Test für Gartenschau zeigt: Jagstpegel kann sinken
Noch sind aber nicht alle Voraussetzungen für einen Stadtstrand erfüllt – Jetzt wird ein Architekt gesucht
- Die Jagst spielt in der Landesgartenschau 2026 eine zentrale Rolle. Damit die Ellwanger und die Besucher der Stadt mehr vom Flüsschen haben, soll der Pegel am Wehr beim Schießwasen gesenkt werden – um eineinhalb Meter. Wie sich jetzt herausstellt, scheint das tatsächlich möglich zu sein.
Rückblick. Im November gab es einen dreitägigen „Abstauversuch“. OB Michel Dambacher ließ sich pressewirksam am Wehr ablichten und es hieß, dass nun viele Daten gesammelt würden. Unter anderem dazu, wie der Flusspegel mit dem Grundwasserspiegel zusammenhängt. Und es hieß auch, dass umgeplant werden muss, wenn sich die Jagst nicht absenken lässt.
Ein Zwischenbericht zum angekündigten hydrologischen Gutachten liegt nun vor – und in den Amtsstuben dürfte man aufatmen. Wie Stephan Brendle vom Stadtplanungsamt auf Nachfrage der „Ipfund Jagst-Zeitung / Aalener Nachrichten“sagt, lautet die positive Nachricht: Die Jagst lässt sich von Schrezheim bis südlich des Campingplatzes zu einem rund 800 Meter langen Fließgewässer machen.
Vorbild ist der Flusslauf bei Schwabsberg. Dort schlängelt sich die Jagst durch die Talaue. Für Brendle ist es die „Vergleichsstrecke“. So soll es auch flussabwärts werden, bestätigt er auf Nachfrage. Denn dort macht die Jagst einen weiten Bogen von Schrezheim in Richtung Innenstadt und liegt bis zum Wehr am Schießwasen „im Betonsarg“.
Warum der Fluss überhaupt in Beton gezwängt worden ist, erläutert Rathaussprecher Anselm Grupp. In den 1950er Jahren habe die Jagst oft Hochwasser geführt. 1954 und 1955 wurde sie begradigt und aufgestaut – „in erster Linie um die Hochwassergefahr einzudämmen“. Seitdem ist die Jagst ein Staugewässer – mehr See als Fluss. Trotzdem ist die Jagst ein Gewässer erster Ordnung. Somit ist das Land zuständig. Genauer: der Landesbetrieb Gewässer.
Für Ellwangen ist das ein Glücksfall. Der Landesbetrieb baut und bezahlt – und die Stadt und ihre Besucher bekommen zur Landesgartenschau einen erlebbaren Fluss geschenkt. Das, sagt Brendle, sei die große Besonderheit der Landesgartenschau und eines der Kriterien, warum Ellwangen den Zuschlag bekommen habe.
Übrigens: Ab dem SchießwasenWehr bleibt die Jagst, wie sie ist. Die gut 600 Meter flussabwärts bis zum nächsten Wehr bei der ODR sind weiter ein kanalartiger Staubereich.
Im Gemeinderat, der an diesem Donnerstag den Auslobungstext für den landschaftsarchitektonischen Wettbewerb beschließen soll, dürfte das Zwischenergebnis des Gutachtens ebenfalls für Erleichterung sorgen. Bis Herbst muss ein verantwortlicher Planer für die Landesgartenschau gefunden sein.
Freilich beantwortet der Zwischenbericht längst nicht alle Fragen. Zum Beispiel die, welche Folgen ein sinkender Grundwasserspiegel haben könnte. Klar ist: Das darf nicht zum Schaden Dritter sein. Andernfalls bekomme man keine wasserrechtliche Genehmigung für den Jagstumbau, wie Brendle erläutert.
Gegebenenfalls muss das Grundwasser also „gestützt“werden. Ob das nötig wird, soll bis Juni feststehen. Dann lädt die Stadt zum Kolloquium, um die Planungsaufgaben für die Landesgartenschau mit den Teilnehmern des Architektenwettbewerbs im Detail zu erläutern. Und bis dahin sollen so viele Daten wie möglich gesammelt werden. Dazu hatte die Stadt insgesamt zwölf
Grundwassermessstellen in Jagstnähe ins Erdreich gebohrt.
Das hydrologische Gutachten soll bis Juni vorliegen. Anselm Grupp und Stephan Brendle stellen aber jetzt schon klar, dass die Hochwasserneutralität gegeben ist. Zu Deutsch: Wird die Jagst abgesenkt, dann steigt die Hochwassergefahr nicht. Im Gegenteil. Die Stadtverwaltung geht nicht von einer Verschlechterung, sondern sogar von einer Verbesserung aus.
Wie viel vom Wehr am Schießwasen einmal übrig bleibt, ist aber völlig offen. Vielleicht ja das Häuschen, wie Brendle mutmaßt. Denn da jetzt feststeht, dass der Jagstpegel gesenkt werden kann, wird an der Stelle eine sogenannte Raue Rampe gebaut. Sie ist die naturnahe Alternative zu klassischen Wehren und gemeinhin auch bekannt.
Wie sich die Jagstabsenkung auf den geplanten Brückenpark auswirkt, ist ebenfalls offen. In der Machbarkeitsstudie zur Landesgartenschau sollen auf dem Bauhofgelände generationenübergreifende Spiel- und Sportstätten mit neuem Jugendzentrum entstehen. Die Idee ist, den Brückenpark, mit einem Bachlauf einzufassen. Ob das Wasser für einen solchen „Mühlgraben“noch ausreicht, soll dann der Architektenwettbewerb zeigen. als „Fischtreppe“
Die am Donnerstag beginnt um 17 Uhr. Sie wurde wegen der Ansteckungsgefahr durch das Coronavirus in die Feuerwache verlegt.