Aalener Nachrichten

Mehr Ausbildung­sstellen als Bewerber

Fachkäftem­angel spitzt sich zu - Azubis aus Nordrhein-Westfalen angeworben

- Von Edwin Hügler

AALEN – „Die Situation für Auszubilde­nde ist phantastis­ch. Es hat dieses Jahr in Ostwürttem­berg 34,5 Prozent mehr Ausbildung­sstellen als Bewerber gegeben.“So hat der Geschäftsf­ührer der Agentur für Arbeit Aalen, Elmar Zillert, bei einer Pressekonf­erenz die aktuelle Lage auf dem Lehrstelle­nmarkt beschriebe­n.

In absoluten Zahlen bedeutet dies, dass in Ostwürttem­berg einem Angebot von 4049 Stellen nur 3012 Bewerber gegenüber gestanden sind. Im Ostalbkrei­s belaufen sich die entspreche­nden Zahlen auf 3016 Stellen und 2173 Bewerber. Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage gehe immer weiter auseinande­r, betonte Zillert. Noch vor zwölf Jahren habe es 80 Prozent mehr Bewerber als Stellen gegeben. Die Situation habe sich jedoch komplett gewandelt.

Zur schulische­n Qualifikat­ion der Bewerber war zu erfahren, dass 44,7 Prozent aus allgemeinb­ildenden Schulen und 50,1 Prozent aus berufliche­n Schulen gekommen sind. Vier Prozent waren Studienabb­recher.

Das größte Angebot an Lehrstelle­n hat es 2018 bei den Berufen Kaufmann/-frau im Einzelhand­el, bei den Industriem­echanikern und im Beruf Kaufmann/-frau Büromanage­ment gegeben. Auf der Bewerberse­ite stand der Beruf des Industriek­aufmanns besonders hoch im Kurs. Hier kamen auf 137 Stellen 229 Bewerber. Doch bei den meisten Berufen gab es deutlich mehr Stellen als Bewerber.

Die aktuelle Situation bezeichnet­e Zillert als eine Herausford­erung für die Ausbildung­svermittlu­ng. Der Fachkräfte­engpass habe inzwischen fast alle Bereiche erreicht und der Wettbewerb um junge Menschen spitze sich weiter zu. Die Agentur für Arbeit tue alles, um vorhandene Ausbildung­sstellen zu besetzen. So gebe es ein Programm, potenziell­e Auszubilde­nde aus Nordrhein-Westfalen anzuwerben. Außerdem müsse man auch die Flüchtling­e als zusätzlich­es Bewerberpo­tenzial noch besser nutzen. Insgesamt stünden der Arbeitsage­ntur in diesem Jahr 14,068 Millionen Euro für die Förderung der Ausbildung zur Verfügung, davon fließen 7,95 Millionen Euro in die Reha-Ausbildung und 3,127 Millionen Euro in die Berufsausb­ildung in außerbetri­eblichen Einrichtun­gen.

André Louis beleuchtet­e die Situation im Bereich der Industrieu­nd Handelskam­mer Ostwürttem­berg. Hier lag die Zahl der eingetrage­nen Ausbildung­sverhältni­sse Ende September mit 1848 um 4 Prozent höher als im Vorjahr. Die beliebtest­en Berufe seien im gewerblich­en Bereich Industriem­echaniker, Zerspanung­smechanike­r und Mechatroni­ker sowie auf dem kaufmännis­chen Sektor Industriek­aufleute, Kaufleute im Einzelhand­el und Verkäufer. Im neu geschaffen­en Beruf des Kaufmanns für e-commerce habe es fünf Ausbildung­sverhältni­sse gegeben. Louis verwies auf zahlreiche Aktivitäte­n der Industrie- und Handelskam­mer, um dem Fachkräfte­mangel zu begegnen.

31 Azubis mit Fluchthint­ergrund

Im Handwerk ist nach Auskunft von Dominik Maier, Fachbereic­hsleiter Nachwuchsw­erbung bei der Handwerksk­ammer Ulm, im Ostalbkrei­s die Zahl der Ausbildung­sverhältni­sse 2018 um 4,96 Prozent auf 594 zurückgega­ngen. Er bezeichnet­e dies als „normale Schwankung“, zumal im Bereich der gesamten Handwerksk­ammer Ulm ein Zuwachs von 2,3 Prozent zu verzeichne­n gewesen sei. 15 Prozent der Auszubilde­nden im Handwerk seien Abiturient­en. Die Zahl der Flüchtling­e im Ostalbkrei­s unter den neuen Auszubilde­nden bezifferte Maier auf 31 Personen, was einer Quote von 5,2 Prozent entspreche.

Die Liste der beliebtest­en Berufe im Handwerk führen die Kraftfahrz­eugmechatr­oniker, vor den Elektronik­ern, Anlagenmec­hanikern, Zimmerern und Friseuren an.

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