Das Gefängnishotel lässt weiter auf sich warten
Investor Engelhardt hat keine Eile – Wie viele Gästebetten braucht Ellwangen wirklich?
- Nichts Neues im Gefängnis. Zwar stand dieser Tage mal das Tor offen. Aber nur, weil es durch einen Sturm aufgedrückt worden war. Es sind keine Handwerker drin, momentan passiert nichts, wie Martin Engelhardt sagt. „Ich habe keine ganz große Eile.“
Der Dinkelsbühler Geschäftsmann hat das Ellwanger Gefängnis vor zwei Jahren und viereinhalb Monaten gekauft und angekündigt, es für zwei Millionen Euro zu einem Hotel umzubauen. Es ist sein privates Projekt, wie er auf Nachfrage der „Ipf- und Jagst-Zeitung / Aalener Nachrichten“bestätigt. Und er ist nach eigenen Worten immer noch in der Planung und Abstimmung mit der Stadt.
Ein Abstimmungsgespräch zum Denkmalschutz hat tatsächlich stattgefunden. Das bestätigt Ellwangens Rathaussprecher Anselm Grupp. Darüber hinaus wisse man bei der Stadt nichts.
Grupp zufolge liegen weder neue Pläne noch ein aktueller Bauantrag vor. Vermutlich sei das Gefängnis nicht das vorrangige Projekt, sagt er, und der Investor habe es „irgendwie zurückgestellt“.
Handhabe hat die Stadt ohnehin keine. Sie kann den Neueigentümer, wie Grupp erläutert, nicht per Bebauungsplan oder Ähnlichem dazu zwingen, nach einer gewissen Zeit tätig zu werden. „Wir würden uns natürlich freuen, wenn sich was entwickelt – keine Frage.“
Beim Verkauf war die Stadt auch nicht involviert. Das war ein Geschäft zwischen dem Land BadenWürttemberg und Privat, wie Grupp erläutert.
Es sei ein privates Grundstücksgeschäft gewesen, stellt auch Stefan Horrer klar. Über die weitere Planung und Nutzung könne er nichts sagen
Horrer leitet das zuständige Amt für Vermögen und Bau in Schwäbisch Gmünd. Das sei als Liegenschaftsverwaltung des Landes ein „normaler“Teilnehmer auf dem Markt, sagt er. Ihm zufolge war sein
Amt darüber informiert, dass der Käufer das Ellwanger Gefängnis zu einem Hotel umbauen will. Aber er habe kein Zeitfenster genannt, sagt Horrer.
Für die Art der künftigen baulichen Nutzung sei die Stadt zuständig, sagt Horrer weiter. Und: Das Gefängnis sei so zu verwenden, dass es zum Justizstandort und zum benachbarten Amtsgericht passe.
Damit spielt der Amtsleiter auf den Denkmalschutz an. Das gesamte Ensemble sei denkmalgeschützt, bekräftigt Rathaussprecher Grupp. Amtsgericht und Gefängnis sind ihm zufolge gleichzeitig entstanden. „Das eine gehört zum anderen.“
Die Backsteingebäude wurden in den Jahren 1880 und 1881 errichtet. Architekt war ein gewisser A. Wiegand. Der Denkmalschutz gilt nach Worten Grupps auch innen. „Aber es kommt auf den Nutzungswunsch an.“In anderen Worten: Wenn der Charakter erhalten werde, gebe es einen gewissen Spielraum.
Grupp gibt ein Beispiel. Die Zellentüren sind zu erhalten. Sie müssen aber nicht unbedingt in den Angeln bleiben, sondern könnten auch vor die Hoteltüren gesetzt werden. Viel sei denkbar, sagt Grupp. Das werde immer im Einzelfall entschieden.
Die Wirtschaft in Ellwangen floriert. Die Stadt zählt aber auch zu den nachgefragten touristischen Zielen auf der Ostalb. Kämen zusätzliche Hotelbetten für Geschäftsreisende und Urlauber nicht gelegen?
Rathaussprecher Grupp sieht es differenziert. Die rund 700 Gästebetten in der Stadt seien aktuell ausreichend. Nur in Spitzenzeiten im Sommer seien alle belegt. Außerdem sei ein Hotel in einem ehemaligen Gefängnis etwas Besonderes. Sprich: Wer dort übernachten will, wo früher einmal schwere Jungs eingesessen haben, zahlt gerne etwas mehr.
Rar in Ellwangen sind Grupp zufolge aber einfache Unterkünfte und günstige Übernachtungsmöglichkeiten. Zum Beispiel für die Radwanderer auf dem Kocher-Jagst-Radweg. Er könne sich nicht vorstellen, sagt Grupp, dass ein Gefängnis-Hotel in dieses Preissegment falle.
2026 ist Landesgartenschau in Ellwangen. Gastronomiebetriebe dürften profitieren. Und auch Martin Engelhardt wird sich das Geschäft nicht entgehen lassen wollen – oder? „Wenn wir bis dahin nicht angefangen haben“, sagt der Dinkelsbühler im Scherz, „machen wir wieder ein Gefängnis draus.“