Vorsichtige Entwarnung für Normalsparer
Sparkassenpräsident macht leichte Trendwende hin zu mehr wirtschaftlicher Dynamik aus
- Klein- oder Normalsparern könnte ein Minuszins auf ihre Einlagen erspart bleiben. Während sich die Sparkassen im Land ohnehin bemühen, im breiten Privatkundengeschäft auf Negativzinsen so lange wie möglich zu verzichten, gab nun der Präsident des Sparkassenverbands Baden-Württemberg (SVBW) so etwas wie eine vorsichtige Entwarnung für „Normalsparer“. „Wer ein Sparvermögen von unter 100 000 Euro hat, kann beruhigt sein“, sagte Peter Schneider bei der Jahrespressekonferenz des Sparkassenverbands Baden-Württemberg in Stuttgart. Erst ab dieser Betragsgrenze könnten zumindest für die Sparkassen Negativzinsen relevant werden, sofern die Situation am Markt unverändert bleibe. Damit ist die weit überwiegende Zahl der Sparkassenkunden aufgrund ihrer niedrigeren Sparbestände von dem Thema nicht betroffen.
Bekanntlich müssen Banken und Sparkassen seit September 2019 einen Einlagenzins von minus 0,5 Prozent für Überschussreserven bezahlen, die sie bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken.
Aufgrund des ohnehin herrschenden Zinsdrucks sehen sich immer mehr Institute gezwungen, diese Negativzinsen an die Kunden weiterzugeben. Dies gilt insbesondere dann, wenn Neukunden auf einmal hohe Beträge einbezahlen wollen, weil sie etwa bei ihrer Hausbank mit Negativzinsen belastet werden. Sobald „ein relevanter Wettbewerber Verwahrentgelte erhebt“, wie es jetzt seitens der Volksbank in der Ortenau geschehen ist, führt dies dazu, dass sich betroffene Unternehmen und Privatpersonen nach Alternativen für ihre Spargelder umsehen. „Um in einer solchen Situation die Flutung mit Einlagen von Neukunden zu verhindern, praktizieren die Sparkassen eine Abwehrstrategie“, machte Schneider klar. Dabei entscheiden sie eigenständig vor Ort, wie sie mit Negativzinsen auf eine solche Situation reagieren.
Keine Minusverzinsung von Darlehen
Dagegen dürfte ein Finanzinstitut seinen Bestandskunden rein rechtlich ohnehin nichts anhaben können, weil das Bürgerliche Gesetzbuch keine Minusverzinsung von Darlehen vorsieht. Und Einlagen, die Privatanleger bei ihrer Bank einzahlen, sind nichts anderes als Darlehen. Daher weichen ja zahlreiche Institute auf die Erhebung von Verwahrentgelt oder die Erhöhung sonstiger Gebühren wie etwa für die Kontoführung aus.
Letzteres ist den 51 baden-württembergischen Sparkassen 2019 dergestalt gelungen, dass sie aggregiert den Rückgang ihres Zinsergebnisses durch höhere Provisionen ausgleichen konnten. Schneider sagte allerdings, dass man diese Lücke nicht dauerhaft werde kompensieren können. So stellte der Präsident einen für ihn zufriedenstellenden Geschäftsverlauf der Südwestsparkassen vor, der von einem stark wachsenden Kundengeschäft geprägt war, das sowohl die Kundeneinlagen als auch die Kundenkredite mit Steigerungsraten von 4,7 beziehungswiese 5,0 Prozent überdurchschnittlich ansteigen ließ. Schneider betonte, dass die ausgewogene Aufteilung der Kreditsumme auf Privat- und Unternehmenskunden die gute Risikostreuung in der Kreditvergabe der Sparkassen widerspiegle. „So sind wir auch für mögliche Krisenzeiten sehr gut aufgestellt“, sagte der Präsident.
Ungeachtet der im deutschen Südwesten besonders starken Autoindustrie schlägt sich deren angespannte wirtschaftliche Situation kaum in den Bilanzen der badenwürttembergischen Sparkassen nieder. So registrierten die 51 Institute innerhalb eines Bewertungsergebnisses von insgesamt minus 39 Millionen zwar erstmals seit 2013 wieder Kreditabschreibungen und keine -zuschreibungen mehr. Dennoch bleibt dieser Wert deutlich hinter den vor der Finanzkrise üblichen Abschreibungen in der Größenordnung von jährlich 200 bis 300 Millionen Euro zurück. „Wir bewegen uns wieder in Richtung Normalisierung“, sagte Schneider dazu. Entwarnung gab er auch bei den Kreditzusagen an Firmen und Selbstständige, die zum Halbjahr 2019 noch einen Rückgang aufgewiesen hatten, für das Gesamtjahr aber auf einen rekordhohen Wert von 14,3 Milliarden Euro (Vorjahr 14,1) angestiegen sind. „Wir sehen keinen Einbruch“, sagte Schneider, sondern vielmehr eine leichte Trendwende hin zu mehr wirtschaftlicher Dynamik. Unterm Strich brachten 2019 die Sparkassen im Land zusammen eine Bilanzsumme von 206,8 Milliarden Euro (plus 5,2 Prozent) auf die Waage, während die Zahl der Geschäftsstellen um 51 auf 1967 zurückging.