Fachkräftemangel: Samariterstiftung steigt aus Seniorenzentrum aus
Geplantes Projekt in Unterkochen steht deshalb insgesamt aber nicht infrage – Bauherr Cemal Isin will einen neuen Partner suchen
AALEN-UNTERKOCHEN - Das geplante Seniorenzentrum mit Pflegeheim, betreuten Seniorenwohnungen, einer städtischen Kita und einer Begegnungsstätte unter einem Dach ist ein wichtiges und lange herbei gesehntes Zukunfts- und Vorzeigeprojekt für Unterkochen. Doch jetzt ist ein Partner dafür abhanden gekommen. Am Dienstag hat die Samariterstiftung in Nürtingen erklärt, dass sie das Pflegeheim nicht betreiben werde. Der Bauherr und Planer des gesamten Projekts, Cemal Isin, will aber dennoch an dem Vorhaben unbedingt festhalten. „Wir werden bauen“, verspricht er.
Den Ausstieg daraus habe der Vorstand nunmehr beschlossen, heißt es in einer am Dienstagmorgen versandten Pressemitteilung der Samariterstiftung. Dabei sei es dem dreiköpfigen Gremium nicht leicht gefallen, von dem Vorhaben Abstand zu nehmen.
Sorge um ausreichend Personal
„Doch wir müssen realistisch bleiben“, zitiert die Pressemitteilung das Vorstandsmitglied Eberhard Goll, zuständig für den Bereich Altenhilfe und Pflege. Zunehmend stehe die Stiftung – wie die ganze Branche – vor dem Problem eines Fachkräftemangels, der sich aller Wahrscheinlichkeit nach noch verschärfe. „Wie kann es gelingen, für ein neues Heim der geplanten Größenordnung auch tatsächlich das erforderliche Fachpersonal zu finden?“, hätten sich die Verantwortlichen der Stiftung gefragt. Regionalleiter Christoph Rohlik wird ergänzend so zitiert: „Wir bilden in der Region zwar aus, was möglich ist, aber das reicht kaum für den jetzigen Bedarf. Und wir können auch nicht davon ausgehen, dass die Personalgewinnung ähnlich reibungslos wie beim Hospiz in Ebnat laufen wird. Ein Hospiz hat eine ganz besondere Anziehungskraft, insbesondere für Krankenschwestern.“
Zudem hätten sich, so heißt es in der Mitteilung weiter, der Grundstückseigentümer und Projektentwickler Cemal Isin und die Samariterstiftung über die Konditionen für den Bau beziehungsweise die Finanzierung des ehrgeizigen Projektes nicht einigen können. Es hätten sich Preise für die künftigen Bewohner ergeben, die weit über den Preisen im Samariterstift Ebnat oder Samariterstift Aalen lägen.
„Bis Ende März habe ich Klarheit“
Es sei in allererster Linie die Personalproblematik, welche die Samariterstiftung zu diesem Schritt veranlasst habe, ist Cemal Isin überzeugt. Der Aalener Architekt und Generalplaner hatte das Baugrundstück, die ehemalige Hofstelle Oberdorfer an der Waldhäuser Straße 101, gegenüber der Unterkochener Festhalle, gekauft und hat das geplante Projekt passgenau dafür entwickelt. Er bedauere äußerst, so Isin, dass sich die Samariterstiftung aus dem Projekt zurückgezogen habe, trotz der guten und konstruktiv geführten Gespräche. „Dennoch halten wir an dem Projekt fest und gehen davon aus, dass wir dieses mit einem abgewandelten Konzept und anderen Partnern zeitnah realisieren werden“, so Isin weiter. Man führe bereits Gespräche mit möglichen neuen Partnern, „bis Ende März habe ich Klarheit“. Möglicherweise werde sich daraus für den geplanten Pflegebereich ein etwas anderes Konzept ergeben, vielleicht mehr in Richtung betreute Einrichtung. „Da mir als Ortsansässiger die Bedürfnisse der Unterkochener Bewohner bestens bekannt sind, ist es für mich ein persönliches Anliegen, dass in Unterkochen eine Senioreneinrichtung mit innovativen Ideen entsteht“, sagt Isin.
Stadt hält an geplanter Kita fest
Oberbürgermeister Thilo Rentschler findet es „sehr bedauerlich“, dass ein so etablierter Partner der Altenhilfe in Unterkochen nun nicht mehr mit dabei sei. Man müsse allerdings insgesamt zur Kenntnis nehmen, dass sich insbesondere im Pflegebereich das Fachkräfteproblem inzwischen äußerst verschärfe. Und eine Betriebserlaubnis nur dann zu bekommen sei, wenn der notwendige Bedarf an Fachpflegekräften bis ins kleine Detail und lückenlos nachgewiesen werde. Isin, so ist der OB überzeugt, werde dennoch ein gutes Angebot für Unterkochen machen können, und die Stadt werde in Sachen Kita in enger Abstimmung mit Isin, aber auch mit dem Landesjugendamt weiterhin mit im Boot sein. Am Ende brauche es für die geplante Kita dort dann noch die entsprechenden Beratungen und Beschlüsse im Ortschafts- und im Gemeinderat.
Regelrecht erschrocken sei sie über die Nachricht aus Nürtingen, sagt die Unterkochener Ortsvorsteherin Heidemarie Matzik und bedauert den Ausstieg der Samariterstiftung ebenfalls. „Sie wäre ein guter Partner gewesen“, ist sie überzeugt. Zumal man bereits im Vorfeld, unter anderem bei der Flächensuche, stark auf die Wünsche der Samariterstiftung eingegangen sei. Das Projekt in Gänze sieht aber auch sie durch deren Ausstieg nicht gefährdet. Man stehe jetzt eigentlich kurz vor dem Bauantrag, auf kommunaler Seite habe man alles erledigt, was nötig gewesen sei, und Unterkochen wolle an dieser „idealen Kombination“aus Jung und Alt unbedingt festhalten. „Das Projekt ist gut, der Standort ist gut, und Unterkochen braucht eine solche Einrichtung“, erklärt Matzik.