Die menschlichen Gesichtsscanner
Polizeipräsidium München testet „Super-Recogniser“auf dem Oktoberfest
MÜNCHEN - Besser als Computer sollen die „Super-Recogniser“in großen Menschenmengen Straftäter ausfindig machen. Was die menschlichen Gesichtsscanner der Münchner Polizei tatsächlich leisten können, sollen die Beamten auf dem Oktoberfest testen.
Experimentiert wird mit „SuperRecognisern“in München schon seit einem Jahr. Denn bislang fehlen die rechtlichen Grundlagen für den Einsatz von automatisierter Gesichtserkennung, außerdem ist die Technik noch nicht ausgereift. Daher versucht die Polizei in München mit dem menschlichen Gehirn, Übeltäter und Gefährder aus großen Menschenmassen herauszufiltern.
In einem umfassenden Testverfahren wurden allein beim Polizeipräsidium 37 „Super-Recogniser“entdeckt. Ein bis zwei Prozent der Menschen, so schätzt man, verfügen über die Fähigkeit, sich Gesichter so gut einprägen zu können, dass sie sie auch nach längerer Zeit und unter veränderten Bedingungen wiedererkennen können. Erst vor wenigen Tagen unterstützten sechs polizeiliche „Super-Recogniser“aus München die in Hamburg eingerichtete „Sonderkommission Schwarzer Block“, die Straftaten beim letztjährigen G-20-Gipfel aufklären soll.
Die besten „Super-Recogniser“der Münchener Polizei sollen auf dem Oktoberfest jetzt zeigen, was sie können. Ihnen wird eine Anzahl von Fotos von Testpersonen vorgelegt, die sie unter den auf die Theresienwiese strömenden Besuchermassen wiedererkennen sollen. Denn die Stärke der menschlichen Gesichtserkenner bestehe gerade darin, Personen in großen Menschenmassen zu erkennen, sagte der Münchener Polizeipräsident Hubertus Andrä am Dienstag in München. Den „SuperRecognisern“genügten unter Umständen nur Sekundenbruchteile, um einen Treffer zu landen, während die Software immer noch relativ genaue Fotos benötige.
Kriminelle in der Masse erkennen
Zu den besten „Super-Recognisern“der Münchener Polizei gehören Elisabeth M. und Andreas H. Der 38-jährige Kriminaloberkommissar H. wird eine Zeit lang sowohl vor Ort die aufs Festgelände kommenden Besucher ins Visier nehmen wie auch über Video in der „Wiesn-Wache“, welche die Polizei alljährlich zum größten Volksfest der Welt einrichtet. Ziel ist, möglichst viele der Testpersonen zu erkennen. Wie die überdurchschnittliche Fähigkeit zur Personenerkennung abläuft, kann H. nicht erklären: „Es läuft im Alltag nebenbei ab.“Ihre Umwelt habe sich schon immer gewundert, wie gut sie sich Gesichter merken könne, sagt Kriminalhauptmeisterin M. Selbst habe sie ihre Fähigkeit bisher als nicht ungewöhnlich eingestuft.
Für den Einsatz der Super-Erkenner eröffnet sich ein breites Feld. Insbesondere in großen Menschenmassen könnten sie unter Umständen Ganoven, Gewalttäter oder Gefährder ausmachen und den Ermittlern entsprechende Hinweise zum Beispiel für eine Personenüberprüfung geben, so Polizeipräsident Andrä. Ihr Einsatzschwerpunkt werde aber zur Identifizierung bislang unbekannter Straftäter oder bei der Zuordnung von Straftaten und der Zusammenführung von Serien gesehen, teilte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) mit.
Mehr Überwachungskameras
Während der Einsatz der „Super-Recogniser“auf dem Oktoberfest zunächst nur ein Test ist, rüstet die Polizei für die Sicherheit weiter auf. Die Zahl der Video-Überwachungskameras auf der „Wiesn“werde um zehn auf 47 erhöht, berichtete Minister Herrmann. 13 davon sind hoch moderne „Panomera“-Kameras, die es erlauben, ein Geschehen weiter aufzunehmen, während sich die Überwacher einzelne Bilder genauer ansehen können.
Technisch aufgerüstet wird auch mit der Ausweitung der MessengerDienste. Die seien ein „ergänzendes Kommunikationsmittel“zum digitalen Behördenfunk, sagte Herrmann. Der Aufbau des Behördenfunks verspätete sich massiv und wurde viel teurer als angenommen.
Die Hoffnung, dass mit ihm sämtliche Kommunikation der BlaulichtBehörden abgedeckt werden können, erfüllten sich nicht, so dass die Polizeibeamten nun doch wieder zusätzliche spezielle Smartphones mit sich herumtragen müssen, die zum Beispiel in der Lage sind, Fotos zu übertragen.
Erweitert wird auch der Einsatz von Body-Cams. Speziell bei Volksfesten werde ihr Einsatz von den Beamten geschätzt, berichtete Herrmann. Ihr „präventiver Einsatzwert“nehme allerdings mit zunehmendem Alkoholisierungsgrad des Gegenübers ab.