Abenteuerliche Reise durch Klassik und Jazz
Im Rahmen der Oberkochener Kulturwoche gibt das Quartett Passo Avanti ein außergewöhnliches Gastspiel
OBERKOCHEN - Mit dem Gastspiel des Quartetts Passo Avanti am Montagabend im gut besuchten Bürgersaal hat die Oberkochener Kulturwoche begonnen. Passo Avanti – zu Deutsch: ein Schritt vorwärts –, das sind der Klarinettist und Flötist Alexander von Hagke, Julia Bassler an der Violine, Vlado Grizelj an der Gitarre und der Cellist Eugen Bazijan.
Alle vier Akteure auf der Bühne sind studierte und mehrfach preisgekrönte Musiker – sowohl in der Klassik als auch in der Welt des Jazz zuhause. Und da liegt es natürlich nahe, Kompositionen aus der Klassik auf ihre „jazzige“Eignung abzuklopfen, sie neu zu arrangieren, zu improvisieren und dabei neue, überraschende, interessante und zuweilen auch ganz witzige Elemente zu entdecken und zutage zu fördern.
Mit augenzwinkerndem Humor
Passo Avanti tun das nicht nur auf musikalisch hohem, professionellem Niveau, sondern auch mit Kreativität, augenzwinkerndem Humor und sichtlichem Spaß an der Geschichte. Und – zugegeben – auch wenn man derartigen Crossover-Projekten ein wenig skeptisch gegenüberstehen kann, so stellten sich im Lauf des Abends immer wieder die sprichwörtlichen „Aha“-Effekte ein.
So klangen zum Beispiel die drei gespielten Sätze (Rondeau, Menuett und Badinerie) aus der zweiten Orchestersuite von Bach älter, als sie tatsächlich sind. Die virtuose Version von Passo Avanti erinnerte fast ein wenig an die Musik der Bänkelsänger aus dem Mittelalter – auch wenn natürlich nicht gesungen wurde.
Singen durfte dagegen das Publikum – und zwar die acht Grundtöne des unsterblichen Kanons von Pachelbel. Bereitwillig ließen sich die Oberkochener dabei vom locker moderierenden Alexander von Hagke auf die abenteuerliche musikalische Reise mitnehmen.
Bei „Lascia ch‘io pianga“bewahrte das Quartett den Respekt vor der wunderschönen Händel-Arie, wechselte dann aber mit einer gewagten Überleitung zu Verdis Gefangenenchor „Va pensiero“aus der Oper „Nabucco“und interpretierte diesen in einer ganz speziellen, jazzigen Version.
Auch Wolfgang Amadeus Mozart nahmen Passo Avanti ins musikalische Visier. Und der hätte möglicherweise an der sowohl furiosen als auch virtuosen Version seiner Ouvertüre zur Hochzeit des Figaro durchaus Spaß gehabt. Bei seinem „Türkischen Marsch“hörte man später sogar die Pferde galoppieren.
Neben diesen und anderen „Klassikern“standen im Oberkochener Bürgersaal auch eigene Kompositionen von Alexander von Hagke im Programm, wie etwa „Summer in Skane“, eine romantische Reminiszenz an das sommerliche Südschweden, wobei von Hagke die voluminöse Bassklarinette auspackte, oder das kreative, virtuose musikalische Porträt eines Seeteufels. Den RadetzkyMarsch in einer Samba-Version gab’s schließlich als passende Zugabe. Begeisterter Beifall.