Lieben Sie Brahms?
Die Frage „Lieben Sie Brahms“hat es in Frankreich zwar zum Roman- und Filmtitel geschafft, aber mit diesem Komponisten tut sich das französische Publikum schwer. Das ausführliche Booklet zur neuen Brahms-CD des französischen Labels Erato belegt die Reserviertheit mit schönen Beispielen, etwa dem Urteil Gabriel Faurés, bei Brahms entwickele sich „nichts wirklich Siegreiches“. Gott sei Dank, kann man da nur sagen, denn Marseillaisen gibt es bei ihm nicht. Das Martialische an dieser Brahms-CD beschränkt sich auf den Aufnahmeort, das Kulturzentrum im belgischen Mons, das als Abkürzung den Namen Mars trägt. Der französische Pianist Alexandre Tharaud und der Cellist Jean-Guihen Queyras, der nach Trossingen nun in Freiburg unterrichtet, setzen mit den beiden Cello-Sonaten ihren Hörern anspruchsvolle Kost vor und verführen mit einem intensiven Klangeindruck. Vor allem Queyras‘ Cello, das gleich zu Beginn im Bass mit einem geradezu knorrigen Ton einsetzt, um dann in einen wunderbaren Gesang überzugehen. Tharaud lässt ihm hier den Vortritt, um dann erst im Schlusssatz zur Attacke überzugehen. Die zweite CelloSonate beginnt weniger überzeugend, hier kann man sich mehr Eleganz vorstellen. Und Schwung. Der wird zum Schluss nachgeliefert. Nach den beiden konzentriert vorgetragenen Cello-Sonaten verfallen die beiden Interpreten in einen Zugaben-Modus. Es folgt eine Auswahl von Brahms’ Ungarischen Tänzen, in einem Arrangement der beiden Interpreten, mit tüchtigem Tempo und allerlei Kabinettstückchen. (man)