Noch spannender auf den zweiten Blick
Bis Tabellenplatz neun kann sich noch einiges ändern – Fakten zum Bundesliga-Finale
MÜNCHEN - Bayern München oder Borussia Dortmund? Erstmals seit zehn Jahren gibt es im Titelkampf der Bundesliga Spannung bis zum letzten Spieltag. Und dennoch hält sich die Euphorie bei vielen Fußballfans in Grenzen. Bayern gewinnt, Dortmund hat das Nachsehen, so die einhellige Meinung. Doch offenbart sich die Brisanz, die der 34. Spieltag verspricht, erst auf den zweiten Blick auf die Tabelle. Denn das einzige Szenario, das die Münchenern den Titel kosten könnte, ist durchaus realistisch. Und auch dahinter gibt es einen so engen Kampf um die europäischen Plätze wie lange nicht mehr. Worauf Sie am Samstag achten sollten:
Wie entscheidet sich die Meisterschaft?
Es gibt zwei Spiele mit je drei möglichen Ausgängen, also insgesamt neun Varianten. Nur eine davon führt für Borussia Dortmund zur Meisterschaft: wenn der BVB bei Borussia Mönchengladbach gewinnt und der FC Bayern parallel gegen Eintracht Frankfurt verliert. Umkehrschluss: Acht Wege führen zur Schale für die Münchner. Es wäre der siebte Titel in Serie. Das Gute und Spannende zugleich ist: Für alle vier Clubs geht es um alles. Bayern und der BVB streiten um die Schale. Gladbach (Platz vier) und Frankfurt (Sechster) wollen ins Millionenspiel Champions League. Alles gewinnen, alles verlieren, mehr Nervenkitzel geht nicht. „Das wollen die Deutschen doch alle haben“, sagte BVBBoss Hans-Joachim Watzke. Emotionen, bangende Fans, Dramatik pur.
Was gibt dem BVB Hoffnung?
Die 11,11 prozentige Meisterschaft der Dortmunder hängt eng mit Eintracht Frankfurt zusammen. Der Europa-League-Halbfinalist kann sich eigentlich keine Niederlage gegen den Rekordmeister leisten. Die Saison locker ausklingen zu lassen, würde bedeuten, nächstes Jahr womöglich gänzlich auf Europa verzichten zu müssen. Der Tabellen-6. könnte bei Siegen des VfL Wolfsburg sowie der TSG Hoffenheim noch komplett aus den internationalen Plätzen rutschen – selbst wenn der siebte Tabellenrang durch das Pokalfinale von Bayern und RB Leipzig zur internationalen Teilnahme berechtigt. Die Frankfurter werden deshalb alle ihre noch verbliebenen Kräfte bündeln, um dem Tabellenführer in München Paroli bieten zu können.
Beeinflusst das Dauerthema um Nico Kovac den Titelkampf?
Unwahrscheinlich, die Profis des FC Bayern sind zu routiniert und wissen, was auf dem Spiel steht. Dennoch schwelt das Thema seit Wochen und sorgt für Unruhe. Vor allem Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge – zuletzt aber auch Sportdirektor Hasan Salihamidzic – verweigerte trotz eines Vertrages bis 2021 ein klares Bekenntnis zu Kovac über den Sommer hinaus. Der Vertrag des 47Jährigen läuft noch zwei Jahre. Am Freitag hatten Spox und Goal berichtet, dass das Aus von Kovac unabhängig vom Saisonausgang bereits feststehe. Rummenigge reagierte umgehend und sagte: „Einen solchen Beschluss gibt es nicht. Diese Meldung ist eine totale Ente.“Dennoch wird das Thema weiterköcheln, eventuell sogar überkochen, sollte Kovac Meisterschaft und/oder Pokal nicht gewinnen. Aber auch so wird alles auf den Trainer schauen. Kovac muss unter anderem entscheiden, ob er Franck Ribéry und Arjen Robben in ihrem letzten Bundesligaspiel als Bayern-Profis von Anfang an auflaufen lässt.
Eine Entscheidung am letzten Spieltag? Wie lange ist das her?
Lange. Eigentlich neun Jahre, aber damals lagen die Bayern nach 33 Spielen drei Punkte und 25 Tore vor Schalke. Also: 2008/09, wenn auch ohne allzu große Spannung – der VfL Wolfsburg brauchte einen Sieg für den Titel und gewann sein Heimspiel gegen Werder Bremen mit 5:1. BVB-Chef Hans-Joachim Watzke
Wo wartet die Meisterschale?
Immer beim Tabellenführer – also in München in der Allianz Arena. Eine Kopie wird im Signal Iduna Park in Dortmund bereitstehen, für den Fall, dass der BVB den Titel holt. Der Liga-Präsident übrigens wird nicht in München sein: Reinhard Rauball ist auch Präsident des BVB und wird daher in Gladbach die Daumen drücken. DFL-Chef Christian Seifert würde in München zur Tat schreiten.
Welche Entscheidungen stehen sonst aus?
Hannover und Nürnberg stehen als Absteiger fest, der VfB Stuttgart wird in der Relegation gegen Union Berlin oder den SC Paderborn spielen. Interessant ist der Kampf um die übrigen internationalen Plätze – vor allem um den vierten Champions-League-Platz. Mönchengladbach und Frankfurt brauchen einen Sieg. Auch Leverkusen hat noch gute Karten. Im Rennen um einen Europa-LeaguePlatz sind zudem Wolfsburg, Hoffenheim und sogar noch Werder Bremen. Drei Spiele haben keine Bedeutung mehr: Düsseldorf gegen Hannover, Freiburg gegen Nürnberg, Schalke gegen Stuttgart. Es ist also angerichtet.
„Alle freuen sich, dass es mal wieder einen Showdown gibt.“