Sechs Saxofone auf neuem Weg
Wenn ein namhaftes Saxofonquartett auf zwei führende Instrumentalisten der improvisierten Musik trifft, dürfte klar sein: Hier ist Schluss mit alter und neuer Klassik, hier kann es auch etwas auf die Ohren geben. Gefizzel, anstrengende Schrillheit und so was. Das ist auch zu hören, aber darüberhinaus noch viel, viel mehr. Hochinteressante Kompositionen von Steffen Schorn und Roger Hanschel, traumhaft sicher begleitet vom Raschèr Saxophone Quartet. Das volle Spektrum der Instrumente, vom glanzhellen Soprano bis runter zum brummigen Subcontrabass-Saxofon. Schwebende Klänge, irrwitzige Tempi, Minimalismus, Choralartiges, bis hin zum „Morphen durch die Quartenfelder des Neuntonbereichs“so eine Notiz von Schorn, „Master- und Monster-Scales“. Dies alles in glasklarer, präsenter Aufnahme. Das Titelstück „Was weite Herzen füllt“, Roger Hanschel hat es geschrieben, ist dichtes Gewebe, schön. „Three Pictures“(Steffen Schorn) ist Kopfkino, kreiselnd, strömend, explodierend. In „Manic Maenzel“trifft Catweazle auf Maenzel, den Erfinder des Metronoms.
Traurig ist der Anlass des letzten Stücks: Kenneth David Coon, Baritonsaxer des Raschèr-Quartetts, ist im Mai 2019 nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben. Mit erst 52 Jahren. Das Lamento trauert um ihn, würdigt ihn. Ergreift. (bgw)
Raschèr Saxophon Quartet, Steffen Schorn, Roger Hanschel: Was weite Herzen füllt. BR Klassik, PASCHENrecords.