Im Winter „danach“das Level beibehalten
Der Deutsche Skiverband hat für die nacholympische Saison ein anspruchsvolles Ziel und in Thomas Dreßen einen bemerkenswerten „Skisportler des Jahres“
HERZOGENAURACH - Drei BiathlonGoldmedaillen (durch zweimal Laura Dahlmeier sowie Arnd Peiffer), drei Olympiasiege in der Nordischen Kombination (durch Eric Frenzel, Johannes Rydzek und das Team), dazu der Skisprung-Coup Andreas Wellingers, fünfmal Silber außerdem plus viermal Bronze – die XXIII. Winterspiele in Pyeongchang brachten reiche Ernte für den Deutschen Skiverband. Jetzt nutzten die Athletinnen und Athleten der DSV-Kader und -Lehrgangsgruppen die traditionelle Einkleidung – heuer in der „adidas World Of Sports“in Herzogenaurach –, um aus ihrer Mitte den „Skisportler des Jahres 2018“zu küren. Die Wahl fiel auf einen, der in Südkorea respektabler Fünfter gewesen ist, Sporthistorie aber auf der alpinen Weltcup-Tour geschrieben hat: Thomas Dreßen vom SC Mittenwald, am 20. Januar als erster Deutscher seit Sepp Ferstl 1979 Sieger der Hahnenkamm-Abfahrt auf Kitzbühels Streif. Auch im norwegischen Kvitfjell war sieben Wochen später kein Abfahrer schneller als der 24-jährige Zolloberwachtmeister.
Und nun war dieser Thomas Dreßen („Das ist eine große Ehre für mich“) aufrichtig überrascht, sympathisch demütig auch – und gedanklich trotzdem schon einen Winter weiter: Die Erinnerung sei zwar „immer noch cool“, hilfreich sei auch das Wissen, „dass man das wirklich erreichen kann“, aber: „Jetzt kann ich mir von der Vergangenheit nichts mehr kaufen.“
Ein Satz, den auch Franz Steinle gesagt haben könnte. Die Ziele seines Verbandes für 2018/19 sollte der DSV-Präsident in Herzogenaurach nennen. Nach „zuletzt drei sehr erfolgreichen Jahren“, so antwortete der 68-Jährige aus Schlier-Fenken im Landkreis Ravensburg, werde es „nicht einfach, auf diesem hohen Niveau das Level beizubehalten. Aber wir werden es natürlich versuchen.“
Nähme man allein die Zahlen als Messlatte, müsste man fortfahren: ... versuchen, die vor und nach Olympia disziplinübergreifend 34 Weltcupsiege, die 41 zweiten und 28 dritten Ränge erneut zu erreichen. Kaum minder wichtig (und anspruchsvoll!) ist gewiss, was Franz Steinle auch ohne Rechenexempel noch ansprach: Wo’s zäher lief in Pyeongchang und drumherum – etwa im Langlauf –, wolle man „die Dinge noch weiterentwickeln“.
Da schließt sich ein Kreis, hin zum „Skisportler des Jahres 2018“. Der Kitzbühel-Triumph war noch taufrisch, da gab Thomas Dreßen öffentlich Einblick in seine Art, seinen Sport zu leben: „Was ich mir immer vornehme ist, dass ich mich immer weiterentwickle und jeden Tag einen Schritt nach vorne mache.“
Die eine Minute, 56 Sekunden und 15 Hundertstelsekunden vom 20. Januar waren ein großes Stück Weg. Zu Ende dürfte Thomas Dreßens Reise noch lange nicht sein.