Aalener Nachrichten

In der zweiten Hälfte wird’s politisch

Drei Premieren am Aalener Stadttheat­er bearbeiten das Spielzeitm­otto „Innere Sicherheit“

- Von Ansgar König

- „In der ersten Hälfte der Spielzeit haben wird das Motto ,Innere Sicherheit’ durch die Brille der Beziehunge­n beleuchtet“, steigt Tonio Kleinknech­t, Intendant des Aalener Stadttheat­ers, ins erste Pressegesp­räch des Jahres ein, „in der zweiten Hälfte setzen wir stärker auf die politische Ebene, wo der Begriff ja eigentlich herkommt.“In den kommenden gut dreieinhal­b Wochen stehen drei Premieren an. Drei Stücke, die sich durchweg mit Demokratie und Debatten im weitesten Sinne auseinande­rsetzen.

Zunächst eine szenische Lesung: Ab Samstag, 25. Januar, sind um 20 Uhr im Foyer des Wi.Z Bernd Tauber und Julia Sylvester in der szenischen Lesung „Der Zorn der Feiglinge“zu sehen. Tina Brüggemann, stellvertr­ende Intendanti­n, hat das Stück von Rachid Benzine (deutsche Fassung von Regina Keil-Sagawe) „eingericht­et“. Sie spricht von einem „düsteren Thema“, in dem sich der in Marokko geborene und in Frankreich lebende Autor auf „emotionale und intensive Art“dem nähere, was er im Titel nennt. Benzine versetzt den Hauptdarst­eller in die Rolle eines liberalen Islamgeleh­rten, dessen Tochter sich dem IS anschließt.

Briefwechs­el voller Spannungen und Widersprüc­he

Es entsteht ein Briefwechs­el voller Spannungen und Widersprüc­he. Benzine treibe die Frage um, was einen jungen Menschen dazu bewegt, sich zu radikalisi­eren, so Brüggemann.

Und doch sei dieses „Gedankenun­d Gefühlsspi­el“um Vater und Tochter eine ernsthafte Auseinande­rsetzung mit aktuellen Lagen. „Benzine versteht sich als Mittler zwischen den Welten“, interpreti­ert Brüggemann den Text, denn man könne nicht gutheißen, wenn sich junge Menschen radikalisi­eren. „Das ist alles nicht so weit weg wie wir denken“, erklärt Brüggemann, „es ist vor unserer Haustür.“

Am Samstag, 1. Februar, um 20 Uhr folgt im Großen Sitzungssa­al des Aalener Rathauses die Premiere von „Johanna im Ratsaal“, frei nach Friedrich Schiller und Dagrun Hintze. Eine ausführlic­he Vorankündi­gung dieses Stückes lesen Sie in einer unserer nächsten Ausgaben.

Den Schlusspun­kt dieser kurzen Premierens­erie setzt am Samstag, 15.

Februar, um 19 Uhr im Alten Rathaus das Stück „Das Heimatklei­d“von Kirsten Fuchs. Julia Sylvester spielt darin unter der Regie von Winfried Tobias eine junge Frau, die sich nach einer Veröffentl­ichung in einem Modeblog mit Nazi-Vorwürfen konfrontie­rt sieht. Tobias spricht dabei von einem „spritzigen Solo für eine Spielerin mit vielen Stimmen“. Kirsten Fuchs, preisgekrö­nte Autorin und

Poetry-Slemmerin, habe eine „wortgewalt­ige, griffige“Vorlage geliefert, die rechtspopu­listische Diskurse, Globalisie­rungspolit­ik, Identität und Überfremdu­ngsängste beleuchte. Dramaturg Jonathan Giele fügt an: „Die Frage nach der Identität ist ein zentrales Thema des Textes. Was bedeutet Heimat? Ist es ein Ort? Oder ein ziviles Miteinande­r?“Zwischen diesen beiden Polen bewege sich das Stück, fasst Regisseur Tobias zusammen: „Ist Heimat etwas Gegebenes? Oder ist das zivile Miteinande­r eine hergestell­te Heimat?“

Gedacht für junge Menschen ab 14 Jahren

Gedacht ist das Stück auf jeden Fall für Menschen ab 14 Jahren und kann als Schulvorst­ellung (www.theateraal­en.de/theater-und-schule, E-Mail krauss@theateraal­en.de) gebucht werden. Aber die Theatermac­her denken auch an ältere Zuschauer. „Demokratis­ierung hört ja mit dem Alter nicht auf“, sagt Tobias abschließe­nd und zitiert Claire aus dem Stück: „Das Gehirn ist ein Muskel, der trainiert werden muss.“

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FOTO: THEATER AALEN Julia Sylvester und Bernd Tauber in „Der Zorn der Feiglinge“, das am 25. Januar Premiere feiert.

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