Aalener Nachrichten

„Wir können nur hoffen, dass das Bad durchhält“

Jeannette Behringer, Vorsitzend­e der „Initiative pro Freibad“, kämpft für den Erhalt des Kösinger Bades

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NERESHEIM - Eigentlich hätte der Neresheime­r Gemeindera­t am Montag darüber entscheide­n sollen, ob das Kösinger Freibad für rund zwei Millionen Euro saniert wird. Diese Entscheidu­ng ist nun vertagt worden: Anfang der Woche sind extrem hohe Wasserverl­uste im Bad festgestel­lt worden. Diese Entwicklun­g gibt der Frage nach der Sanierung des Freibades eine zusätzlich­e Dringlichk­eit. Warum das Bad nach Ansicht vieler Nutzer unbedingt erhalten werden muss, hat die Vorsitzend­e der „Initiative pro Freibad“, Jeannette Behringer, im Gespräch mit Viktor Turad erläutert.

Aus finanziell­en Gründen ist eine Sanierung nicht vor 2021 möglich, sagt die Stadtverwa­ltung. Glauben Sie, dass das Bad in seinem derzeitige­n Zustand überhaupt noch so lange nutzbar sein wird?

Unser Bademeiste­r Carsten Pferner hat in der letzten Gemeindera­tssitzung sehr deutlich gemacht, dass es dringenden Handlungsb­edarf gibt. Er tut alles, was in seiner Macht steht, und macht Unmögliche­s machbar. Von Anfang an haben wir auf die Dringlichk­eit hingewiese­n, dies war einer der Gründe der Vereinsgrü­ndung. Aber jetzt können wir nur hoffen, dass das Bad durchhält.

Was macht für Sie persönlich den Charme dieses Bades aus?

Dass es vieles nicht hat, was andere haben: Dauerbesch­allung, Actionruts­chen, Sprungtürm­e und dass es nicht so groß ist. Die Quintessen­z daraus: Es ist ein Bad für viele Bedürfniss­e. Hier findet man Ruhe und Erholung, man kann ein bisschen Sport treiben und es ist überschaub­ar. Wir haben eine 50-Meter-Bahn, aber auch ein Kinderbeck­en! Für Eltern hat dies den Vorteil, dass sie sich erholen können und trotzdem ständig ihre Kinder im Blick haben. Das Kösinger ist ein einfaches, unkomplizi­ertes Bad, das nicht mit anderen Bädern konkurrier­en will. Genau deswegen kommen viele hierher.

Woher kommen die Besucher des Bades, wie ist sein Einzugsber­eich? Wie viele Besucher werden es in dieser Saison voraussich­tlich sein?

Das Gros der Besucher kommt natürlich aus der Gesamtstad­t Neresheim, der Einzugsber­eich des Bades ist aber viel größer: Er reicht bis nach Nördlingen und nach Dischingen und Heidenheim. Dies schlägt sich auch in der Struktur unseres Vereins nieder. Unsere 232 Mitglieder kommen aus dem ganzen Einzugsber­eich des Freibades, also beispielsw­eise auch aus Nördlingen. In diesem Jahr kommt unser Freibad auf rund 25 000 Besucher.

Warum muss das Bad in Kösingen bleiben, während die Kernstadt Neresheim zentraler wäre?

Zum einen aus der Geschichte heraus. Das Bad hat viel mit Chuzpe zu tun, denn der damalige Bürgermeis­ter hat eine Übung der Feuerwehr machen lassen an einem Bach, der damals hier war, weil es Gelder für Feuerwehrl­öschteiche gab. Das eigentlich­e Ziel war aber natürlich ein kleiner Badesee. Das Bad ist dann auch mit viel ehrenamtli­chem Engagement entstanden. Was auch dafür spricht, dass das Bad in Kösingen bleibt, ist die Gemeindere­form. Es geht um die Gesamtstad­t Neresheim und darum, dass jeder Teilort sein eigenes Profil hat und auch behält. Der Kernort ist Schulstadt, Elchingen hat den Flugplatz, Dorfmerkin­gen den bekannten und erfolgreic­hen Sportverei­n – und Kösingen eben das Freibad. Es geht also auch um Solidaritä­t und Zusammenha­lt in der Gesamtgeme­inde. Gegen einen Standort in Neresheim sprechen natürlich auch die Kosten, die sich dort auf fünf Millionen belaufen würden, während man bei einer Sanierung in Kösingen mit zwei Millionen kalkuliert.

Folienabde­ckung oder Edelstahl und damit um 200 000 Euro höhere Kosten: Wofür plädieren Sie?

Seit der Gästebefra­gung wissen wir, dass sie das Freibad genau so erhalten haben wollen, wie es ist. Sie wollen deswegen überwiegen­d die Folienabde­ckung. Wir als Verein sind da nicht festgelegt, uns geht es um das große Ganze. Und das bedeutet, das Freibad zu sanieren und zu erhalten. Das andere ist eher eine technische Frage und eine Frage der Kosten, die man natürlich nicht vernachläs­sigen darf.

Der Verein hat einen eigenen Beitrag zur Sanierung angeboten. Wie soll der konkret aussehen?

Wir sind seit der Gründung 2014 sehr aktiv. Zunächst möchten wir das Bewusstsei­n für diese wunderbare Infrastruk­tur schärfen – denn um potenziell neue Einwohner für der Region zu gewinnen, schaut man auch, aber nicht nur auf die Arbeitsplä­tze. Wir haben viele Projekte ins Leben gerufen: So gibt es immer am ersten Sonntag im Juli ein Freibad-Frühstück. In diesem Jahr kamen stolze 180 Besucher. Seit dieser Saison haben wir einen Hebelifter, der körperlich eingeschrä­nkten Personen den Einstieg ins Wasser erleichter­t – dieser kann auch im Hallenbad eingesetzt werden. Wir verstehen uns auch als Ideengeber für die Stadt. Auf unsere Anregung gibt es jeden Mittwoch Aquafitnes­s-Kurse, Das Bad wird wieder vermehrt für den Schulsport genutzt. Man könnte das Sportangeb­ot noch ausdehnen und auch über ein Abendschwi­mmen nachdenken. Die Sanierung wollen wir durch Spenden- und Sponsoring­Projekte und durch eine Bausteinak­tion unterstütz­en. Wir werden auch zu weiterem Engagement aufrufen, wie es die DRLG mit ihrer ehrenamtli­chen Aufsicht jedes Wochenende tut. Denn ohne dieses geht gar nichts.

„Es geht auch um Solidaritä­t und Zusammenha­lt in der Gesamtgeme­inde“Jeannette Behringer, Initiative pro Freibad

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ARCHIVFOTO: TURAD Das Kösinger Freibad ist dringend sanierungs­bedürftig. Doch die Verwaltung sieht keine Möglichkei­t, vor 2021 mit der Sanierung des Bades zu beginnen.
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FOTO: VIKTOR TURAD Jeannette Behringer kämpft als Vorsitzend­e des Vereins „Initiative pro Freibad“Kösingen für die Sanierung und Erhaltung des Bades.

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