Unbeeindrucktes Streitobjekt
Kapitän und Torschütze – Özil spielt bei Rückkehr auf den Platz groß auf – Bobic übt heftige Kritik
SINGAPUR (SID) - Mesut Özil schmunzelte kurz, dann nahm er den Stift in die Hand und schrieb seinen Namen auf die Gelbe Karte. Özil machte in seinem ersten Spiel nach dem spektakulären Rücktritt aus der Nationalmannschaft aber nicht nur den Schiedsrichter glücklich, der ihn vor dem Anpfiff um ein Autogramm gebeten hatte. Für ihn selbst war der 5:1-Sieg des FC Arsenal im Testspiel gegen Paris St. Germain ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Normalität.
Während sich in Deutschland die Kritik an der Art und Weise seines Abschiedes aus dem DFB-Team mehrt, stärkte ihm sein Arbeitgeber 10 000 Kilometer entfernt in Singapur sichtbar den Rücken: Özil durfte Arsenal gegen das B-Team von Trainer Thomas Tuchel als Kapitän aufs Feld führen. Mit der Binde um den Arm trumpfte der 29-Jährige nicht nur bei seinem Treffer zum 1:0 auf.
Seine Kapitänsrolle habe ihn mit „Stolz“erfüllt, ließ Özil seine Millionen Fans auf den sozialen Netzwerkseiten wissen. Es sei ein „guter Sieg und eine erneut fantastische Unterstützung hier in Singapur“gewesen. Zu den Reaktionen über seinen Rücktritt sagte er wieder nichts.
Wenn Joachim Löw oder Oliver Bierhoff demnächst das Gespräch mit ihm suchen, wird Özil nicht schweigen können. Laut „Bild“plant die sportliche Führung „zeitnah“ein Telefonat mit dem Weltmeister von 2014. Weder Löw noch Bierhoff haben sich bislang zu Özils Vorwürfen gegen den DFB öffentlich geäußert.
Dafür reden andere, Fredi Bobic zum Beispiel übte scharfe Kritik an Özils Verhalten, das der Sportvorstand von Eintracht Frankfurt für „ein bisschen feige“hält. Der von Özil über die sozialen Medien geäußerte Rassismus-Vorwurf, vor allem in Richtung des DFB, sei „unerträglich. Dieser Pauschalvorwurf des Rassismus entspricht einfach nicht der Realität“, sagte Bobic.
Özil habe sich „wahrlich nicht als Teamplayer erwiesen“, ergänzte Bobic, der sich statt einer schriftlichen Stellungnahme ein TV-Interview gewünscht hätte: „Bei uns Fußballern gilt die Regel: Sei ein Mann und stell dich.“Özil sollte sich der Tragweite seiner Handlungen und Vorwürfe bewusst sein, meinte der Ex-Nationalspieler: „Klar, er kann sich jetzt in der Türkei abfeiern lassen. Aber das ist ein Trugschluss. Weil er im Endeffekt nur benutzt wurde, um zu spalten – vor allem hier in Deutschland.“