Roder: Beim Artensterben ist es eher fünf nach Zwölf
Artensterben: Stadt weist Vorwurf von Alfred Roder zurück
AALEN - CDU-Stadtrat Alfred Roder beschäftigt das Artensterben schon länger. Er hat den Eindruck, dass dieses Thema für die Stadt keine allzu große Rolle spielt. Das sagte er jetzt im Umweltausschuss, an die Verwaltung hat er vor Kurzem einen Maßnahmenkatalog geschickt, um etwas gegen den Verlust von Flora und Fauna zumindest auf Aalener Stadtgebiet zu unternehmen. Die Verwaltung weist Roders Eindruck zurück, dass die Stadtverwaltung und die Fachämter „der akuten Gefährdungslage nicht genug einsichtig sei.“
Immer weniger Feldlerchen, Stare und Schwalben
Die Zeit drängt, stellt Roder fest, es sei eher fünf nach statt fünf vor Zwölf. Deshalb hatte er in der Sitzung am 26. Oktober den Antrag gestellt, das Thema Artenstreben bis spätestens Anfang 2018 im Gemeinderat zu behandeln und dem Gremium „entsprechende Vorschläge zur Eindämmung dieser unguten Entwicklung zu unterbreiten.“Als Jagdpächter halte er sich schon seit Jahrzehnten sehr oft in der freien Natur auf. Er beobachte den unaufhaltsamen steten Rückgang verschiedener Tier-, Insekten- und Pflanzenarten, entsprechende wissenschaftliche Studien bestätigten seine persönlichen Beobachtungen. So seien in den vergangenen Jahren die Bestände etwa von Feldlerchen, Staren, und Schwalben rigoros zurückgegangen, Feldhasen seien zur Rarität geworden, der Rückgang bei den heimischen Insekten sei „schlichtweg eine Katastrophe“. Der Stadt obliege also eine große Verantwortung, das Thema müsse deshalb „oberste Priorität“haben.
Unterstützung des Antrags kam von den Grünen. Michael Fleischer sagte, er sei Roder dafür dankbar, es gehe „nicht um ein paar Schmetterlinge, sondern um unsere Lebensgrundlage.“
Rudolf Kaufmann (Grünflächenund Umweltamt) wies Roders Vorwurf zurück. Es sei selten, dass eine Stadt so viel unternimmt wie Aalen beim Thema Umwelt und Natur. Man habe etwa in die Renaturierung von Gewässern enorm viel unternommen. Es sei aber so, dass die Stadt nur auf fünf Prozent der Flächen zugreifen kann, die meisten Flächen gehörten beispielsweise Landwirten. Die meisten Anrufe bekomme sein Amt von Bürgern, die sich über Laubfall beschweren oder das Entfernen von Bäumen fordern.
Dieses Thema kann die Stadt nicht allein stemmen, erklärte Bürgermeister Wolfgang Steidle. Es liege auch an den Bürgern, ob sie einen Steingarten oder einen Naturgarten anlegen, ob sie Dünger und Spritzmittel im Garten einsetzen. Den Antrag ihres Fraktionskollegen sieht Ursula Barth denn auch nicht als Vorwurf, sondern als Anregung, für dieses Thema zu sensibilisieren, auch die Bürger. Tatsächlich solle man sich jetzt bald vor dem Einsetzen des Frühlings mit dem Thema beschäftigen.
Gerhard Graule (Grüne) hatte ein konkretes Beispiel aufgegriffen: An der Bürglessteige seien Robinien gefällt worden und weitere sollen folgen. Die seien aber wichtige Futterbäume für Bienen. Steidle betonte, die Stadt pflanze deutlich mehr Bäume als sie fällen lässt. Und Kaufmann hatte auf ein Gutachten verwiesen, nachdem die Robinien an der Bürglessteige teils Faulstellen aufweisen – einige seien sogar umsturzgefährdet, ein Entfernen „dringend empfohlen“. Wenn man hier nicht handle, könne die Stadt ein großes Problem bekommen.
„Es geht um unsere Lebensgrundlage“Michael Fleischer von den Grünen