umgang der Schüler mit digitalen Medien“, so Lutz und Weber.
Häufig wirke sich diese Art von Lernen sehr motivierend auf die Schüler aus. „Eine digitale Unterrichtsstunde unterscheidet sich nicht sehr viel von einer normalen Präsenzstunde und geht genauso 45 Minuten wie normal“, sagte Lutz, die gerne auch mal Bewegungsspiele mit in ihren Unterricht einbaut.
Die Wissensvermittlung stehe immer im Vordergrund. Die Vorbereitung auf diese Unterrichtsstunde sei natürlich eine andere und brauche als Power-Point-Präsentation eine gewisse Zeit. „Ich bin nach dieser 45-Minuten-Unterrichtseinheit erst einmal platt. Digitaler Unterricht fordert meine volle Konzentration“, so berichtete Weber von ihren Erfahrungen. Seit diesem Schuljahr unterrichtet sie auch digital und kann nur Positives darüber berichten. Das Manko: Es fehle oft an der nötigen Ausstattung. Selbst wenn die Schulen Tablets stellen, fehlt zu Hause oft ein Drucker. Katja Albrecht, vom naturwissenschaflichen Projekt für Kinder und Jugendliche „explorhino“der Hochschule Aalen, verfolgt
„Digitaler Unterricht fordert meine volle Konzentration“
einen anderen Ansatz der Wissensvermittlung.
Bei diesem Projekt ist die Kombination von Experimentieren und digitalem Wissen schon längere Zeit Realität. „Wir konnten aber unser Projekt noch verfeinern und haben ganz neue Ansätze des Forschens und Experimentieren entwickelt“, so Albrecht. So funktionieren sogar Experimente zu Hause ganz super und führen zu erstaunlicher Kreativität und Selbständigkeit im Denken der Kinder.
Das beobachtet auch Constance Richter in den höheren Semestern. Die Professorin am Lehrstuhl für Technische Dokumentation an der Hochschule Aalen sagte: „Bildung an für sich ist vom Wesen her analog. Aber die Vermittlung von Wissen in
Susanne Weber, Schubart-Gymnasium digitaler Form ist eine hervorragende Ergänzung der Präsenz-Vorlesungen und diesen in mancher Hinsicht sogar überlegen. Wir werden die Erfahrungen aus diesem Digital Learning analysieren und für die nachfolgenden Semester verfeinern und in einigen Punkten sogar ausbauen“, so Richter.
In einem Punkt waren sich alle Dozenten und Teilnehmer des ersten digitalen Bildungskongresses in Ellwangen einig: „Die Präsenz im Unterricht und die damit verbundene Ausprägung der sozialen Kompetenz, wird digitales Lernen nie leisten können“, sagte stellvertretend einer der Teilnehmer.
Mario Schmid von der digitalen Bildungsplattform des Kultusministeriums Baden-Württemberg, sieht das Land in Sachen digitalem Lernen vor einer großen Herausforderung: „Stellen sie sich einmal Baden-Württembergs Schullandschaft mal als großes Unternehmen vor. 130 000 Lehrkräfte, mehr als 1,5 Millionen Schülerinnen und Schüler sowie 4500 Schulen müssen jetzt vom Land auf das digitale Zeitalter umgestellt werden“, erklärte Schmid.
Der Landtagsabgeordnete Winfried Mack, Mitveranstalter des Kongresses fasste die Idee, die hinter diesem Event steckt, mit diesem Satz zusammen: „Bildung ist jetzt auch digital und muss in Zukunft auch digital sein. Wir müssen jetzt Rahmenbedingungen schaffen, damit keiner bei der digitalen Bildung abgehängt wird“, sagte Mack.
Alle zu den Referenten und zum Kongress: https://www.betzold.de /campaigns/events/ Videos vom Kongress: https://youtu.be/nnn9hT2gNiE