Ein Alptraum für das Kloster
Mit einer absurden Unterstellung, die man nur mit Kopfschütteln zur Kenntnis nehmen kann, sieht sich der Leiter des Klos- ters Neresheim, Konventualprior Pater Albert, konfrontiert, seit er bekannt gegeben hat, dass Gläubige von außerhalb bis auf Weiteres nicht an Gottesdiensten in der Abteikirche teilnehmen dürfen. Von einer unfreundlichen Aussperrung ist da die Rede, ja sogar davon, damit solle den Gottesdienstteilnehmern von außerhalb der schwarze Peter zugeschoben werden. Ja geht’s denn noch?
In der Diözese Rottenburg sind zwar öffentliche Gottesdienste nicht abgesagt, aber das ist vielleicht nur eine Frage der Zeit. In der Erzdiözese München beispielsweise sind sie es – auf Anordnung von Kardinal Reinhard Marx. Und der Vatikan schließt die Gläubigen sogar von den Gottesdiensten der Kar- und Osterwoche aus. Hinzu kommt, dass die Situation im Kloster unter dem Vorzeichen Corona eine spezielle ist: Zwar ist die Klosterkirche sehr geräumig, sodass es dort kein Problem ist, Abstand zu halten. Aber: Die allermeisten Mönche sind hochbetagt und haben zum Teil Vorerkrankungen. Auch Gläubige, die zur Klosterpfarrei Neresheim gehören und deren Administrator Pater Albert ist, sind zum Teil hochbetagt. Sie alle müssen ganz besonders vor Infektionen geschützt werden. Dafür, dass dies geschieht, ist der Klosterobere zuständig und verantwortlich.
Nicht zu handeln, wäre also tatsächlich unverantwortlich. Erst recht vor dem Hintergrund, dass überall Einrichtungen geschlossen werden, um Menschen zu schützen. Wie wär's, dem Geistlichen einfach folgendes Bekenntnis abzunehmen? „Mir persönlich tut dieser Schritt, Gottesdienste ausfallen zu lassen oder sie ohne Gemeinde zu feiern, im Herzen zutiefst weh, weil ich mich seit meinem achten(!) Lebensjahr ununterbrochen bis heute mit wachsender Intensität im Gottesdienst engagiert habe – und jetzt in diese schwerwiegende Entscheidungssituation komme, an die ich in meinen schlimmsten Alpträumen noch nie gedacht habe.“