Kretschmann rügt Entscheidung für Wiederanfahren von AKW Beznau
STUTTGART (lsw) - Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat die beschlossene Wiederinbetriebnahme des Atomkraftwerks im schweizerischen Beznau gerügt. „Die Entscheidung ist höchst problematisch“, sagte er am Dienstag in Stuttgart mit Blick auf den Ausstieg Deutschlands aus der Kernkraft. Kretschmann sagte, zwar werde Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) sich bei der Schweiz mit einem Appell für das Abschalten des Reaktors einsetzen. Aber die Schweiz sei ein souveränes Land, auf das man nur bedingt Einfluss habe.
Beznau 1 ist 1969 ans Netz gegangen und einer der ältesten kommerziellen Reaktoren der Welt. Er liegt nahe an der Grenze zu Deutschland westlich des Bodensees. Die Nuklearaufsichtsbehörde ENSI hatte entschieden, dass der wegen Materialschäden vom Netz genommene Reaktor nach einem Sicherheitsnachweis wieder in Betrieb genommen werden darf.
Der Betreiber habe detailliert aufgezeigt, dass die 2015 entdeckten Materialschäden im Stahl des Reaktordruckbehälters die Sicherheit nicht negativ beeinflussten, teilte die Nuklearaufsichtsbehörde ENSI am Dienstag mit. Der Betreiber Axpo will die Anlage nach eigenen Angaben nun wieder hochfahren. Ende März solle wieder Strom produziert werden. Angestrebte Laufzeit ist bis etwa 2030.
Die 925 fehlerhaften Materialstellen hatten eine Größe von fünf bis sechs Millimetern. Bei den Untersuchungen stellte sich heraus, dass es sich um AluminiumoxidEinschlüsse handelte. Laut Axpo waren diese Stellen nicht während des Betriebs des Reaktors entstanden, sondern bereits beim Schmieden des Druckbehälters 1965 in Frankreich.
Laut Betreiber ist die Anlage durch Investitionen von 2,5 Milliarden Franken auf dem neuesten Stand der Technik. Sprecher von Axpo betonten, dass der Nachweis der Sicherheit auf umfangreichen und beispiellosen Untersuchungen beruhe.