Zwei Badener schlagen Alarm
Daniel Bernhardt und Sebastian Schiek reden beim VfR Aalen Klartext.
- Man hätte ja wieder eine Runde drumherum reden können, wie es Profifußballer gerne mal machen nach einer enttäuschenden Leistung. Sebastian Schiek (29) ist im bezahlten Fußball auch schon gut herum gekommen, hat viel gespielt und geredet.
Nach der 1:3-Niederlage am späten Montagabend gegen den FC Homburg waren sich alle – also beim VfR Aalen und seine Zuschauer – einig: Das geht gar nicht. Und so wählte der Badener die Version Klartext. „Wir müssen lernen, dass wir in jedem Training die ganze Woche 100 Prozent abrufen müssen: Da müssen wir ehrlich sein, das haben wir nicht getan. Es hat sich im Training angedeutet. Wir haben qualitativ schlecht trainiert“, befand der Linksverteidiger aus Bruchsal. Angemerkt: Die Kaderqualität wurde im Winter erhöht.
Der Winterneuzugang bezog das auch auf seine folgende schwache Leistung – nach einer guten Stunde musste einer der Erfahrensten in der Mannschaft vom Platz. „Ich nehme mich da nicht raus, ich habe auch schlecht trainiert, das Spiel war auch bescheiden, ich hätte mich wahrscheinlich schon in der Halbzeitpause ausgewechselt“, urteilte Schiek hart mit sich selbst.
Nach einer bescheidenen Leistung. Ausgerechnet vor breiter Öffentlichkeit. Endlich mal wieder live im TV. Der VfR hat als Regionalligist nun mal nicht mehr so oft die Möglichkeit, sich auf der bundesweiten Bühne zu präsentieren. Genauer gesagt: Zwei Mal in der Saison überträgt „Sport 1“ein Spiel des VfR. Beim Münchner Sender war man mit dem zweiten VfR-Spiel sogar zufrieden mit der Anzahl von Menschen vor der Mattscheibe. „Eine gute Quote“, ordnete der Sender gegenüber den „Aalener Nachrichten“für dieses Spiel ein. Im Durchschnitt schauten sich die Partie 150 000 Zuschauer an, in der Spitze 200 000.
Die lediglich 1818 in der Ostalb Arena verließen das Stadion enttäuscht. Wie Schiek und Co. Und der regte sich weiter auf. „Es hat sich teilweise beschämend angefühlt auf dem Platz. Man könnte meinen, wir
Sebastian Schiek
spielen um die Golden Ananas“, ärgerte sich Schiek. Statt der Goldenen Ananas steht aber wieder eher Abstiegskampf an.
Sein badischer Team-Kollege Daniel Bernhardt (34) steht auch für klare Worte – der gebürtige Karlsruher ist schließlich auch Kapitän. Bernhardt rätselte wie so viele, wie „so ein Leistungseinbruch“nach den ersten beiden Spielen zustande kommt. „Die Leistungsschwankungen haben wir in der Vorrunde gehabt, die sind einfach unverständlich“, befand der Torwart und zog die guten Leistungen beim 3:0 gegen Offenbach und das unglückliche Nachspielzeit-0:1 in Elversberg heran. „Das muss unser Maßstab sein, so müssen wir jede Woche auftreten“, forderte Bernhardt von den Schwaben auf der Ostalb.
Schon in der Hinrunde hinterfragte VfR-Trainer Roland Seitz die Einstellung seiner Spieler, nun kritisiert Schiek die Trainingsleistung(en) und Bernhardt rätselt über die Leistungsschwankungen. „Wenn wir das nicht abstellen sind wir bis zum Ende in der Verlosung dabei was die Abstiegsplätze angeht“, schätzt Bernhardt
ein. Dabei musste Homburg (4.), immerhin eine finanzstarke Spitzenmannschaft, in Aalen (13.) nicht mal überzeugen. Es reichte irgendwie. Die Aalener Mannschaft war nominell auch keine schlechte, doch mit dieser schwachen Darbietung in allen Bereichen reicht es nicht. „Die letzte Entschlossenheit hat einfach gefehlt“, stellte Bernhardt fest. Der Kapitän blickte voraus, auf das nächste Ereignis auf deutlich kleinerer Bühne. Am Samstag geht es ganz in der Nähe von Homburg weiter, um 14 Uhr wartet der FK Pirmasens. „Wenn wir so auftreten, wird es schwer, das wir in Pirmasens überhaupt einen Punkt holen“, machte Bernhardt klar. Kein Punkt wäre bitter, denn die Pirmasenser (16.) stehen voll im Abstiegskampf, der VfR knapp über dem Strich. „Wir müssen unsere Spiele gegen die direkten Konkurrenten gewinnen“, unterstreicht Schiek.
Und die heißen Stand jetzt Pirmasens. Um das Horrorszenario, dass der VfR von der 3. in die Oberliga durchgereicht wird, kann man noch drumherum reden.
„Es hat sich teilweise beschämend angefühlt auf dem Platz. Man könnte meinen, wir spielen um die Goldene Ananas.“
„Wenn wir das nicht abstellen sind wir bis zum Ende in der Verlosung dabei was die Abstiegsplätze angeht.“
Daniel Bernhardt