Ostalb trinkt gegen den Abwärtstrend
Bierabsatz bundesweit um 178 Millionen Liter gesunken – Regionale Brauer sind zufrieden
ELLWANGEN / AALEN-WASSERALFINGEN (ij) - Rund 1500 Brauereien gibt es in Deutschland, Tendenz steigend. Doch deren Absätze gehen zurück. Die Deutschen trinken immer weniger von ihrem berühmtesten Getränk. Regionale Brauer hingegen zeigen sich zufrieden.
AALEN-WASSERALFINGEN / ELLWANGEN - Rund 1500 Brauereien gibt es in Deutschland – Tendenz steigend. Doch deren Absätze gehen seit Jahren zurück. Die Deutschen trinken immer weniger von ihrem berühmtesten Getränk. Im vergangenen Jahr sank der Bierabsatz laut Statistischem Bundesamt um 1,9 Prozent (rund 178 Millionen Liter). Regionale Brauer hingegen zeigen sich zufrieden.
Zwar ist der Bierverdruss der Deutschen auch auf der Ostalb angekommen, sagt Timo Löffler, Geschäftsführer der Löwenbrauerei Wasseralfingen. „Aber nicht bei uns“, ergänzt er. Seit 2006 etwa habe die Brauerei in jedem darauffolgenden Jahr einen neuen Ausstoß-Rekord aufgestellt. Zahlen möchte er zwar keine nennen, dafür aber einen kleinen Ausblick in die Zukunft geben.
Und zwar: Alles bleibt, wie es ist. An der Produktpalette wird sich nichts ändern. Vier Biersorten brauen die Wasseralfinger – ihr Spezial, Pils, Bock- und ein Festbier. „Andere Sorten spielen bei uns keine Rolle“, sagt Löffler. Vermeintliche Trends ebenso wenig. Während die sogenannte Craftbeer-Szene wächst, setzt die Löwenbrauerei auf Altbewährtes.
Bunte Etikette, ungewöhnliche Bierkreationen, zum Teil traditionelle Rückkehr bei der Herstellung – aber auch gehobenere Preise: Der Craft-Trend, der vor etlichen Jahren aus den USA nach Deutschland buchstäblich herübergeschwappt ist, hat für Bierliebhaber wie Löffler sein Gutes. „Es ist eine Rückkehr zum Bier. Der Konsument setzt sich wieder mehr mit dem Produkt auseinander“, sagt er. Für die Wasseralfinger allerdings keine Option. „Dafür stehen wir nicht“, so Löffler.
Ein für den Löwenbrauerei-Geschäftsführer viel wichtigerer Trend ist die Regionalität. „Seit mindestens zwölf Jahren gibt es eine Rückbesinnung“. sagt er. Weg von den nationalen, großen Fernsehmarken. „Der
Biotrend wurde vom Regionaltrend abgelöst“, so Löffler. Nicht nur beim Bier, generell bei Lebensmitteln.
Alexander Veit, Geschäftsführer der Ellwanger Rotochsenbrauerei, sieht diese „regionale Rückbesinnung“, wie Löffler sie nennt, zwar auch. „Der Verbraucher will wissen, woher die Produkte kommen. Das ist der Fall“, sagt er. Dennoch: Mehr als 50 Prozent der in Baden-Württemberg verkauften Biere würden nicht im Land gebraut, ergänzt er.
Zudem sei Ostwürttemberg ein wettbewerbsfähiges und konkurrenzreiches Gebiet. „Der Verbraucher hat bei uns in der Region eine tolle Auswahl. Die Biervielfalt ist groß“, so Veit. Doch das eigene Sortiment will auch er nicht erweitern. „Es wird wieder mehr über Bier gesprochen. Die Leute seien auch bereit, mehr für ein Bier auszugeben. Das ist gut“, sagt der Brauerei-Chef über die Craft-Szene. Für ihn spiele sie – zumindest in den eigenen Kesseln – dennoch keine Rolle.
Im Gegensatz zu der alkoholfreien Variante. Diese haben die Wasseralfinger beispielsweise nicht im Sortiment, laut Löffler auch in Zukunft nicht. Veit aber merkt, dass zumindest in der Gastronomie die Nachfrage gestiegen ist. Ob das dazu beigetragen hat, dass der Absatz der Ellwanger Brauerei im Vergleich zum Vorjahr gleich geblieben ist, lässt Veit nicht durchblicken.
Und dass dieser nicht in Zukunft sinkt, hofft Veit zudem auf eine Verlagerung. Denn wenn immer mehr Gaststätten schließen, wird dort auch kein Bier mehr ausgeschenkt. Dann müssen Hefeweizen, Export oder Pils eben woanders getrunken werden, damit der Brauerei-Chef am Ende des Jahres zufrieden in seine Bücher blicken kann. Wobei: „Zufrieden darf man ja nie sein“, sagt Veit. „Aber es passt schon“, fügt er an und lacht.