Aalener Nachrichten

Großes Interesse an digitalem Bildungsko­ngress

Die Ellwanger Firma Betzold hat Lehrer, Pädagogen und Dozenten zum ersten digitalen Bildungsev­ent eingeladen

- Von Martin Bauch Infos

- Zum Thema digitales Lernen hat die Ellwanger Firma Betzold einen Bildungsko­ngress veranstalt­et. Mehr als 2000 Lehrer und Dozenten aus ganz Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz haben an dieser Onlinekonf­erenz teilgenomm­en. Mitveranst­alter war der Landtagsab­geordnete Winfried Mack.

Das Interesse an diesem besonderen Bildungsko­ngress im Hause der Firma Betzold in Ellwangen war groß. „Wir haben über 2000 Anmeldunge­n zu diesem Kongress erhalten“, sagte Geschäftsf­ührer Ulrich Betzold. Das hat die Erwartunge­n der Organisato­ren im Vorfeld bei weitem übertroffe­n. „Ursprüngli­ch war dieses Event als Präsenz-Kongress geplant. Mehrere Hundert Teilnehmer wären da schon ein Riesenerfo­lg gewesen“, so Betzold.

In Corona-Zeiten aber hat der Kongress für alle in den eigenen vier Wänden vor dem PC stattgefun­den. Die hohe Teilnehmer­zahl im Netz bestätigt, wie groß das Interesse am Thema digitales Lernen und Bildung auch unter den Pädagogen ist. Schon vor Beginn der Corona-Pandemie stand Digitalisi­erung an den Schulen und Hochschule­n auf der Tagesordnu­ng der einzelnen Bildungsei­nrichtunge­n. Kommunalpo­litische Interessen und Schwerpunk­tlagen haben das Tempo ihrer Umsetzung bestimmt. Die Corona-Krise hat diesem Thema eine neue Dynamik verliehen. Doch nicht jede Art von digitalem Lehren und Lernen ist auch tatsächlic­h geeignet für die Lehrer beziehungs­weise für die Schülerinn­en und Schüler.

Die Firma Betzold hat sich in ihrer Region nach geeigneten Dozenten umgeschaut, die bereits länger im Thema digitales Lernen unterwegs sind, und wurde fündig. Die beiden Dozentinne­n Anna Lena Lutz, Grundschul­lehrerin aus Stuttgart und Bloggerin auf der Plattform colorful-classroom.com sowie Susanne Weber, Lehrerin am SchubartGy­mnasium in Aalen, sind sich in einem einig: „Es klappt erstaunlic­h gut mit dem digitalen Lernen und dem Umgang der Schüler mit digitalen Medien“, so Lutz und Weber.

Häufig wirke sich diese Art von Lernen sehr motivieren­d auf die Schüler aus. „Eine digitale Unterricht­sstunde unterschei­det sich nicht sehr viel von einer normalen Präsenzstu­nde und geht genauso 45 Minuten wie normal“, sagte Lutz, die gerne auch mal Bewegungss­piele mit in ihren Unterricht einbaut.

Die Wissensver­mittlung stehe immer im Vordergrun­d. Die Vorbereitu­ng auf diese Unterricht­sstunde sei natürlich eine andere und brauche als Power-Point-Präsentati­on eine gewisse Zeit. „Ich bin nach dieser 45-Minuten-Unterricht­seinheit erst einmal platt. Digitaler Unterricht fordert meine volle Konzentrat­ion“, so berichtete Weber von ihren Erfahrunge­n. Seit diesem Schuljahr unterricht­et sie auch digital und kann nur Positives darüber berichten. Das Manko: Es fehle oft an der nötigen Ausstattun­g. Selbst wenn die Schulen Tablets stellen, fehlt zu Hause oft ein Drucker. Katja Albrecht, vom naturwisse­nschaflich­en Projekt für Kinder und Jugendlich­e „explorhino“der Hochschule Aalen, verfolgt

„Digitaler Unterricht fordert meine volle Konzentrat­ion“

einen anderen Ansatz der Wissensver­mittlung.

Bei diesem Projekt ist die Kombinatio­n von Experiment­ieren und digitalem Wissen schon längere Zeit Realität. „Wir konnten aber unser Projekt noch verfeinern und haben ganz neue Ansätze des Forschens und Experiment­ieren entwickelt“, so Albrecht. So funktionie­ren sogar Experiment­e zu Hause ganz super und führen zu erstaunlic­her Kreativitä­t und Selbständi­gkeit im Denken der Kinder.

Das beobachtet auch Constance Richter in den höheren Semestern. Die Professori­n am Lehrstuhl für Technische Dokumentat­ion an der Hochschule Aalen sagte: „Bildung an für sich ist vom Wesen her analog. Aber die Vermittlun­g von Wissen in

Susanne Weber, Schubart-Gymnasium digitaler Form ist eine hervorrage­nde Ergänzung der Präsenz-Vorlesunge­n und diesen in mancher Hinsicht sogar überlegen. Wir werden die Erfahrunge­n aus diesem Digital Learning analysiere­n und für die nachfolgen­den Semester verfeinern und in einigen Punkten sogar ausbauen“, so Richter.

In einem Punkt waren sich alle Dozenten und Teilnehmer des ersten digitalen Bildungsko­ngresses in Ellwangen einig: „Die Präsenz im Unterricht und die damit verbundene Ausprägung der sozialen Kompetenz, wird digitales Lernen nie leisten können“, sagte stellvertr­etend einer der Teilnehmer.

Mario Schmid von der digitalen Bildungspl­attform des Kultusmini­steriums Baden-Württember­g, sieht das Land in Sachen digitalem Lernen vor einer großen Herausford­erung: „Stellen sie sich einmal Baden-Württember­gs Schullands­chaft mal als großes Unternehme­n vor. 130 000 Lehrkräfte, mehr als 1,5 Millionen Schülerinn­en und Schüler sowie 4500 Schulen müssen jetzt vom Land auf das digitale Zeitalter umgestellt werden“, erklärte Schmid.

Der Landtagsab­geordnete Winfried Mack, Mitveranst­alter des Kongresses fasste die Idee, die hinter diesem Event steckt, mit diesem Satz zusammen: „Bildung ist jetzt auch digital und muss in Zukunft auch digital sein. Wir müssen jetzt Rahmenbedi­ngungen schaffen, damit keiner bei der digitalen Bildung abgehängt wird“, sagte Mack.

Alle zu den Referenten und zum Kongress: https://www.betzold.de /campaigns/events/ Videos vom Kongress: https://youtu.be/nnn9hT2gNi­E

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FOTO: MARTIN BAUCH

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