Als Reiseziel wieder beliebt
Währungsverfall macht Pauschalreisen in die Türkei aber nicht günstiger
RAVENSBURG - Die türkische Lira befindet sich im Rekord-Sinkflug. Gleichzeitig gibt es einen Boom bei Reisen in die Türkei. Billiger wird der Urlaub durch die Währungskrise allerdings nicht.
„Der Wert der Lira hat keine Auswirkungen auf die Preise von Pauschalreisen“, sagt Torsten Schäfer vom Deutschen Reiseverband (DRV). Die Kosten für die Unterbringung, Transfer und Flug seien unabhängig vom Wechselkurs. „Die Kontingente werden von den Veranstaltern rund ein Jahr im Voraus eingekauft. Dabei spielen für die Preisbildung zahlreiche Faktoren eine Rolle. Zum Beispiel Hotelkapazitäten, die erwartete Nachfrage nach Unterkünften und Flügen oder auch ob es langjährige Geschäftsbeziehungen gibt. Kurzfristige Währungsschwankungen haben deshalb keinen Einfluss“, so Schäfer. Urlauber könnten höchstens bei Einkäufen vor Ort sparen oder beim Essen im Restaurant. „Das muss man allerdings gegen die Preissteigerungen in der Türkei aufrechnen.“
Trotzdem erfreut sich die Türkei nach zwei Jahren Flaute wieder großer Beliebtheit bei deutschen Urlaubern. Vergessen scheinen die Bedenken, die die Touristenzahlen seit 2016 einbrechen ließen. Die Spannungen im deutsch-türkischen Verhältnis, der Putschversuch in der Türkei und die Verhaftungen deutscher Staatsbürger hatten der türkischen Tourismusbranche eine Krise beschert.
„Seit letztem Herbst hat sich dieser Trend komplett umgekehrt“, sagt DRV-Sprecher Torsten Schäfer. „Wir erleben einen regelrechten Boom.“ Einen Anstieg deutscher Urlauber verzeichnet auch das türkische Ministerium für Kultur und Tourismus. Im Zeitraum von Januar bis Juni 2018, also noch vor der Hauptsaison, hatten knapp 1,6 Millionen deutsche Urlauber die Türkei besucht. Etwa 300 000 mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres. Die Zahlen für die beiden Haupturlaubsmonate Juli und August sind noch nicht erfasst. Den Grund für den Aufschwung sieht Torsten Schäfer vor allem in den sinkenden Preisen, mit denen die Veranstalter auf die schwächere Nachfrage reagierten.
Reisehinweise entschärft
Neben den günstigen Preisen dürfte auch die Entspannung der politischen Lage in der Türkei Einfluss auf die Urlauberzahlen haben. Erst Ende Juli, nach dem Ende des von Staatspräsident Erdogan ausgerufenen Ausnahmezustands, hatte das Auswärtige Amt die Sicherheitshinweise für die Türkei entschärft. Eine allgemeine Reisewarnung besteht nicht, Touristen sollen sich allerdings weiterhin etwa von politischen Veranstaltungen fernhalten.